Es mag an der bevorstehenden Wahl liegen. Oberbürgermeister Michael Cerny hat dennoch Recht, wenn er sagt: Ob der Politprominenz der vergangenen Tage hätte man in Amberg mit etwas mehr Timing fast schon eine Kabinettssitzung abhalten können. Am Dienstag weilte Innenminister Joachim Hermann in der Vilsstadt. Am Mittwoch kam Ministerpräsident Markus Söder ins Casino-Wirtshaus. Am Donnerstag reiste Michael Piazolo (Freie Wähler) an.
Kultusminister zeigt Humor
Der Kultusminister wäre aber wohl auch gekommen, wenn nächste Woche keine Kommunalwahlen wären. Denn das Berufliche Schulzentrum in Amberg feierte mit einem Festakt gleich ein doppeltes Jubiläum: 100 Jahre Berufsschule und 50 Jahre FOS (Fachoberschule). Während sich die Schüler, die als Moderatoren durch die Feier führten, passend zu den Gründerjahren wahlweise in schicker Abendgarderobe im Stile der 1920er Jahre oder knallbunte Klamotten samt Blümchenmotiven präsentierten, bewies Piazolo Humor. Angelehnt an die Hippie-Zeit erinnerte der Kultusminister an das eingängige Zitat: "Wer sich an die 70er erinnern kann, hat sie nicht erlebt." Gelächter in der Aula.
Schülern Werte vermitteln
Der Minister zeigte sich aber nicht nur humorvoll, sondern hatte auch einige klare Botschaften mit nach Amberg gebracht. So erklärte er: "Wir müssen es schaffen, die Ballungsräume zu entschleunigen." Die ländlichen Räume und "mittleren Städte", wie es Amberg eine sei, müssten gestärkt werden. Gerade die Schulen hätten hier eine Vorbildfunktion und müssten institutionell gut aufgestellt sein.
Piazolo hob zudem das duale Schulsystem als "Markenzeichen, das weit über Deutschland hinausreicht" hervor. Er warb für eine Gleichwertigkeit zwischen beruflicher und akademischer Ausbildung. Das sage er vor dem Hintergrund, dass er 1992 an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Regensburg promovierte und bereits an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege sowie an der Hochschule München als Professor tätig war.
Ihm sei es aber vor allem wichtig, dass Persönlichkeiten die Schule verlassen, erklärte er. Angesichts des Rechtsrucks und zunehmendem Antisemitismus müssten den Jugendlichen die Werte des Grundgesetzes vermittelt werden. Es werde immer wichtiger für die Demokratie einzustehen. Piazolo hofft, dass diese Werte auch noch im Jahr 10 050 gelten. Er spielte dabei auf die Luftballons an, die das 100-jährige Bestehen der Berufsschule und das 50-jährige Bestehen der FOS visualisieren sollten. Die aufgeblasenen Ziffern rückten so nahe zusammen, dass sie aufgereiht wie eine Zahl wirkten. Geschichte der Jubiläumsschulen: www.onetz.de/2983736
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