Amberg
29.12.2019 - 12:48 Uhr

"Der Nussknacker" in Amberg: Getanzte Traum- und Märchenwelt

Der Nussknacker ist so etwas wie die Heilige Kuh unter den klassischen Balletten. Kein Wunder, denn die Geschichte "Nussknacker und Mäusekönig" von E.T.A. Hofmann trifft auf die genial komponierte Musik von Peter Tschaikowsky.

„Der Nussknacker“ – der Ballettklassiker, getanzt vom Russischen klassischen Staatsballett, wurde mit großem Beifall und vielen Bravorufen belohnt. Bild: Petra Hartl
„Der Nussknacker“ – der Ballettklassiker, getanzt vom Russischen klassischen Staatsballett, wurde mit großem Beifall und vielen Bravorufen belohnt.

Am Samstagabend war das Russische klassische Staatsballett mit dem berühmten Kunstmärchen im Amberger Kongresszentrum zu Gast. Wie in der literarischen Vorlage fließen auch in der Interpretation und den Choreographien des russischen Ensembles "das Reale und Irreale ineinander". Traum und Wirklichkeit verweben sich vor der Kulisse eines übergroßen Weihnachtsbaumes. Handkuss und Perücken, Reifröcke und Dienerschaft - der Charme vergangener Zeit wird in der nostalgischen Inszenierung und in den prächtigen Kostümen deutlich.

Puppen werden lebendig

Im gemütlichen Haus der Stallbaums ist alles bereit für das Fest, der Baum ist geschmückt, die Kinder Marie und Fritz freuen sich über die Weihnachtsgeschenke. Die Mädchen beschäftigen sich mit ihren Puppen und die Buben spielen mit Zinnsoldaten. Die Erwachsenen tanzen mit dem Patenonkel Drosselmeier, der einen Nussknacker für die Kinder mitgebracht hat.

Elegant und etwas vornehm-steif dreht sich die illustre Gesellschaft im Kreis. Die Familie geht zu Bett. Um Mitternacht beginnt der Spuk. Die Bühne leuchtet geheimnisvoll - die Puppen werden lebendig. Anfangs noch mechanisch-starr, dann immer temperamentvoller, immer beweglicher, immer quirliger. Marie, jetzt schon erwachsen (Primaballerina Kristina Michailova), tanzt mit ihrem Märchenprinzen (Solotänzer Roman Starikov), Drosselmeier (Dmitrij Arbuzov) mit dem Mäusekönig, Harlekin mit Colombina, der Teufel mit der Teufelin. Alle Solopartien wie überhaupt das gesamte Corps de Ballet erzählen in sehr straffer, etwas unterkühlter Fassung die romantische Geschichte.

Voller Anmut und Grazie

Mit vollendeter Grazie und Anmut schwebt die Solotänzerin über den Bühnenboden, verzaubert mit schnellen und präzise gedrehten Pirouetten und mit Unterstützung des Partners auch mit federleichten Hebefiguren. Die Energie der Musik findet jedoch nicht immer eine Entsprechung in der Choreographie. Kraftvolle Sprünge sind eher Seltenheit, die Szene "Mäuse gegen Zinnsoldaten" ist kaum als Kampf-Tanz zu erkennen. Wie eine Nummernrevue folgt ein Charaktertanz auf den nächsten.

Eher distanziert

Puppen und Schneeflocken drehen sich in anmutigen Kreisen, die verschiedenen Pas de deux und Pas de trois gefallen ganz gut. Die Kunst ist es, Leichtigkeit vorzugaukeln, wo doch Knochenarbeit dahintersteckt. Von den Anstrengungen sehen und spüren die Besucher nichts. Das sanfte Gleiten von Musik zu Tanz, vom Sein zum Schein zieht trotz der eher distanziert-knappen Interpretation von Chef-Choreograf und Ensembleleiter Konstantin Iwanow in den Bann.

Nach 110 Minuten (inklusive Pause) ist der Tanz-Traum vorbei. Dafür gab es am Ende Blumen aus dem Publikum für die fantastische Primaballerina, Bravorufe für das gesamte Corps de Ballet und viele verzückte Kinderaugen.

 
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