Amberg
01.08.2024 - 13:00 Uhr

OTon: Mein Motorradsturz und warum ich trotzdem weiter fahre

Auf einer Landstraße bei Amberg hatte unser Autor einen Motorradunfall. Die Maschine überstand den Sturz nicht. Mit dem gefährlichen Hobby aufzuhören, ist für Nils Ganzmann keine Option. Wenige Wochen später sitzt er wieder im Sattel.

Kratzer auf dem Visier meines Helms erinnern an den Sturz. Beim Fahren stören sie jedoch nicht. Bild: Nils Ganzmann
Kratzer auf dem Visier meines Helms erinnern an den Sturz. Beim Fahren stören sie jedoch nicht.

Das linke Knie schlägt zuerst auf dem Asphalt auf. Gefolgt von Hüfte und Schulter. Mein Körper rutscht mit 80 km/h auf den Straßengraben zu. Ich höre, wie das Metall meines Motorrads über die Fahrbahn schleift. In Wirklichkeit dauert alles nur wenige Sekunden. Für mich vergeht eine Ewigkeit, bis ich auf dem Grünstreifen liege. Ich rapple mich auf und schaue die lange Gerade der Landstraße hinunter. Niemand zu sehen. Ich drehe mich zur Kurve um, aus der ich gekommen bin. Warum ich gestürzt bin? Keine Ahnung. Ich taste meine Beine, Arme und den Oberkörper ab. Scheint alles ganz sein. In den Ohren höre ich meinen Puls schlagen.

Mit zitternden Beinen stehe ich auf und gehe zur Maschine, die im hohen Gras liegt. Der Motor ist von selbst verstummt. Auf den ersten Blick ist gar nicht so viel kaputt – auf den zweiten umso mehr. Den Schalthebel hat es zu einem Metallknäuel verbogen. Weiterfahren geht nicht. Ist vielleicht besser so. Das erste Auto hält neben mir an. „Kann man helfen?“, ruft der Fahrer. Ich nicke, das getönte Visier des Helms verdeckt mein Gesicht. Zu zweit hieven wir das demolierte Motorrad aus dem Straßengraben. „Kann ich sonst noch irgendwas tun?“ Ich schüttle den Kopf und bedanke mich. Das Auto fährt weiter, ich stehe allein an der Landstraße.

Meine Hand greift in die Brusttasche der Lederjacke. Auch das noch: Ich habe mein Handy vergessen. Drei, vier Autos fahren vorbei, ohne anzuhalten. Die Fahrerin eines Kleinwagens sieht meinen gestreckten Daumen und bremst ab. Mit ihrem Telefon rufe ich meine Eltern an. Begeistert sind sie nicht, aber froh, dass es mir gut geht. Wir verständigen einen Abschleppdienst. „Zu 99 Prozent ist das ein Totalschaden“, vermutet der Fahrer, als er eine Stunde später das Motorrad auflädt. Der Lenker ist verbogen, der Blinker weht lose im Fahrtwind des Abschleppers.

Tage später ist klar: Der Fahrer des Abschleppdienstes hatte recht. Mit dem Motorradfahren aufzuhören, ist für mich keine Option. Motorradfahren ist ein gefährliches Hobby. Das ist mir nach dem Sturz umso mehr bewusst. Der Sattel ist aber der einzige Ort, an dem ich richtig abschalten kann. Nirgendwo sonst kann ich mich von dem hektischen Alltag so lösen. Sechs Wochen später sitze ich wieder auf dem Motorrad und fahre dem Sonnenuntergang entgegen. Freiheit.

Info:

OTon

Wir sind junge Mitarbeiter der Oberpfalz-Medien. In unserer Kolumne „OTon“ schreiben wir einmal in der Woche über das, was uns im Alltag begegnet – was wir gut finden, aber auch, was uns ärgert. Dabei geht es weniger um fundierte Fakten, wie wir sie tagtäglich für unsere Leser aufbereiten, sondern um unsere ganz persönlichen Geschichten, Erlebnisse und Meinungen. Wir wollen zeigen, dass nicht nur in Hamburg, Berlin oder München Dinge passieren, die uns junge Menschen bewegen.

 
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