Die mögliche Neuplanung in Sachen neue Münze samt Ankermieter, wie sie in der Amberger Zeitung skizziert war - die Überraschung war groß auf dem Platz vor der Spitalkirche. Diese Entwicklung war für Achim Hüttner, den Vorsitzenden der Interessengemeinschaft, aber auch der Beweis: "Es geht." Denn genau dafür habe sich die IG ja eingesetzt: Für einen Entwurf auf der Basis der vorhandenen Bausubstanz. "Jetzt wollen wir, dass es hier auch geht", sagte er mit Blick auf die geplante Bebauung auf dem Bürgerspitalgelände und die direkt in der Bahnhofstraße vorgesehene Einfahrt in die dazugehörige Tiefgarage.
Ziel schonende Bebauung
Ziel der IG Menschengerechten Stadt sei es aber nicht, auf diesem historischen Areal im Herzen der Altstadt generell eine Erschließung zu verhindern, machte Hüttner beim Pressetermin vor Ort am Mittwoch deutlich. "Wir wollen eine schonende Bebauung, in der Menschen wohnen und in der zusätzlich Grünflächen zu finden sind." Das Auto soll dabei eine eher untergeordnete Rolle spielen. Denn das Automobil nimmt in den Überlegungen der IG eine sehr zentrale Rolle ein - allerdings in der Form, dass es möglichst aus der Altstadt draußen bleibt.
Alfons Swaczyna, der ehemalige Leiter des Regensburger Tiefbauamts, will beobachtet haben, dass sich die Politik der Stadt Amberg inzwischen wieder deutlich weg von früheren Positionen des Stadtrats bewegt. In den 80er Jahren sei es beispielsweise erklärtes Ziel gewesen, den Autoverkehr möglichst aus der Innenstadt zu verbannen, um damit die Attraktivität als Einkaufslage zu stärken. "Kein Umlandbewohner kommt nach Amberg zum Parken", zitierte er den GfK-Konsumforscher Wilhelm Fickel, der im Jahr 1986 auf einer offiziellen Veranstaltung der Stadt vielmehr ein attraktiveres Kaufangebot als Anreiz nannte, um hierher zu kommen.
Erst wenn die Läden in der Altstadt einen entsprechenden Anreiz zu bieten hätten, würden potenzielle Kunden aus dem Umland hierher kommen, um einzukaufen. Ausreichend Parkmöglichkeiten seien nicht allein seligmachend, sagte Fickel laut einem damaligen Bericht der Amberger Zeitung 1986 bei einer gemeinsamen Sitzung des Haupt-, Bau- und Verkehrsausschusses.
Parken nicht gleich Umsatz
Ähnlich drückte es laut Swaczyna auch der Münchner Architekt Wolfgang Pfeifer in der gleichen Sitzung aus: "Verkehrsberuhigung und Verbesserung der Freiflächen seien sogar wichtiger als die Gebäudesanierung in der Altstadt zu bewerten." Inzwischen habe sich aber im Amberger Einzelhandel die Stimmung völlig gewandelt: "Die meinen alle, ihr Umsatz hängt vom Parken ab", sagte Swacyna. "Die Annahme, dass Parken gleich Umsatz bedeutet, ist absoluter Unsinn", zitierte Achim Hüttner den renommierten Verkehrsforscher Heiner Monheim, der am 14. September zu einer Podiumsdiskussion nach Amberg kommen wird. Im Gegenteil: Parken sei eher Belastung. "Diese Erkenntnisse werden in Amberg einfach auf den Kopf gestellt."
Anwohner Wolfgang Schimmel bezeichnete bei der Veranstaltung die Einfahrt der Tiefgarage mit ihrer Glaseinfassung, wie sie veröffentlicht wurde, als "eine grafische Lüge". Das Einfahrtsgebäude werde seiner Ansich nach in der Realität "um Größenordnungen hässlicher." Schimmel wunderte sich außerdem, dass die Stadt über den Kauf des Geländes durch Ten Brinke zwar von einem "Meilenstein" gesprochen habe - das aber erst Wochen nach der eigentlichen Vertragsunterzeichnung. "Ich frage mich, warum man diesen Meilenstein dann so lange versteckt hat."
Satzung nichts mehr wert
Er selbst habe bei der Stadt um Einsichtnahme in den entsprechenden Notarvertrag gemäß der vom Stadtrat beschlossenen Informationsfreiheitssatzung gebeten. Die Antwort: Das müsse erst mit den Anwälten von Ten Brinke besprochen werden, ob es überhaupt möglich sei. Damit sei diese Satzung aber eigentlich nichts mehr wert, mokierte sich Schimmel.













Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.