Amberg
27.11.2018 - 14:44 Uhr

Neue Praxis für den Bereitschaftsdienst

Wenn das Fieber am Abend steigt, hat der eigene Hausarzt meist Feierabend. Dann geht die Suche nach dem Bereitschaftsdienst los - oder besser: ging. Für diese Fälle gibt es jetzt eine zentrale Anlaufstelle am Amberger Klinikum.

Bereitschaftspraxis ist nicht gleich Notaufnahme. Um letztere zu entlasten, hat der Ärztliche Kreisverband das Modell der Bereitschaftspraxis erfunden, die nur räumlich ans Klinikum angeschlossen ist. Bild: Stephanie Gräß, Klinikum Amberg
Bereitschaftspraxis ist nicht gleich Notaufnahme. Um letztere zu entlasten, hat der Ärztliche Kreisverband das Modell der Bereitschaftspraxis erfunden, die nur räumlich ans Klinikum angeschlossen ist.

Ohne großes Brimborium ging am Dienstag die Eröffnung der Bereitschaftspraxis der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) im Amberger Klinikum über die Bühne. Damit nahm auch die letzte ihrer Art in der Oberpfalz ihre Arbeit auf. Ziel dieser neuen Struktur ist es laut KVB, bayernweit zentrale Anlaufstellen für Patienten zu schaffen, wenn diese außerhalb der üblichen Sprechstundenzeiten eine ambulante medizinische Versorgung benötigen.

Bisher war es so geregelt, dass die Ärzte, die am Bereitschaftsdienst beteiligt waren, ihre Praxen länger offen ließen oder dort am Wochenende auf Patienten warteten. Wer genau wann Bereitschaftsdienst hatte, das erfuhren die Patienten aus der Zeitung oder über die Rufnummer 116 117. Hatte dann ausgerechnet ein Hausarzt in einer entgegengesetzten Ecke des Landkreises Dienst, kam es sehr oft vor, dass die Betroffenen kurzerhand die Notaufnahme des Klinikums angesteuert haben.

Immer weniger Ärzte

Mit dem Effekt, dass diese teilweise von Patienten mit an sich harmlosen Beschwerden blockiert war und sich die Ärzte weniger um die wirklichen Notfälle kümmern konnten. Mit der Schaffung der zentralen Bereitschaftspraxis am Klinikum, die räumlich direkt an die Notaufnahme angegliedert ist, können diese leichten Fälle künftig automatisch dem ärztlichen Bereitschaftsdienst zugeordnet werden. Umgekehrt bestehen kurze Wege, wenn sich herausstellt, dass ein Patient tatsächlich ein Notfall ist. Dann muss nicht aufwendig ein Rettungswagen gerufen werden, die Notaufnahme befindet sich stattdessen direkt nebenan.

Ein weiterer Grund für die Schaffung dieser neuen Praxisform liegt laut KVB aber auch darin, dass sich immer weniger der niedergelassenen Ärzte am Bereitschaftsdienst beteiligt haben - weil es einfach immer weniger von ihnen gibt. "Aus diesem Grund wurden irgendwann die betreuten Territorien vergrößert", erläutert Dr. Klaus Ebenburger, der Vorsitzende der niedergelassenen Hausärzte der Oberpfalz, das weitere Vorgehen. "Dann hatte man zwar wieder mehr Ärzte, gleichzeitig wurden die Wege für die Patienten länger", fügt er an.

Seit Januar erfolgt nun bayernweit die schrittweise Umstellung auf die zentralen Bereitschaftspraxen. Der Bereich Amberg-Neumarkt hat übrigens zwei davon: eine in Amberg, eine in Neumarkt. Sehr zum Unmut der Sulzbach-Rosenberger Kollegen, verrät Klaus Ebenburger kein Geheimnis. "Die hätten gerne ihre eigene Praxis in Sulzbach gehabt." Das sei übrigens seiner Ansicht nach ein Grund dafür, warum Amberg am Schluss des Umstellungsprozesses steht. "Aber nicht nur in Sulzbach-Rosenberg, auch in Amberg gab es dagegen erhebliche Widerstände."

Widerstand war heftig

Letztendlich wohl auch aus der Angst heraus, die Patienten wieder zu verlieren, die den Weg in die eigene Praxis als Notfallpatient gefunden hätten. "Und die Bequemlichkeit spielt auch eine gewisse Rolle dabei." Er selbst sei ein Befürworter des neuen Systems, sagt Ebenburger. Allein schon aus dem Grund, weil damit gleichzeitig die Entzerrung des abendlichen und wochenendlichen Bereitschaftsdienstes in der Praxis von den gleichzeitigen Hausbesuchen verbunden sei. Jetzt sitze ein Arzt in der Bereitschaftspraxis am Klinikum, ein anderen betreue mit einem von der KVB gestellten Fahrer die Patienten draußen.

 
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