Die Textur des Rausches

Amberg
22.03.2023 - 17:05 Uhr

Lokalmatador Paul Weigl präsentierte mit seinem Münchener Poetry Slam-Kollegen Yannick Sellmann die improvisierte Show „Lesen für Bier“ im Zentral in Amberg.

Natürlich steht und fällt bei „Lesen für Bier“, der improvisierten Show im Zentral in Amberg, alles mit dem Publikum: Denn in dessen Händen – die Abstimmung erfolgt durch entsprechendes Aufzeigen – liegt die Entscheidung darüber, wer wie viel Gerstensaft zu trinken bekommt, an diesem Abend. So dass also die Qualität des in der Publikumsgunst Führenden langsam, aber umso sicherer getrübt wird, durch den steigenden Pegelstand. Dass es am Dienstagabend im Zentral nicht zum Äußersten kam, hatte mit dem etwas mageren Zuspruch zu tun. Aber auch damit, dass sich die Idee von „Lesen für Bier“ dann schnell totläuft, wenn oben auf der Bühne zu viel einander Ähnliches präsentiert wird.

Dafür aber sind die beiden Protagonisten nicht verantwortlich zu machen. Denn das Konzept sieht so aus: Das Publikum bringt von zu Hause Texte jeder Art mit – und Paul Weigl, Amberger Eigengewächs und Yannick Sellmann, der einen Stammplatz hat, im Vereinsheim, in München, die beiden performen diese. Das ist lustig, wenn mal eine Gebrauchsanweisung dabei ist. Wenn die Gebrauchsanweisungen aber ihrerseits Schlange stehen und sich damit gewissermaßen auf den Zehen stehen, dann hat das Vergnügen bald ein Loch.

Also, Amberger Publikum: sollte es zu einer Neuauflage kommen, von „Lesen für Bier“, was wünschenswert wäre, denn das Konzept ist in vielen anderen Städten ein Renner, dann sollte sich das Publikum so munitionieren, dass die beiden Slammer mit möglichst unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert werden. Und vielleicht sollte vom Veranstalter Herbert Hottner die Zugangsschwelle möglichst auf Null reduziert werden? Das heißt: Kein Eintritt – weil er dann umso mehr drauf vertrauen kann, dass die Zeche den Abend finanziert. Schon wäre der Laden voll und die Sache würde laufen. Vielleicht sogar volllaufen.

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