. . . seinen bürgerlichen Beruf:
Ich arbeite seit 45 Jahren als Journalist und hatte bis zur Wiedervereinigung bei RTL die Sendung "Adel verpflichtet". Als mein Cousin, Prinz Charles, damals Diana geheiratet hat, habe ich auch darüber berichtet. Ich habe mir aber nie meinen Namen raushängen lassen. Ich habe einige Zeit in Kalifornien gelebt, da wusste gar keiner, dass ich ein Prinz bin.
. . . das Interesse an den Royals:
Ich denke, das rührt daher, dass viele Deutsche wissen, dass die meisten Königsfamilien deutsche Wurzeln haben. Eine meiner Vorfahren zum Beispiel, Katharina die Große, ist als stolze Frau nach Russland gegangen. Mit ihrem familiären Hintergrund musste sie sich vor den Romanovs nicht verstecken. Bei uns kann man es sich nicht mehr vorstellen, eine Königsfamilie zu haben, da gucken die Leute eben gerne bei anderen zu.
. . . die Etikette:
Man wächst mit einem großen Familien- und Geschichtsbewusstsein auf. In meiner Kindheit - ich bin das jüngste von fünf Kindern und war vier Jahre alt, als wir aus der Heimat geflohen sind - wurde dauernd über Geschichte geredet. Das erste Verbot, das ich als Kind bekam: Ein Prinz bohrt nicht in der Nase! Alle anderen Kinder durften das, ich nicht. Zur Etikette gehörten auch Handküsse für die Damen und dass Mädchen einen Knicks machen.
. . . gute Manieren:
Es gehört sich, dass man einer Dame in den Mantel hilft oder ihr die Tür aufhält. Diesbezüglich fühle ich mich als Apostel. Es ist sehr schade, wenn Kinder unsozial aufwachsen. Ich beobachte das oft in der Straßenbahn: Wenn eine ältere Dame einsteigt, steht niemand auf, damit sie sich setzen kann. Dann biete ich ihr als 77-Jähriger meinen Platz an.
. . . seinen Cousin Prinz Charles:
Ich habe ihn zuletzt vor zwei Wochen gesehen, als er den Wörlitzer Park in Sachsen-Anhalt, einer der ältesten Landschaftsparks nach englischem Vorbild in Deutschland, besucht hat und davon total begeistert war. Ich war auch zu Charles' 70. Geburtstag eingeladen, aber ich musste absagen, weil ich zu diesem Zeitpunkt in Sibirien war. Ich war aber schon oft genug bei ihm und zu Besuch im Buckingham Palace.
. . . seinen offiziellen Titel:
Seine Hoheit Julius Eduard Ernst-August Erdmann Prinz von Anhalt, Herzog zu Sachsen, Herzog zu Engern und Westfalen, Graf von Askanien. In meinem Pass ist als Name nur Prinz von Anhalt eingetragen und so unterschreibe ich auch. Ich wurde während des Krieges getauft und habe deshalb weniger Paten als meine Geschwister, die wesentlich mehr Vornamen haben als ich. Der Name Erdmann ist ein Talisman-Name, den man gewählt hat, weil früher viele Kinder gestorben sind.
. . . die adoptierten Anhalts:
Das sind inzwischen 60 - und da ist alles dabei, vom Zuhälter bis zum Ehemann einer Hollywood-Diva, die alle davon träumen, ein Prinz zu sein. Ich bin darüber alles andere als glücklich, aber ich konnte das nicht verhindern, obwohl ich es versucht habe, was mich viel Geld gekostet hat. Los ging es mit meiner Tante, die vor 40 Jahren die erste Erwachsenen-Adoption gemacht hat. Konsul Weyer, der Titelhändler, hat ihr damals gesagt, dass sie mit den Erwachsenen-Adoptionen viel Geld verdienen könne. Von dem Geld hat sie nie was gesehen und ich bin heute derjenige, der das alles ausbaden darf.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.