Sie werden immer populärer: Escape Games (Flucht-Spiele). In fast jeder größeren Stadt gibt es sogenannte Escape Rooms. Menschen bezahlen hier Geld, um eingesperrt zu werden. Dann beginnt das Spiel. Ziel ist es, den Ort, an dem man gefangen ist, zu verlassen - also zu entkommen. Dafür müssen Rätsel gelöst werden.
In Amberg gab es solch ein Angebot nicht bis Lehrer Michael Karmann seinen Schülern am Gregor-Mendel-Gymnasium einen Vorschlag machte. Sie sollten im Projekt-Seminar Kunst selbst einen Escape Room konzipieren. Im Oktober war es dann soweit: Zwei Wochen lang öffneten die 13 Schüler im Keller der ehemaligen Buchhandlung Lieret die Türe für Abenteurer - um sie danach gleich wieder fest hinter den Besuchern zu verschließen. Die verbrachten dann in völliger Dunkelheit, nur mit wenigen Lampen ausgerüstet, eine Stunde "zwischen Realität und Fantasie" - so das Motto.
Ohne Startkapital
Bereits in der elften Klasse sammelten die Gymnasiasten Ideen für ihr Projekt, holten sich Inspiration in anderen Fluchthäusern. Mit der Umsetzung begannen sie in der zwölften Klasse. "Dann ging der Stress los", erklärte die 18-jährige Elisabeth Herdegen. In eineinhalb Monaten mussten sie passende Räumlichkeiten finden und einrichten, Dekoration basteln, sich Rätsel ausdenken und ein schlüssiges Konzept erstellen. Und das alles ohne Budget.
"Wir haben am Anfang selbst nicht so richtig an uns geglaubt", sagte Herdegen. Doch die Idee schlägt voll ein. Die Termine vergeben die Gymnasiasten online, schon eine Woche vor Eröffnung sind sie ausgebucht. Die Schüler machen Überstunden und sperren auch außerhalb der zunächst geplanten Öffnungszeiten auf. "Wir haben super positives Feedback von allen Besuchern bekommen", erzählte Paula Haberberger. Und das gab es nun auch vom Ministerialbeauftragten für die Gymnasien der Oberpfalz, Franz Xaver Huber. Er würdigte die Schüler mit ihrem Escape Room als Vorrundensieger des P-Seminar-Preises 2020, der besonders gelungene Projekte auszeichnet. Entscheidend sei hier unter anderem ein gutes Management sowie die Verknüpfung von analogen und digitalen Fähigkeiten. Einsendungen gab es viele, doch nur drei Oberpfälzer Schulen wurden ausgewählt. "Wir waren uns schnell einig, dass dieses Projekt prämiert werden soll", betonte Huber bei der Verleihung im GMG. "Danke, dass Sie sich so für das Projekt engagiert und es sich so zu Herzen genommen haben", richtete er seine Worte an die Schüler und deren Lehrer Michael Karmann und Christoph Schulz. Lob gab es ebenfalls für Schulleiter Peter Welnhofer, der das Vorhaben "nicht blockiert, sondern unterstützt" hatte.
Stärken und Schwächen kennen
Auch Hermann Brandl, Geschäftsführer der Berzirksgruppe Oberpfalz der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, war zu Ehren der Gymnasiasten nach Amberg gekommen. "Die Projekt-Seminare sollen den Schülern helfen, die Arbeitswelt und ihre eigenen Fähigkeiten kennenzulernen. Stärken wie Schwächen", sagte er und lobte den eigenverantwortlichen Einsatz der Amberger Schüler.
Oberbürgermeister Michael Cerny sprach noch einen weiteren Aspekt an, der im P-Seminar gefordert ist: Teamdenken. Elisabeth Herdegen bestätigt: "Wir haben super zusammengearbeitet. Ich hätte niemanden austauschen wollen."
Mit Null Euro waren sie in ihr Projekt gestartet, am Ende konnten die Schüler sogar 1400 Euro spenden. Einen Teil des Geldes, 1000 Euro, überließen sie einem anderen P-Seminar des GMG, das ein Waisenhaus in Ghana unterstützt. 400 Euro überreichten sie an Petra Waldhauser von der Selbsthilfegruppe Krebskranker Kinder.
Unter allen bayerischen Preisträgerschulen werden Ende März die Landessieger ermittelt.
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