Die Türen von Unternehmen öffnen und Schülerinnen und Schülern den Auszubildenden über die Schulter schauen lassen, das haben sich Armin Wüst und Christoph Fuchs vorgenommen. Wüst ist Lehrer an der Sulzbacher Krötensee-Schule und im Arbeitskreis Schule und Wirtschaft für die Zusammenarbeit beider Bereiche zuständig. Gemeinsam mit Fuchs von der Amberger Wirtschaftsförderung wurde das Pilotprojekt gestartet. Neun Unternehmen, alle ansässig im Industriegebiet Nord, und sieben Mittelschulen, drei aus dem Stadtgebiet und vier aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach, waren mit im Boot.
Die Schulbänke von mehr als 150 Schülerinnen und Schülern aus den Mittelschulen des Schulamtsbezirks Amberg-Sulzbach blieben am vergangenen Donnerstag leer. Die Acht- und Neuntklässler der sieben Schulen hatten sich gemeinsam mit ihren Klassenlehrern in das Industriegebiet Nord aufgemacht. Dort besuchten sie, aufgeteilt in Kleingruppen, mehrere Firmen, um Ausbildungsberufe näher kennenzulernen oder direkt von Auszubildenden mehr über ihre Tätigkeit zu erfahren.
Die PIA Automation in Amberg ist eine der neun Firmen, die bereitwillig ihre Pforten für die Schüler öffneten. PIA fertigt weltweit an insgesamt zwölf Standorten schlüsselfertige Montageanlagen, mit denen Produkte automatisiert hergestellt werden können. „Wir begrüßen diese Idee einer Bustour der jungen Menschen zu den Unternehmen, sie sind vielleicht unsere Fachkräfte von morgen“, sagte Geschäftsführer André Vales. Stefan Schmalzl, selbst einmal Azubi bei PIA und jetzt Ausbildungsleiter, stellte ein Azubi-Projekt vor: eine Montageanlage zur Fertigung von Rückschlagventilen für die Automobilindustrie. 16 Auszubildende und drei Dual-Studenten betreut Schmalz derzeit im Unternehmen. „Wir bilden Mechatroniker, Zerspanungsmechaniker, Fach-Informatiker, Technische Produkt-Designer oder auch Maschinenbauer aus“, zählte Schmalzl auf. Insgesamt sind derzeit rund 25 Auszubildende in dem Global-Player-Unternehmen, bei dem Konzerne wie Daimler, Bosch oder Siemens auf der Kundenliste stehen, beschäftigt.
Insgesamt 67 Schülerinnen und Schüler, in Kleingruppen aufgeteilt, schleuste Lothar Mauel, Ausbilder bei Baumann GmbH, durch seinen Betrieb. Die Achtklässler der Mittelschule in Ursensollen interessierten sich gemeinsam mit ihrem Klassenlehrer Raimund Rückert unter anderem für eine Anlage, bei der über eine Solarzelle Wasser erhitzt und gleichzeitig Strom zur Wasserstofferzeugung hergestellt wird. „Aktuell sind bei uns 72 Azubis in der Ausbildung. Pro Jahr stellen wir rund 25 Auszubildende ein, einige Stellen davon sind noch offen“, informierte Mauel über die gegenwärtige Situation in seinem Betrieb. Baumann bietet zahlreiche Ausbildungsberufe an, vom Elektroniker, Industriemechaniker bis hin zum IT-Systemelektriker oder zur Fachkraft für Lager und Logistik. „Das Projekt hat durchaus auch auf überregionaler Ebene Vorzeigecharakter und könnte eine dauerhafte Einrichtung für alle Mittelschulen zur Berufsorientierung werden“, heißt es in einer Mitteilung aus dem Staatlichen Schulamt.
Karlheinz Brandelik, der Chef der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Amberg, geht sogar noch einen Schritt weiter. „Das Angebot kann jederzeit erweitert werden auf Betriebe in ganz Amberg.“ Die Idee von Armin Wüst und Christoph Fuchs feierte eine gelungene Premiere und könnte zu einem festen Bestandteil der Berufsorientierung bei Schülerinnen und Schülern aus der Region Amberg werden.
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