Amberg
28.03.2023 - 10:50 Uhr

Stehender Applaus: Udo-Jürgens-Show begeistert Fans im ACC

Das muss ihnen erst einer nachmachen: Mit lediglich zwei Protagonisten ist im Amberger ACC die Lebensgeschichte des 2014 gestorbenen Sängers und Liedermachers Udo Jürgens erzählt worden. Zum Schluss gab es stehenden Applaus.

Was braucht man, um die Lebensspur des Udo Bockelmann (alias Udo Jürgens) nachzuzeichnen? Fast nicht zu glauben, aber es bedurfte zweier Leute und ein paar spärlich aufgestellter Requisiten. Konnte das gutgehen? Weitere Frage: Wäre da nicht zwangsläufig ein Großaufgebot von Musikern und Darstellern zu erwarten gewesen? Zu Beginn, man merkte es, herrschte verhaltene Skepsis im fast ausverkauften Amberger ACC. Doch je weiter der unterhaltsame Weg in die Zwei-Personen-Show hineinführte, desto intensiver wurden Bindung und Erinnerung an den schon zu Lebzeiten legendären Österreicher Udo Jürgens.

Der Mann am Klavier, dem Paul Kuhn sicher weit mehr als nur ein Bier ausgegeben hätte, hieß Alex Parker. Alex wer? Man wird sich diesen Namen merken müssen. Denn da war einer, der die schier unerschöpfliche Sammlung von Jürgens-Liedern ebenso subtil verinnerlicht hatte wie die Körpersprache und die Stimme des Mannes aus Klagenfurt. Kein Kitsch, wie bei Elvis-Imitatoren und auch keine Zumutung, die sich dann ergibt, wenn ein Schlagerinterpret mit kaiserlichem "Mania"-Siegel meint, sich an Kompositionen von Udo Jürgens vergreifen zu müssen. Dieser Herr soll gefälligst bei "Santa Maria" bleiben.

Je länger die Show, desto besser der Jürgens-Interpret. Es gab das volle Programm. Von der Sahne auf dem Baiser bis zu New York, Hawaii, Bohnerwachs und Spießigkeit. Manchmal glaubte man, der Bockelmann mit unverkennbarem Timbre säße selbst am Piano. Im Minutentakt hat sich dabei verdeutlicht: Udo Jürgens war das Beste, was der modernen Musik jenseits des Atlantiks ab den 1960er-Jahren widerfuhr.

Ja, Alex Parker hat mit zunehmender Freude des Publikums alle Sahne-Nummern des Udo Jürgens gemacht. Den Drachen, der mit den eigenen Kindern nie gebaut wurde. Den "Griechischen Wein", der als Dauerbrenner wohl auch noch dieses Jahrhundert überdauern wird. Und schließlich jene "Fünf Minuten vor Zwölf", die lange vor Greta Thunberg auf das Notenpapier gebracht wurden. Höhepunkt aber war, zum Finale mit stehendem Applaus bedacht, das seinerzeit in Wien vor gefüllter Stadthalle von dem greisen Volksschauspieler Paul Hörbiger erbetene "Merci Cherie".

Glänzende Erzählerin

An Alex Parkers Seite stand als Erzählerin von Episoden aus dem Lebenslauf von Udo Jürgens die glänzend aufgelegte Schauspielerin Gabriela Benesch. Sie präsentierte Stationen des langen Wirkens von Udo Jürgens, zitierte aus Aufzeichnungen des jedem Gesprächspartner aufmerksam zugewandten Künstlers. "Wie viel Zeit werde ich noch haben, um morgen etwas zu bewegen?", fragte er einmal. Die Antwort hat sich geformt, als Udo Jürgens mit einem Reporter der Amberger Zeitung im Jahr 2008 in München sprach. Sie lautete, in journalistischer Interpretation: Seine, wenn es sein sollte, auch politisch formulierten Kommentare werden für immer Bestand haben - und dazu auch das einem Genie entsprechende musikalische Lebenswerk.

Ein toller Abend! Zwei Leute haben ihn zum Ereignis gemacht, bei dem auf Zeitreise gegangen wurde, deren Kapitän ein Traumtänzer auf dem Schiff der Phantasie war. So hat sich Jürgens selbst gesehen. So war er auch: Ein Monument in der Brandung musikalischer Eintagsfliegen.

Zum Konzertbericht erscheint kein Bild, da die Produktion für die Redaktion unzumutbare Bedingungen für den Fotografen stellte.

 
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