Amberg
25.11.2022 - 14:17 Uhr

Tag gegen Gewalt an Frauen: Rote Bank macht in Amberg aufmerksam

Der Sozialdienst katholischer Frauen Amberg hat mit Unterstützern am Freitag eine rote Bank auf den Amberger Marktplatz gestellt. Damit will er auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen, die oftmals hinter verschlossenen Türen passiert.

Eine von fünf Frauen ist von häuslicher Gewalt betroffen. Das sind Mütter, Töchter, Schwestern, Bekannte, Freundinnen, Nachbarinnen, die körperliche und psychische Schäden davontragen, zum Teil sogar daran sterben. Die Anzeichen, dass die Frauen in einer Notlage sind, seien oft versteckt und leicht zu übersehen, bis es zu spät ist, um sie aus der Situation zu befreien. "Dabei hat Gewalt viele Gesichter", erklärt der Sozialdienst katholischer Frauen Amberg zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November. Nicht nur Schläge, sondern auch Drohungen, Belästigung oder auch extreme Kontrolle seien häusliche Gewalt.

Um auf die subtilen Anzeichen und die reale Bedrohung häuslicher Gewalt aufmerksam zu machen, hat der SkF in Zusammenarbeit mit dem Soroptimistinnen-Club Amberg-Sulzbach, dem Katholischen Deutschen Frauenbund und der Polizei am Freitag auf dem Marktplatz in Amberg eine rote Bank mit der Aufschrift "Nimm Platz gegen Gewalt" aufgestellt. Die Idee der roten Bank stammt ursprünglich aus Perugia in Italien. "Eigentlich ist die offizielle Farbe des Tages gegen Gewalt an Frauen Orange. Das Rot der Bank steht aber für die Verletzungen und Wunden der Frauen", erklärt Julia Möbus vom SkF. "Gleichzeitig symbolisiert die Bank, wenn sie leer ist, die Frauen, die fehlen, weil sie durch häusliche Gewalt umgekommen sind." Noch bis 9. Dezember stehen zwei rote Bänke in Amberg, eine an der Krambrücke, die andere im Rosengarten des Landratsamtes. "Darauf darf und soll man Fotos machen und sie am besten mit dem Hashtag #AmberggegenGewalt posten", so Möbus.

12 Prozent der Straftaten

Dass häusliche Gewalt auch ein Thema mitten in Amberg und dem Landkreis Amberg-Sulzbach ist, belege die Statistik. "Straftaten der häuslichen Gewalt haben in unserem Zuständigkeitsbereich einen Anteil von etwa 12 Prozent an den Straftaten insgesamt", sagt Polizeioberrat Jürgen Dodell, der Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Amberg. Allerdings spricht er von einer hohen Dunkelziffer. "Ganz viele trauen sich nicht, die Taten verfolgen zu lassen." Marion Burnickl, die bei der Polizei Amberg die Sachbearbeiterin für häusliche Gewalt ist, ergänzt: "Umso näher sich Täter und Opfer stehen, desto schwieriger ist es für die Geschädigten, die Täter anzuzeigen." Gerade, wenn die Opfer finanziell von den Tätern abhängig sind, sei die Hemmschwelle oft einfach zu groß.

Die Beratungsstelle des SkF Amberg berät seit über 35 Jahren Frauen in Notlagen, seit 2020 auch zum Thema sexualisierte Gewalt. "Auch Kinder und Jugendliche, weil Prävention geht schon bei den Kleinsten los", erzählt Möbus, da habe es in Amberg bisher eine große Lücke gegeben. Neu ist auch ein Frauenhaus in Amberg, das seit zwei Monaten Frauen aufnimmt, die Zuhause nicht mehr sicher sind. Die Beratungsstelle ist kostenlos und anonym Tag und Nacht telefonisch zu erreichen. Dass diese Angebote angenommen werden, weiß Beate Mastel vom Soroptimist-Club. "Die Schutzwohnungen sind heiß begehrt, die Wartelisten lang."

Wut, Eifersucht, Isolation

Die Soroptimistinnen haben am Freitag Aufsteller und Flyer dabei, auf denen die Anzeichen von toxischen Beziehungen aufgelistet sind. "Unser Motto ist dieses Jahr Prävention." Mastel plädiert darauf, im eigenen Umfeld sensibel zu sein und die Anzeichen deuten zu können. Neben den bekannteren Merkmalen wie Eifersucht und Wutausbrüchen gehöre dazu etwa auch das Überfluten mit Textnachrichten, die Isolation von Freunden und Familie sowie das sogenannte "Gaslighting", bei denen die Opfer wegen gezielter Lügen und Sabotage an ihrer Vernunft zweifeln. All das könnten laut den Soroptimistinnen Vorboten für häusliche Gewalt sein.

Keine Beratungsstelle per se ist der Katholische Deutsche Frauenbund, der mit der Diözesanvorsitzenden Martha Bauer ebenso auf dem Marktplatz vertreten ist. "Wir haben Plätzchenausstecher in Form eines Engels dabei, und mit eingepackt sind handliche Karten mit den Notrufnummern. Die kann man sich ganz leicht einstecken – oder auch weitergeben", so Bauer. Auch sie und der Frauenbund würden immer hinter den Frauen stehen und Ansprechpartner vermitteln. Sie betont, wie wichtig es ist, dass auch die Täter ordentlich belangt werden. "Man schaut immer, dass die Frauen da rauskommen, aber die Männer suchen sich dann einfach die nächste und der Kreislauf geht weiter." Mit Maßnahmen wie Persönlichkeits- und Aggressionstrainings könne man einen ersten Schritt Richtung Besserung machen.

Service:

Hilfe bei häuslicher Gewalt

  • Notruf: Der SkF-Notruf für Frauen ist 24 Stunden am Tag für jeden (unabhängig von Nationalität und Religion) kostenlos und anonym erreichbar unter 09621/22200 oder notruf[at]skf-amberg[dot]de.
  • Fachstelle für sexualisierte Gewalt: 09621/4872-18 oder fachstelle.sg@skf-amberg
  • Frauenhaus: 09621/4872-72 oder frauenhaus[at]skf-amberg[dot]de
  • Geschäftsstelle: Haager Weg 15, 92224 Amberg
  • Spendenkonten: Sparkasse Amberg-Sulzbach, DE78 7525 0000 0240 6287 35, oder Volksbank Raiffeisenbank Amberg, DE28 7529 0000 0103 2541 43
 
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