In seiner unvergleichlichen Art, intellektuelle Klarheit und zutiefst berührende Emotion zu einem einzigartigen Klangerlebnis zu verschmelzen, widmet sich der international gefragte Künstler diesmal den drei frühen Sonaten op. 10 sowie deren berühmter großer Schwester "Waldstein". Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien hat Herbert Schuch mehr verraten.
ONETZ: Herr Schuch, was hat einen so renommierten Pianisten wie Sie ans Stadttheater nach Amberg geführt?
Herbert Schuch: Ich spiele ja nicht nur in großen Metropolen, sondern überall, wo es schöne Säle gibt. 2012 war ich erstmals hier. Nach dem Konzert hatte Wolfgang Dersch (Kulturreferent der Stadt, Anmerk. d. Red.) die Idee, einen ganzen Klavier-Zyklus zu machen. Noch über Nacht kamen mir damals Schubert und Janaček in den Sinn. Es ist also etwas Besonderes, was mich mit der Stadt verbindet. Zu dem aktuellen Beethoven-Großprojekt haben mich auch zwei runde Geburtstage inspiriert: Ich werde dieses Jahr 40, Beethoven wäre nächstes Jahr 250 Jahre alt geworden.
ONETZ: Hatten Sie bei Ihren Abstechern in die Oberpfalz auch Gelegenheit, Stadt und Umgebung ein wenig kennenzulernen?
Herbert Schuch: Tatsächlich erst jetzt nach dem ersten Beethoven-Abend im Januar. Meine Frau (Pianistin Gülru Ensari, Anmerk.d.Red.) und ich sind einen halben Tag durch die Altstadt gebummelt – sehr reizvoll, schön und stimmungsvoll. Und sehr nette, angenehme Leute.
ONETZ: Jedes Publikum ist anders - was schätzen Sie an den Amberger Zuhörern besonders?
Herbert Schuch: Es sind besondere Momente wie diese stillen Sekunden. Die gemeinsame Schwingung und das Gefühl, den ganzen Saal zu erreichen. In der intimen, direkten und schönen Atmosphäre des Stadttheaters weiß ich, wo der Klang hingeht.
ONETZ: Welche Eindrücke haben Sie vom Zyklus-Auftakt mitgenommen?
Herbert Schuch: Es löst auch in mir eine gewisse Euphorie aus, wenn das Publikum sehr begeistert ist. Und dann der unglaubliche Effekt der Appassionata, obwohl ich diese schon 20 Jahre im Repertoire habe - es wird immer intensiver. Der rauschhafte Zustand funktioniert aber nur mit Publikum.
ONETZ: Was erwartet uns bei der Fortsetzung?
Herbert Schuch: Der Abend ist ein bisschen ähnlich wie das erste Konzert: Zuerst die - etwas weniger ausladende - Trias der Sonaten op. 10.: Nr. 1 mit ihrer fast opernhaften Dramatik, Nr. 2, die mir besonders ans Herz gewachsen ist und mit der ich viele Erinnerungen verbinde, seit ich sie mit zwölf Jahren zum ersten Mal gespielt habe. Und der frühe, unglaubliche Höhepunkt der Nr. 3, die immer wieder aufs Neue erschüttert – ganz großes Kino.
ONETZ: Zu hören ist auch die berühmte, aber schon im Notenbild monströs wirkende Waldsteinsonate. Wie knackt man so eine harte Nuss?
Herbert Schuch: Von den Noten her ist das schnell geknackt, es ist nicht die schwerste Sonate. Ungeheuer schwer ist dagegen, eine klare Idee aus der bizarren Struktur herauszuarbeiten. Ich verbinde die drei Sätze mit kosmischen Begrifflichkeiten: Mit der Möglichkeit, Energie freizusetzen, Gottes Meditation darüber, was man mit dieser Energie macht und schließlich einem Fest von Leben und Energie. Aber ein Rest von Skepsis bleibt, vielleicht denke ich in fünf Jahren auch ganz anders darüber.
Service
Das zweite Konzert des insgesamt achtteiligen Beethoven-Klavierzyklus mit Herbert Schuch im Stadttheater Amberg findet am Sonntag, 17. März statt, weitere Termine sind Sonntag, 12. Mai 2019, Sonntag, 20. Oktober 2019, Sonntag, 24. November 2019, Sonntag, 12. Januar 2020, Sonntag, 8. März 2020 und Sonntag, 24. April 2020. Beginn ist jeweils um 17 Uhr. Abonnement und Karten bei der Tourist-Information Amberg, Hallplatz 2, Tel. 09621/101233, tourismus[at]amberg[dot]de.
Zur Person
Herbert Schuch wurde 1979 in Temeschburg/Rumänien geboren und übersiedelte 1988 mit seiner Familie nach Deutschland. Der dreimalige Bundessieger des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ studierte bei Prof. Karl-Heinz Kämmerling am Salzburger Mozarteum und zählt zum erlauchten Kreis der Alfred-Brendel-Schüler. 2013 erhielt er einen Echo-Klassik. Herbert Schuch ist nicht nur regelmäßiger Gast auf renommierten internationalen Bühnen und bei namhaften Festspielen, sondern auch als Klavierduo mit seiner Frau Gülru Ensari und als Kammermusiker mit Julia Fischer und Daniel Müller-Schott auf Tour. Zudem engagiert er sich in der vom Kollegen Lars Vogt gegründeten Organisation „Rhapsody in School“.
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