Um auf solche Situationen besser vorbereitet zu sein und sich gegen rechte Parolen in Gesprächen wehren zu können, bot der Stadtjugendring in Kooperation mit der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus ein Argumentationstraining im Jugendzentrum an. Die Veranstaltung war der Auftakt der Internationalen Wochen gegen Rassismus, die noch bis 31. März dauern.
Rund 15 Teilnehmer waren zu dem kostenlosen Seminar mit Markus Schwarz von der Beratungsstelle gekommen. Viele von ihnen haben berufsbedingt oder in ehrenamtlicher Tätigkeit mit Flüchtlingen und Neuankömmlingen zu tun. Besonders interessierte sie, wie man sachlich auf diese Parolen antworten kann.
Ängste und Emotionen
Zuerst gemeinsam und anschließend in Kleingruppen sammelten die Teilnehmer Sprüche, die sie gehört haben, und analysierten, warum es häufig so schwer ist, darauf richtig zu antworten. Emotionalität, Ängste und die Medien-Inszenierung spielten für sie dabei eine entscheidende Rolle. Zur Einführung in seine Strategie, die konkrete Strategien für den richtigen Umgang mit rechten Parolen aufzeigte, zitierte Schwarz Albert Einstein: "Es ist leichter einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil."
Ein wesentlicher Teil bestehe nämlich darin, einzuschätzen, ob man sich an einer Gesprächssituation gerade wirklich beteiligen sollte oder möchte. Wenn eine anwesende Person heruntergemacht wird, sollte man laut Schwarz aber immer Partei ergreifen. Eine Strategie ist das sogenannte Individualisieren. Hier möchte man dem Gegenüber klarmachen, wie er oder sie sich selbst in der jeweiligen Situation, zum Beispiel auf der Flucht, verhalten würde.
"Dann bist du Rassist"
Widersprüche mit Fakten aufzeigen oder das klare Ansprechen sei ebenfalls hilfreich: "Benennen Sie, was Sie da hören. Also: Wenn du so denkst, dann bist du Rassist." Auch die Körpersprache könne man bewusst einsetzen. In Form von Ich-Botschaften könne man sachlich seinen Unmut äußern. Schwarz erklärte, wie es richtig geht: "Sagen sie zum Beispiel: Wenn du rassistisch denkst, bin ich enttäuscht von dir. Und ich wünsche mir eine Welt, in der die Menschen friedlich zusammenleben. Auf diese Weise bringen Sie Sachlichkeit und Ihre eigene Meinung in die Situation." Im Notfall sollte man ein Gespräch stoppen oder verlassen.
Im Anschluss sollte eine praxisnahe Gruppenübung mit Rollenspielen stattfinden, die Teilnehmer waren jedoch so interessiert an dem, was Schwarz zu sagen hatte, dass die Zeit dafür nicht mehr ausreichte.
Websites wie hoaxmap.org oder mimikama.at haben sich dem Fakten-Check von ausländerfeindlichen Parolen oder News im Internet verschrieben. Interessierte finden dort oder beim Mediendienst-Integration Informationen, die helfen, rechte Parolen mit Fakten zu widerlegen. Weitere Informationen gibt es auch unter www.lks-bayern.de bei der Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus im Internet.
Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus
Was tun, wenn im Garten des Nachbarn eine seltsame Flagge hängt? Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus berät sowohl Einzelpersonen als auch Kommunen kostenlos unter Einhaltung der Schweigepflicht. Sie ist Teil des Beratungsnetzwerks Bayern gegen Rechtsextremismus. Die Finanzierung erfolgt aus einem Bundesprogramm und Landesmitteln. Gesteuert wird das Beratungsnetzwerk von der Landeskoordinierungsstelle "Demokratie leben! Bayern gegen Rechtsextremismus", einer Einrichtung des Bayerischen Jugendrings. Das Beratungsnetzwerk bietet mit dem B.U.D. e.V. auch Unterstützung für die Opfer rechtsextremer Gewalt.
Weitere Informationen unter lks-bayern.de
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