Amberg
07.04.2024 - 08:07 Uhr

Neustart für Amnesty International in Amberg

Amnesty International ist eigenen Angaben zufolge die weltweit größte Bewegung, die für Menschenrechte eintritt. Die Amberger Ortsgruppe gibt es fast 50 Jahre. Seit 1978 war Johann Ott das Gesicht. Jetzt gibt es einen Neustart.

Die seit fast einem halben Jahrhundert existierende Amberger Ortsgruppe von Amnesty International stellt sich neu auf. Nach seiner langen Zeit als Leiter möchte sich Johann Ott zurückziehen. Nun werden interessierte Leute gesucht, die damit weitermachen, die „sich engagieren möchten für die Einhaltung der Menschenrechte weltweit“, wie es in dem Aufruf der Amnesty-Gruppen der Nachbarstädte Regensburg, Weiden und Schwandorf heißt. Weiter appellieren die Aktiven: „Es ist nötiger denn je, dass sich Menschen finden, die sich einbringen, die Zeichen setzen, die Mut machen: sich und anderen.“ Um die Aufmerksamkeit der Amberger Öffentlichkeit zu wecken und auf die Bedeutung der Arbeit für die Menschenrechte neu hinzuweisen, veranstalten die Bezirkssprecher der Amnesty International Oberpfalz, Veit Wagner und Martin Wismath, dreierlei.

Fotoausstellung zum Ukraine-Krieg

Erstens wird vom 10. April bis zum 7. Mai in der Stadtbibliothek Amberg die Ausstellung „Die Ukraine – Alltag im Krieg“ gezeigt. Die Fotoausstellung, von Amnesty International zusammen mit der Fotoagentur Ostkreuz und der ukrainischen Menschenrechtsaktivistin Oleksandra Bienert entwickelt, gibt Einblicke in den Alltag der Menschen in der Ukraine. Wie gestalten die Menschen trotz großer Gefahren ihren Alltag in dem seit 2014 andauernden Krieg?

Experten-Vortrag

Zweitens laden die Veranstalter am Freitag, 19. April, um 19 Uhr zu einer Vernissage dieser Ausstellung ein, bei der neben Veit Wagner und Martin Wismath auch Oberbürgermeister Michael Cerny sprechen wird. Kern des Abends ist der Vortrag von Peter Franck; er ist langjähriger Russland-Experte von Amnesty International und Vorstandsmitglied der Deutschen Sacharow-Gesellschaft. Er spricht über das Thema: „Russlands Angriff auf die Ukraine – ‚Zeitenwende‘ auch für die Menschenrechtsarbeit?“

Informationsgespräch

Drittens findet am Freitag, 26. April, um 19 Uhr in der Bruckmüller-Gaststätte „Heimatgenuss" ein Informationsgespräch statt, bei dem Vertreterinnen und Vertreter von Amnesty-Gruppen aus der Oberpfalz über ihre Arbeit und Aktionsmöglichkeiten informieren. Hier sollen Interessierte bei einer Gruppenfortführung in Amberg unterstützt werden.

Erfolge und Enttäuschungen

Nach einem Fall gefragt, der ihm besonders in Erinnerung geblieben sei, nennt Johann Ott ein Erlebnis, das so ähnlich auch heute noch für die Arbeit von Amnesty International prägend ist. „Die Amberger Gruppe wurde aufgefordert, sich für die Freilassung eines Russen aus Leningrad einzusetzen, der wegen Rowdytums verurteilt worden war. Er hatte Flugblätter verteilt, und man hatte Schriften von Rosa Luxemburg und die Bibel bei seinen Büchern gefunden.“ Ott fährt fort: „Wir hatten seine Adresse in einem der vielen Straflager in Russland und schrieben ihm 14-tägig Ansichtskarten. Darüber hinaus schrieben wir an Regierungsstellen.“ Ein Jahr nach dem Beginn der Amberger Aktivitäten bekam Johann Ott einen Brief des Inhaftierten auf Umwegen über einen schwedischen Diplomaten: „Der Gefangene bedankte sich für unser Engagement und teilte mit, die Postkarten hätten ihn bestärkt.“

Andere Fälle führten nach Monaten oder Jahren zu einer Freilassung der Inhaftierten, und wieder andere blieben zwar ohne sichtbaren Erfolg – aber, wie der Fall des Mannes aus Leningrad zeigt, auch hier geben die Zuschriften den Inhaftierten wenigstens das Gefühl, nicht von aller Welt verlassen zu sein. Solcher Einsatz von Amnesty International weltweit brachte der Organisation 1977 den Friedensnobelpreis ein. In der Begründung hieß es, Amnesty zeichne sich durch eine klare Haltung aus: "Nein zu Gewalt, Folter und Terrorismus. Auf der anderen Seite ein Ja zur Verteidigung der Menschenwürde und Menschenrechte."

Termine:

Die Veranstaltungen von Amnesty International

  • ab 10. April: Ausstellung zum Ukraine-Krieg in der Stadtbibliothek Amberg (bis 7. Mai)
  • 19. April, 19 Uhr: Vortrag des Russland-Experten Peter Franck
  • 26. April, 19 Uhr: Informationsgespräch zum Neustart der Amberger Amnesty-International-Gruppe bei Bruckmüller
 
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