Dieses Angebot war neu, anders und machte neugierig: Ein Konzert, bei dem sich alles um das Thema Schokolade dreht. Und das unter dem Titel „Ciao Cacao“! Also sollen, dürfen wir vielleicht diesem himmlischen Genuss nicht länger frönen, der ja so viele immer wieder packt und für sie zu den akzeptierten, weil über alles geliebten Sünden unseres Lebens gehört? Doch falsch: Der Auftritt der bestens aufgelegten Elle und ihrer ausgezeichneten Kapelle bewies vielmehr das Gegenteil. Er präsentierte sich als Hommage an die wunderbar schmelzende, herrlich süße Leckerei, die einem so manche schwere Stunde ein bisschen leichter machen kann und – in Maßen genossen sowie qualitativ hochwertig produziert – unserem Körper nicht nur seelisch auf die Sprünge hilft.
Kein Wunder, dass es dem Publikum große Freude bereitete, den Ausführungen der Sängerin und Conférencière Elle Czischek zu lauschen, für die dieser Auftritt sicherlich zu einem der bewegendsten in ihrer Karriere wurde. Nicht nur, dass die in Bonn geborene und in Wiesbaden aufgewachsene Künstlerin mit Schauspielausbildung in Bochum einen familiären Bezug zur Vilsstadt hat, da ihre Eltern beide aus Amberg stammen und sie darum immer wieder zu ihren Großeltern in die Oberpfalz reiste. Hinzu kam auch die Tatsache, dass es sich beim Veranstaltungstag um den ersten Geburtstag ihrer Mutter handelte, den diese nicht mehr selbst erleben durfte, wobei auch sie ihre letzte Ruhestätte in Amberg gefunden hat.
Die Speise der Götter
Daraus machte Elle, die mit bürgerlichem Namen Elke Czischek heißt, bei aller guten Laune, die sie im Rahmen ihres Auftritts verbreitete, kein Geheimnis. Ihrem süßen, durchaus aber auch kritisch betrachteten Thema war sie durch ihren Mann Stefan Schneider nähergekommen. Er ist Experte auf diesem Gebiet, betreibt in Herrsching am Ammersee eine eigene Chocolaterie mit Namen „Schokosphäre“ und hat Elle mit seiner Leidenschaft für das unvergleichliche Kakaoerzeugnis angesteckt. Auch steuerte er die Kostproben bei, mit deren Hilfe sich die Zuhörerinnen und Zuhörer selbst auf die Spuren dieser Köstlichkeit begeben konnten.
Um das richtige Gefühl dafür zu entwickeln, waren sie eingeladen, zunächst eine Kakaobohne, dann die „Urschokolade“ und später das Ergebnis nach der Erfindung des Conchierens zu riechen, zu schmecken und nach dem Auseinanderbrechen per „Snap“ auf der Zunge zergehen zu lassen. Die kleinen Tüten mit den Probierstückchen wurden zu Beginn dieses Abends verteilt und, jeweils passend zum Thema, gemeinschaftlich geöffnet und genussvoll vernascht. Dabei erfuhr das Publikum so viel Wissenswertes, Lustiges und Erstaunliches über „Theobroma Cacao“, die „Speise der Götter“, dass sich nicht nur einer der Anwesenden in einer Fortbildungsveranstaltung für diese jahrtausendealte Köstlichkeit wähnte, dessen Lieferant aufgrund des menschengemachten Klimawandels und Pestizideinsatzes bereits Mitte dieses Jahrhunderts auszusterben droht.
Sprachakrobatik und genussreiche Songs
Dennoch, bei all diesen launigen wie ernsten Tönen, die Elle als Moderatorin anschlug und sich dabei als ausgezeichnete Entertainerin und Sprachakrobatin entpuppte, war es doch in erster Linie ein Konzert, zu dem das Publikum gekommen war und dessen von der Sängerin verfasste Songs das zentrale Element dieses Abends bildeten. Und auch in diesen insgesamt 16 facettenreichen Liedern spielte die Schokolade die dominierende Rolle, ob in ihrer Funktion als „Sozialer Kitt“, als Auswahlkriterium bei der Partnerwahl, als Reminiszenz an „Olmeken, Mayas und Azteken“ oder auch in Bezug auf die Hassliebe und damit bevorzugte Fernbeziehung zu der Mücke, die für die Bestäubung der Kakaopflanzen so wichtig ist, aber leider auch zu den kleinen, lästigen Blutsaugern gehört.
Die Musik zu diesen Texten hat Andreas Unterreiner komponiert und sich dafür verschiedenster Stilrichtungen wie Jazz, Pop, Funk und Reggae, aber auch Elektroswing, Punk und Gospel bedient, wodurch eine Reihe teils herber, teils anregend-genussreicher Chansons und Lieder entstanden ist. Unterreiner, der nicht nur mit seiner eigenen Band zahlreiche Auftritte absolviert, sondern auch regelmäßig bei Dreiviertelblut, am Gärtnerplatztheater und in einer Big Band zu hören ist, ist auch Mitglied der titelgebenden „Kapelle“, die sich als ebenso spielfreudige wie ausgezeichnete Begleitung der Sängerin entpuppte. Ihm wie seinen Kollegen Andi Schütz, Moritz Kinker, Knud Mensing und Tilman Herpichböhm gelang es hervorragend, ihren Teil zum Gelingen dieses unvergleichlichen Abends beizutragen und damit die Geschmacksexplosion vollends zum Ausbruch zu bringen.
„Schmeckt perfekt“
Dank gebührt aber nicht nur ihnen, sondern auch der Familie Baumann, die dieses Erlebnis möglich gemacht hat, weil sie Elle&Kapelle und ihr Programm erst bei einem Besuch am Ammersee entdeckt hatte und anschließend nach Amberg holte. Das städtische Kulturreferat ließ sich gern von dieser Idee überzeugen und präsentierte damit eine Veranstaltung, für das der Blick von der Bühne ins „Schatzkästchen“ Stadttheater den genialen Rahmen lieferte. Zum Glück – denn dieser Abend schmeckte wirklich perfekt.
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