Jörg Kroha und Stefanie Lenz lachen. "Gar nichts", lautet die Antwort. Also fast nichts. Die Innenräume vertragen einen neuen Anstrich, kaputte Biergarten-Möbel sollen ausgetauscht und die Außen-Überdachung wieder wetterfest gemacht werden.
"Nur kleine Schönheitsreparaturen werden gemacht", verspricht Stefanie Lenz allen Vaitl-Fans, die schon in Sorge waren, ob aus ihrer Lieblingskneipe jetzt ein Schicki-Micki-Café wird. Die 32-Jährige beruhigt: "Es wäre fatal, da etwas umzukrempeln." Der Charakter der Kneipe soll erhalten werden. Hier war die gelernte Heilerziehungspflegerin selbst schon Gast. Mit 18 Jahren begann sie mit dem Bedienen. "Es war ein netter Ausgleich zum Beruf."
Im Casino-Wirtshaus lernte sie Albert Wartha kennen. "Er war mein erster Thekengast." Er ist neben Kroha und Lenz der Dritte im Bunde der neuen Vaitl-Chefs. Die Entscheidung, das Vaitl zu übernehmen, "war innerhalb von ein paar Stunden klar". Kroha, aufgewachsen in elterlichen und großelterlichen Gastronomie-Betrieben, sei sofort "Feuer und Flamme" gewesen. Wirtshäuser seien seine Leidenschaft. "Entweder man hat es im Blut, oder nicht." Zwar habe er Groß- und Einzelhandelskaufmann gelernt, doch er musste zurück hinter die Theke. "Das Vaitl ist eine Traditionsgaststätte mit einem wunderschönen Biergarten mitten in der Stadt."
Das Besondere an dem Lokal sind aber auch die Gäste: Von der Familie beim samstäglichen Essen von sauren Bratwürsten über die Schüler und Studenten bis zu den Rentnern und den Nachtschwärmern: Hier trifft sich Gott und die Welt. "Und so soll es bleiben", sagt Stefanie Lenz. Mit Wartha ist die handwerklich versierte Seite im Trio abgedeckt. Während es für Lenz der erste Schritt in die Selbstständigkeit ist, haben Kroha und Wartha schon jahrelang Erfahrung mit eigenen Betrieben. Trotzdem ist der bisherige Pächter Norbert Eichenseer für sie das Amberger Wirt-Urgestein schlechthin. "Die Fußstapfen, in die wir jetzt treten, sind groß. Norbert war ein top Wirt. Immer freundlich, immer charmant", sagt Jörg Kroha.
Das Haus am Viehmarkt hat eine lange Geschichte. Vermutlich gab es dort bereits im Jahr 1350 eine Schankerlaubnis. Der Neubau erfolgte 1516. 1629 gründete Georg Müller am Viehmarkt 8 den "Bäcker und Getreidehandel Müller". Diese Bäckerei wechselte im Laufe der Jahrzehnte häufig ihren Besitzer, bis im Jahre 1892 Georg Wild die Bäckerei kaufte und als "Bäckerei und Pferdehandel Wild" weiterführte. Am 29. April 1896 meldete er den Pferdehandel ab und eröffnete die "Bierschänke Wild". Fünf Jahre später bekam Georg Wild einen Partner namens Josef Vaitl. Dieser nahm im selben Gebäude den Pferdehandel wieder auf. 1916 starb Georg Wild im Ersten Weltkrieg. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Unternehmen als "Bierschänke Josef Vaitl vormals Wild" bis 1935 weitergeführt. 1938 wiedereröffnete Josef Pirzer die Bierschänke. Geprägt durch die langjährige Bewirtung der Partner, gab er ihr den Namen Wild-Vaitl. 1954 wurde die Kneipe von der Brauerei Holnstein übernommen und in Holnsteiner Bierstüberl umbenannt. 20 Jahre später wurde es als Wild-Vaitl wiedereröffnet.
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