Florian Janik (SPD, Jahrgang 1980) war noch nicht auf der Welt, da setzte sein Vorvorgänger im Amt, Dietmar Hahlweg, schon auf das Fahrrad. Das war in den 1970er Jahren. Als Janik dann Radfahren lernte, "war das Fahrrad aus Erlangen nicht mehr wegzudenken." Zupass kam der Stadt, dass sie wenig Hügel hat, sondern eher flach ist. Am Freitagnachmittag kam Erlangens OB auf Einladung von Birgit Fruth, Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten im Stadtrat, nach Amberg, um mit der SPD über den Fahrradverkehr zur sprechen. Radfahren sei nicht erst seit Fridays for Future ein Thema, erklärte Fruth und verwies auf die Initiative des früheren SPD-Stadtrats Dieter Spörl, der dafür schon vor 30, 40 Jahren eine Lanze gebrochen habe, aber "immer gegen die Wand gelaufen ist".
Nicht nur Zeitgeist
Der Zeitgeist sei das eine, die "irre Verkehrsbelastung" das andere, so Fruth weiter. "Man muss gute Ideen haben, viel Manpower und auch den guten Willen", argumentierte sie. Sie rief das im Dezember 2017 vorgestellte Radverkehrskonzept in Erinnerung. "Jetzt sind fast zwei Jahre ins Land gezogen und passiert ist nix." Er sei nicht derjenige, der von außen komme und Amberg erzählen wolle, wie man es machen müsse, wehrte Janik ab. Mit etlichen Tipps und genügend Erfahrungswerten konnte er aber aufwarten. Seine wichtigste Botschaft: Im Straßenverkehr müsse es drei gleichberechtigte Partner geben. Ziel müsse sein, Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger zusammenzubringen - auf Augenhöhe.
Das heiße, dem Autoverkehr Raum wegzunehmen und den anderen Raum zu geben. Dadurch verlangsame sich der Verkehr, was vom Bürger gewünscht sei. Janik verhehlte nicht, dass das ein großer Schnitt sei, betonte aber auch, das man den von Anfang an machen, aber aufpassen müsse, dass die Diskussion nicht ins Ideologische abgleite. "Diejenigen, die mit dem Auto fahren müssen, können das ja noch tun." Wichtig sei, eine Infrastruktur für Radfahrer zu entwickeln. Und die sei nicht ganz billig. Janik sprach von großen Investition wie 1,5 Millionen Euro für einen Radweg an der Regnitz, aber auch von mehreren 100 000 Euro, die im Haushalt für neue Maßnahmen wie Lückenschluss oder Fahrradständer vorgesehen seien.
Eigene Arbeitsgruppe
Gut fanden die Amberger SPD-Mitglieder, dass es im Erlanger Rathaus verwaltungsintern eine Arbeitsgruppe Rad gibt. Da setzen sich Verkehrsplaner, Vertreter der Verkehrsbehörde, der Polizei und des ADFC sowie der Radverkehrsbeauftragte (städtischer Mitarbeiter) an einen Tisch. Janik erläuterte den Sinn dieser AG: "Aktive Radler weisen auf Missstände hin." Hintergrund
Radfahren gehört zur Stadtkultur
Der Anteil des Fahrradverkehrs am städtischen Verkehr in Erlangen (ohne diejenigen, die in die Universitätsstadt einpendeln) liegt heute bei 50 Prozent. „Das ist richtig, richtig gut“, sagte Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD). „Hier hat jeder ein Fahrrad und fährt auch damit“, erklärt er. „Radfahren gehört bei uns zur Stadtkultur.“
Dass trotzdem nicht alles reibungslos verlaufe, verschwieg der Rathauschef der Universitätsstadt bei seinem Besuch auf Einladung der Amberger SPD-Stadtratsfraktion nicht. „Es gibt jedes Mal Riesen-Diskussionen, wenn wir eine neue Fahrradstraße ausweisen und um jede Einbahnstraße, in der die Radfahrer entgegen der Fahrtrichtung fahren dürfen.“ Auch das sind seine Erfahrungen.
Gerade beim Fahren in Einbahnstraßen entgegen der Fahrtrichtung würden die Vorteile für Radfahrer sofort sichtbar: „Er bekommt was, was der Autofahrer so nicht nutzen kann.“ Das könne ein Anreiz fürs Radfahren in der Innenstadt sein. Außerdem verlangsame sich dadurch der entgegenkommende Verkehr. Je mehr Menschen Rad fahren, desto mehr Abstellmöglichkeiten müsse man schaffen. „Wenn es fünf zusätzliche Fahrradfahrer sind, ist das egal. Aber nicht, wenn es 50 oder 500 seien.“ Überzeugt ist Janik, dass das Angebot die Nachfrage schafft: „Hat man tolle Radwege, nutzen die Leute das auch.“
Im Blickpunkt
Erlangen hat eine starke Fridays-for-Future-Bewegung, sehr zur Freude des Oberbürgermeisters Florian Janik (SPD). Wie er erklärt, ist mit Fridays for Future im Herbst eine große Klimakonferenz geplant. „Das sind tolle Leute“, lobt Janik deren Engagement. „Sie sind bereit, konkret was zu verändern.“
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