Vor etwa fünf Wochen hat sich der bayerische Kultusminister Michael Piazolo an pensionierte Lehrer gewandt. Er fragte sie, ob sie wegen des Lehrermangels aushelfen möchten. Nahezu gleichzeitig hat das Ministerium wegen Corona Lehrer über 60 vom Präsenzunterricht befreit. Das hat wohl etliche Pädagogen irritiert.
Um die Lehrerversorgung sicherzustellen, gebe es eine Kombination aus dienstrechtlichen Maßnahmen und freiwilligen Beiträgen der Lehrkräfte, erläutert das Ministerium. Dazu gehöre eine Rückkehr von Pensionisten. Es handele sich um ein Angebot für ehemalige Lehrkräfte, die sich freiwillig engagieren und etwas hinzuverdienen wollen. Die Behörde habe rund 8000 Lehrkräfte angeschrieben, die zwischen 2014 und 2019 in Ruhestand gegangen sind. "Erste Rückmeldungen zeigen, dass es einige Lehrkräfte gibt, die hieran Interesse haben", sagt Sprecherin Julia Kuntz.
Das sei eine Maßnahme zum Lehrermangel, meint Katja Meidenbauer, die Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands in der Oberpfalz. Sie sehe keinen Zusammenhang mit der Coronakrise und dem reduzierten Einsatz von älteren Lehrern. Das Ministerium schreibt jedoch, dass der Einsatz der Pensionisten abhängig vom Infektionsgeschehen zum Schuljahresbeginn 2020/21 erfolge. Sollte ein voller Präsenzunterrichtsbetrieb nicht möglich sein, fallen dennoch Aufgaben an: Korrekturen, Betreuung von "Lernen von zu Hause", Administration. Da Menschen über 60 laut Robert-Koch-Institut nicht per se risikogefährdet seien, könnten ältere Lehrer durchaus arbeiten, so Kuntz. Das Ministerium stellt sich vor, dass Pädagogen über 60, die Vorerkrankungen haben oder schwerbehindert sind, sowie Pensionisten für die geschilderten Aufgaben außerhalb des Präsenzunterrichts eingesetzt werden.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.