Eine städtische Tochtergesellschaft klagt gegen die eigene Mutter, die Stadt Amberg. Ist doch nicht möglich, zumindest kaum vorstellbar? Dann gehen Sie mal unter die Eigentümer alter Häuser, die gerne aus ihrem Besitz etwas machen würden: Etwas Neues, Attraktives, das alte Gemäuer per oft aufwendiger Sanierung wieder schön macht und zeitgemäßen Nutzen bringt. Zum Beispiel für altstadtgerechtes Wohnen und fürs Stadtbild sowieso, das dann an dieser Stelle wieder glänzt statt ranzt.
Trotz oder gerade wegen des hier nur ansatzweise geschilderten Aufwands kann es doch gar nicht sein, dass sich dagegen Widerspruch erhebt, müsste man meinen - außer wenn der Denkmalschutz ins Spiel kommt und seine (nicht selten übertriebenen) Ansprüche stellt. Doch es gibt eine weitere Variante, wie Ulrich Schmid neben Denkmalschutzdingen bei seinem Kastanienhof erfahren hat, der gestern als Vorzeigeprojekt für die Altstadt so gelobt wurde. Zumal Schmid übrigens schon viele solcher Objekte im "Ei" geschaffen hat. Er musste es erleben, dass die Stadtbau GmbH nicht gegen ihn, sondern gegen die vom städtischen Bauamt erteilte Baugenehmigung Klage einreichte. Wegen ihrer Mieter im Nachbarhaus, für die die städtische Tochter die Abstände zum Neubau nicht gewahrt sah. Aber nur kurz. Die Stadtbau zog ihre Klage zurück, wohl als sie merkte, dass ihr ihr Handeln keinen Blumentopf einbringt. Beim Bauherrn nebenan sowieso nicht, aber auch bei der eigenen Muttergesellschaft und vor allem in der Öffentlichkeit nicht. Die Stadtbau, die selbst fleißiger Altstadtsanierer war, bekämpft mit offenbar allen Mitteln einen, der Gleiches tun will? Da hat der Hahn wohl etwas zu früh und zu laut gekräht ...
Okay, er zog den Schwanz ja nach nur zwei Wochen schnell wieder ein, könnte man sagen. Dennoch bleibt auch dieses nahezu einmalige Vorgehen ein Beispiel dafür, wie schwer es Bauherren in der Altstadt haben. Sie müssen viele Kastanien aus dem Feuer holen, selbst wenn ihr Projekt nicht so heißt. Da kann man es eigentlich nur bewundern, wenn solche Investoren mit langem Atem bei der Stange bleiben und ihre Projekte nicht fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Das könnten sie nämlich ebenso tun - und dann entwickelt sich in der Altstadt gar nix mehr. Capito?
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