Amberg
28.02.2022 - 15:44 Uhr

Solidarität für Ukraine: Hilfsaktionen überwältigt von Bereitschaft der Menschen in der Region

Die Ukraine versinkt im Krieg. Die Menschen aus Amberg und Amberg-Sulzbach wollen dabei nicht tatenlos zusehen. Die Organisatoren der lokalen Hilfsprojekte sind überwältigt von der Solidarität, die ihre Aktionen erfahren.

Auch durch Amberg und Amberg-Sulzbach rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft für geflüchtete Menschen aus der Ukraine. Symbolbild: Michael Brochstein/ZUMA Press Wire/dpa
Auch durch Amberg und Amberg-Sulzbach rollt eine Welle der Hilfsbereitschaft für geflüchtete Menschen aus der Ukraine.

Dass die Amberger und Amberg-Sulzbacher "zamhaltn" können, haben sie schon während der Coronapandemie gezeigt. Während die Pandemie, die das Leben so gut wie aller Bürger massiv eingeschränkt hat, auf dem Rückmarsch ist, tobt Krieg an den Grenzen der Europäischen Union. Auch dieses Mal haben die Organisatoren um Michael Sandner in Amberg ("Mein Amberg") und Hans Lauterbach in Sulzbach-Rosenberg ("Sulzbach-Rosenberg Hilft") eine Hilfsaktion für die Menschen in den Kriegsgebieten binnen kürzester Zeit auf die Beine gestellt.

Mittlerweile (Stand Montagabend) gibt es vier Sammelstellen für Hilfsgüter in Amberg.

Michael Sandner erzählt im Gespräch, wie sich innerhalb weniger Stunden eine wahre Flut der Hilfsbereitschaft für die Menschen in der Ukraine in Amberg über seine Aktion ergossen hat.

"Seitdem der Krieg in der Ukraine losgebrochen ist, war mir klar, dass wir da was tun müssen", sagt Sandner. Ausschlaggebend war seiner Schilderung zufolge seine Freundin Anna Seliger, deren Familie in Polen lebt und ihm berichtet hat, wie die Zustände derzeit an der polnisch-ukrainischen Grenze sind. Sie hat darauf gedrängt, Hilfe für die Menschen in Not zu organisieren. Seliger hatte schon im Alleingang alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Hilfe zu organisieren. Am Telefon kämpft sie mit den Tränen. Teils aus Verzweiflung über das, was gerade im Herzen Europas passiert, größtenteils aber aufgrund der Tatsache, dass sie von der Hilfsbereitschaft der Menschen schier überwältigt ist.

"Jeder gibt"

Seliger hatte all ihren Facebook-Freunden geschrieben. So gut wie jeder habe geantwortet und Unterstützung angeboten. Auf einmal hätten sich auch Menschen gemeldet, die die Frau bis dahin gar nicht kannte. "Jeder hat Unterstützung gegeben, selbst die, die selbst nicht viel haben", erzählt sie gerührt. Dann habe sie noch Michael Sandner von "Mein Amberg" um Hilfe gebeten. Seitdem stehen die Telefone und Private-Messages nicht mehr still.

Seliger plant, noch Hilfsangebote bis zum Montag, 7. März, anzunehmen. Dann soll eine erste Portion nach Polen an die ukrainische Grenze gebracht werden. Allerdings wird sich Seligers ursprünglicher Plan, mit zwei Transportern selbst nach Polen zu fahren, wohl wegen Platzmangels als nicht ausreichend erweisen. "Von Stunde zu Stunde wird es mehr", sagt sie.

Hilfe bündeln

Sandner erklärt unterdessen, wie er die gemeinsame Aktion koordinieren will. "Uns war es zunächst mal wichtig, an Infos zu kommen, wie wir und alle Amberger überhaupt helfen können", sagt er. Ziel sei es nämlich, die Hilfe zu bündeln, damit nicht zahlreiche kleine und private Aufrufe dazu führen, dass am Ende keiner mehr weiß, wo er überhaupt helfen soll.

Sandner verweist auf Listen von Menschen an der polnischen Grenze und in der Ukraine, die derzeit besonders auf der Suche nach speziellen Hilfsgütern sind. Dabei geht es um Hygieneartikel, Verbandsmaterial, Powerbanks, Batterien und Taschenlampen.

Von der Wohnung bis zum Bus

Sandner berichtet, dass er am Montag bereits Gespräche mit der Stadt geführt hat. Einer Pressemitteilung aus dem Landratsamt zufolge befindet man sich dort ebenfalls bereits in Gesprächen mit Hans Lauterbach von "Sulzbach-Rosenberg Hilft". Auch hier geht es Sandner zufolge darum, eine gebündelte Anlaufstelle zu schaffen, bei der jeder Einzelne wisse, "hier findest du alle Infos, die du brauchst, um den Menschen in der Ukraine zu helfen". Gleichzeitig beabsichtige man damit, den vielen hilfsbereiten Menschen zu signalisieren, dass die Aktion durch die Bank weg seriös und zielgerichtet sei und dort ankomme, wo sie ankommen soll.

Die Hilfsangebote, die Sandner bekommen hat, seitdem er die Hilfe für die Ukraine auf seiner Facebook-Gruppe "Mein Amberg" gepostet hat, kann sich sehen lassen. Sandner betont, dass er sich sehr darüber gefreut hat, dass Menschen Spielsachen und Kleidung gespendet haben. Aber er hat eigenen Aussagen zufolge auch um die zehn Angebote von Leuten bekommen, die ihr Gästezimmer oder ihre leere Einliegerwohnung zur Verfügung stellen wollen. "Das hat mich extrem überrascht und auch berührt."

Wie Sandner mitteilt, habe sich sogar ein Reisebusunternehmen, dessen Namen er noch nicht verraten möchte, gemeldet, um einen Bus als Transportmittel für den Hin- und Rückweg von der ukrainischen Grenze bereitzustellen.

Stadt bereitet sich vor

Nach dem Aufruf der Stadt Amberg, für Flüchtlinge aus der Ukraine Wohnungen bereitzustellen, sind bereits erste Angebote eingegangen, wie Thomas Graml von der Pressestelle der Stadt auf Nachfrage bestätigt. "Wir werden diese Angebote zunächst sammeln." Eher wohl nicht für die Unterbringung von Menschen aus der Ukraine geeignet ist laut Graml aber die seit einiger Zeit leerstehende Leopoldkaserne.

"Die Leopoldkaserne ist im Eigentum des Bundes und unseres Wissens nach nicht nutzbar, weil Heizung, Strom, Wasser abgestellt sind", so Graml. Aus diesem Grund werde die Stadt Amberg wohl im Falle eines enormen Flüchtlingsansturms zunächst auf Turnhallen zurückgreifen und diese in Notunterkünfte umwandeln. "Jedoch ist die Unterbringung primäre Aufgabe der Regierung. Daher ist derzeit offen, was auf die Stadt Amberg zukommt. Wir bereiten uns aber vor."

Landratsamt steht hinter Ukraine

Landratsamtssprecherin Christine Hollederer bestätigt ebenfalls, dass sich bereits einige Menschen gemeldet haben, die eine Wohnung zur Verfügung stellen wollen, nachdem das Landratsamt in einer Pressemitteilung darum gebeten hatte. Eine genaue Zahl kann Hollederer derzeit zwar noch nicht nennen, sagt aber: "Auf die Mitteilung hin haben sich bereits eine Vielzahl an Menschen bei uns gemeldet, per Mail und auch telefonisch, und uns Wohnraum für Flüchtlinge angeboten." Hollederer ist beeindruckt von der "Welle der Hilfsbereitschaft", die aus dem Landkreis kommt, "egal ob Sachspenden oder Angebote für die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen." Das Sozialamt arbeite nun alle Angebote der Reihe nach ab und wird den Angaben zufolge mit den potenziellen Vermietern Kontakt aufnehmen. Hollederer weiter: "Zudem überprüfen wir auch landkreiseigene Liegenschaften, also zum Beispiel Schulturnhallen, um gegebenenfalls einer größeren Anzahl von Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf bieten zu können."

Die Flagge der Ukraine hat das Landratsamt bislang noch nicht gehisst. Das wird es auch nicht. "Allerdings haben wir auf unserer Facebook-Seite eine Anpassung des Profilbilds vorgenommen und einen blau-gelben Hintergrund gewählt." Hollederer betont, dass man im Landratsamt hinter der Ukraine stehe. "Und wo immer wir helfen können, helfen wir", sagt sie.

Landrat ruft Koordinierungsgruppe ins Leben

Unterdessen hat Landrat Richard Reisinger am Landratsamt Amberg-Sulzbach am Montag eine Koordinierungsgruppe ins Leben gerufen, um die vielen Hilfsangebote ordnen und bündeln zu können.

In einer Pressemitteilung heißt es, der Landratsamtschef habe sich per Videokonferenz mit Vertretern des Sozial- und Ausländeramtes, des Katastrophenschutzes sowie des Gebäudemanagements getroffen, um mögliche Unterbringungsmöglichkeiten zu prüfen.

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Oberpfalz25.02.2022
So können Sie helfen:
  • Sammelstellen: L’Osteria, Franziskanergasse 5 ; Webfriends, Oskar-von-Miller-Straße 8 (Abgabe von Montag bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr/ freitags von 9 bis 15 Uhr); Erlöserkirche, Dr.-Martin-Luther-Straße 2 (Abgabe täglich von 8 bis 22 Uhr) ; Sportzentrum Kümmersbruck, Am Butzenweg 35 (Abgabe Dienstag bis Freitag von 17 bis 22 Uhr und Samstag und Sonntag von 10 bis 22 Uhr.
  • Das wird gebraucht: Isomatten, Schlafsäcke, Thermounterwäsche, Socken, handelsübliche Medikamente, Material zur Wundversorgung (Verbände, Desinfektionsmittel, Blutstiller, Venenstauer), Hygieneprodukte (Duschgel, Seife, Zahnpasta, Zahnbürsten, Shampoo), Windeln, Schnuller und Babynahrung, Becher, Tassen und Geschirr aus Metall; Batterien, Powerbanks und Taschenlampen.
  • Danach suchen die Organisatoren: Lagerhalle, die für einige Wochen dazu genutzt werden kann, die Hilfsgüter zu sortieren und zu verpacken; Helfer, die bei diesen Aufgaben mitarbeiten,sozusagen die Logistik unterstützen.
  • Das können hilfsbereite Immobilienbesitzer tun: Sich bei Georg Jobst, dem Leiter des Sozialamts im Landkreis, unter der Nummer 09621/39534 oder unter der Mailadresse sozialamt@ amberg-sulzbach.de melden; sich bei der Stadt unter buergermeisteramt[at]amberg[dot]de melden.
 
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