Amberg
12.01.2020 - 16:57 Uhr

Stadtmuseum zeigt Bodenbilder in Bierkrügen

Es sind Reliefdarstellungen, die ihre Wirkung erst im Gegenlicht entfalten - und nach dem letzten Schluck, wenn es sich um die Bodenbilder in Bierkrügen handelt. Besondere Raritäten davon sind im Stadtmuseum zu bewundern.

Eine besondere Rarität unter den Lithophanien der Amberger Porzellanfabrik Eduard Kick sind diese fünf Tassen. Nach Angaben von Porzellan-Kenner Klaus Haußmann sind sie bislang nur einmal aufgetaucht. Bild: Stephan Huber
Eine besondere Rarität unter den Lithophanien der Amberger Porzellanfabrik Eduard Kick sind diese fünf Tassen. Nach Angaben von Porzellan-Kenner Klaus Haußmann sind sie bislang nur einmal aufgetaucht.

Besonders sind sie deshalb, weil sie in Amberg hergestellt wurden, in der Porzellanfabrik Eduard Kick. Gesammelt hat diese Schätze aus der Porzellanfabrik Eduard Kick der Ammerthaler Pfarrer Klaus Haußmann. Bei der Ausstellungseröffnung am Sonntagvormittag, bei der auch Museumsleiterin Judith von Rauchbauer verabschiedet wurde, erklärte Haußmann nicht nur, was es mit den Bodenbildern in Bierkrügen, auch Lithophanien genannt, auf sich hat.

Amberg12.01.2020

Es seien "Lichtbilder" aus Porzellan. Wenn das Licht rückwärts durchdringe, erscheine ein zauberhaftes Bild. Und damit war Haußmann auch gleich bei den beliebten Motiven für Bodenbilder in der Zeit des Biedermeiers. Das waren zum Beispiel die großen Dichter Goethe und Schiller, die junge österreichische Kaiserin Elisabeth und der damals erst gekrönte bayerische Kini Ludwig II.

Trinksprüche und Wirtshaus-Weisheiten zierten häufig die Außendekore der Krüge, erklärte Haußmann und gab dem Publikum eine Kostprobe davon: "Am jüngsten Tag wird' geschaut, was mancher hier für Bier gebraut." Aus heutiger Sicht wohl am fragwürdigsten seien die kleinen Kinderkrüge, fuhr der Ammerthaler Pfarrer fort. "Ein kleines Quantum Bier für Kinder galt damals pädagogisch als nicht verwerflich", so seine Erklärung.

Im Biedermeier seien die Menschen von Lithophanien begeistert gewesen, besessen hatte sie hauptsächlich die gehobene Gesellschaft. Denn sie waren teuer. Das gelte übrigens auch heute noch: "Gute Lithophanien kosten 300 oder gar 500 bis 600 Euro", warnte Haußmann schon mal all jene vor, denen die Ausstellung vielleicht Appetit auf das Sammeln dieser Raritäten gemacht hat.

Info:

Vier Führungen

Den Bodenbildern in Bierkrügen der Porzellanfabrik Eduard Kick und damit einem Stück Amberger Porzellangeschichte widmet sich die Ausstellung „Amberger Lithophanien“ mit 40 Exponaten, die Porzellankenner und -sammler Klaus Haußmann zur Verfügung gestellt hat. Die Raritäten sind bis zum 15. März im Stadtmuseum zu bewundern. Klaus Haußmann wird zu der von ihm kuratierten Ausstellung vier öffentliche Führungen an Sonntagen anbieten: am 26. Januar, 9. Februar, 1. und 15. März, jeweils um 14.30 Uhr. Meißen, Nymphenburger und KPM Berlin seien in Bezug auf Porzellan weltbekannte Begriffe, so Klaus Haußmann. Kaum bekannt hingegen sei die Porzellanstadt Amberg. Dass es Amberger Porzellan gebe, verdanke man Eduard Kick. Als der berühmte Philipp Rosenthal seine ersten Porzellan-Aschenbecher produzierte, habe es in Amberg längst Bierkrüge mit feinen Bodenlithophanien gegeben, sagte Haußmann.

 
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