Obwohl jeder Film maximal nur zwölf Minuten lang sein soll, gab es für die Jury des Amberger Kurzfilmwettbewerbs AKUT im Vorfeld viel zu tun: Filmmaterial mit einer Gesamtlänge von etwa zwölf Stunden wurde von den verschiedensten Künstlern und Hochschulen aus der gesamten Bundesrepublik eingereicht, dazu noch Beiträge von Kindern und Schulen, die zur Einstimmung auf das große Filmfestfinale außer Konkurrenz laufen sollten.
Die ausgewählten16 Finalisten boten im Rahmen des vom Amberger Kulturvereins veranstalteten Kurzfilmabends im Ringtheater eine kreative, bunte Mischung aus allen möglichen Stilen: Realverfilmungen, Animationen und Mischungen daraus, bewusst simpel oder poppig-bunt gestaltet, dokumentarisch, gesellschaftskritisch, lustig, perfide. Auf der großen Leinwand erzeugte jeder Beitrag seine eigene Atmosphäre. So ergab sich eine sehr große Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten, denen man mit Worten kaum gerecht wird. Man muss es gesehen haben, wie sich Lasse, dem die dreidimensionale Welt zu viel zu sein scheint, in ein Piktogramm verwandelt. Oder wie lustig 41 Sekunden zum Thema „Mittagspause“ sein können – ohne ein Wort zu sprechen.
Entsprechend schwer fiel dem Publikum auch die Ermittlung der Gewinnerbeiträge, bei der die Stimmen der Zuschauer mit der Jurorenwertung verrechnet wurden. Bis auf den Sieger-Ausreißer lagen viele Produktionen zum Teil nur wenige Punkte auseinander, so auch Platz zwei und drei. Dennoch war es eine Überraschung, dass sowohl die Jury als auch das Publikum sich klar für einen Sieger entschieden haben.
3. Platz: Der Amberger Kurzfilmbeitrag über das Kunstsymposium Amberg 2021 („Wieder am Zug“ von Denise Helmschrott und Carla Asmellash) belegte den dritten Platz. Die Künstler des Symposiums wurden bei der Veranstaltung mit einer sehr interessant geführten Kamera bei ihrer Arbeit begleitet und stellen in Interviewszenen ihre Werke und Gedanken dazu vor. Die Kulisse des Lokschuppens mit ihrer imposanten Lok spielte in der gesamten Produktion eine große Rolle.
2. Platz: „Wo ist Henry?“ von Julian Pössnicker aus Amberg landete gleich zweimal auf dem Treppchen. Einmal als bester Film aus der Region und zum anderen als zweiter Sieger des Gesamtwettbewerbs. In Pössnickers Animationsmovie dreht sich alles um einen großen Kochwettbewerb, den die Kuh Annabell um jeden Preis gewinnen möchte. Ihren teuflischen Plan, einen ungeliebten Koch-Konkurrenten ein für alle Mal auszuschalten, kaschieren die Macher bewusst durch simpel gehaltene Figuren und ein fröhlich-buntes Setting.
1. Platz: Die Berliner Produktion „Stained Skin“ von Adam Graf und Mandy Peterat konnte den Wettbewerb klar für sich entscheiden. Ihr Neun-Minuten-Werk gewährt düstere Einblicke in eine unterirdische, ausbeuterische Textilfabrik, in der zwei junge Frauen, Alba und Samy, ihr Dasein fristen. Während ihrer Schicht erzählt Alba die Geschichte eines Mädchen, das am Meeresgrund lebte. Diese märchenhaften, animierten Szenen im Ozean, in der sich das Mädchen gegen ihre Versklavung und die Herrschenden auflehnt, sind für beide Fabrikarbeiterinnen eine Art Realitätsflucht, während sie selbst endlose Meter Wäsche durch blaue Färbebäder walken, die an ihrer Haut schon Abdrücke hinterlassen haben.
Bei der abschließenden Preisverleihung nahmen die Zweit- und Drittplatzierten ihre Preisgelder persönlich entgegen. Die Drittplatzierten (Kunstsymposium Amberg) konnten sich über 200 Euro freuen, die Zweitplatzierten (Wo ist Henry?) räumten neben dem Preisgeld von 300 Euro auch die mit 100 Euro dotierte Auszeichnung für den besten regionalen Film ab. Die Macher des Siegerfilms „Stained Skin“ waren zwar nicht persönlich anwesend, wurden jedoch kurzerhand angerufen. Und so gratulierten alle im Ringtheater via Telefon zu 500 Euro Preisgeld für den Berliner Kurzfilm, der in 9:19 Minuten so viel Gesellschaftskritisches zu erzählen hatte.
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