Im November war eine zwölfköpfige Gruppe von Unterstützern von Runa Masi in Bolivien. „Hilfe zur Selbsthilfe“, die dort primär Wasserprojekte finanziert, gibt es bereits seit über 35 Jahren, doch erlebte man vor Ort diese Unterstützung als mittlerweile überlebenswichtig.
Marianne Moosburger, die zweite Vorsitzende von Runa Masi, freute sich, dass das Kulturzentrum Ayopayamanta in der Kleinstadt Independencia zusammen mit dem Team um Coco Aquino, den Leiter der Musikgruppe „Sacambaya“, eine ansprechende Tour für die Hahnbacher ausgearbeitet hatte und auch begleitete.
Nach dem Flug über 10 000 Kilometer landete man direkt in der Millionenstadt Cochabamba und staunte nach einem abendlichen Haus- und Nachbarschaftskonzert schon am zweiten Tag über das ungewohnt gesellige Treiben mit Essen, Trinken und Musik auf dem Friedhof in der Kolonialstadt Totora. Interessant war auch anschließend das Charangafestival von Morochata.
Serpentinen und steile Klippen
Nicht ungefährlich jedoch war tags darauf die Fahrt über enge Schotter-Serpentinen an steilen Klippen entlang ins Hochland von Ayopaya. Traditionell war der Empfang in Independencia mit Musik, viel Konfetti auf den Köpfen, behängt mit großen Blumenkränzen, manchen Reden und getrocknetem Lama mit Beilagen. Die Hahnbacher Musiker Mathias und Andrea Fenk, Anita Pirner und Harald Schindler revanchierten sich mit einem Ständchen zum 70. Geburtstag von Coco Aquino.
Hoch emotional waren die folgenden Tage, die zu den geförderten Wasserprojekten führten. Überall empfingen Versammlungen von Hochlandbauern, sprich Campesinos, die zwölf wiederum mit Konfetti, Blumenkränzen und Chicha, dem traditionellen Maisbier. Außerdem hatte man sogar Schafe und Ziegen geschlachtet, die, in einem eigenen Erdofen gebraten, als Fingerfood serviert wurden.
Als witzig empfanden die Hahnbach den „Schaukeltag“ nach Allerheiligen. Nicht nur im ökologischen Zentrum von Independencia versuchte man an hohen Schaukeln mit den Füßen Belohnungskörbe von einer weiteren Stange zu erhaschen. Berührend und spannend waren auch die Ausflüge zum neuesten Wasserprojekt, einem fast Fußballfeld großen Speicher für die nahe Obstplantage, zum Wasserfall oder zu einer einfachsten Landschule und einer uralten Inkagrabstelle.
Gegenbesuch geplant
Erholsamer war der Besuch in der „weißen Hauptstadt“ Sucre mit seinem übervollen Obstmarkt, dem Rathaus oder manchem besuchten Kloster. Schockierend dagegen war der Besuch in den lebensgefährlichen Minen von Potosi. Überwältigender Gegensatz dazu war das bunte, lebenslustige Treiben des dortigen Stadtfestes mit nicht enden wollenden Umzügen, Prämierungen, Musik und Tänzen.
Aus dem Staunen kam man ebenfalls nicht heraus beim Besuch im riesigen Salzsee bei Uyuni, dem Riesenhelm von Fernando Crespo in Oruro, dann in den Telefericos, sprich den Seilbahnen von La Paz, im „Valle de la Luna“ oder im feuchten Tiefland von Coroico, wo krächzende Papageien über die Köpfe hinwegflogen.
Weitere Höhepunkte waren die Tage am Titicacasee. In Copacabana staunte man über die über und über mit Blumen und Kartoffeln geschmückten zu segnenden Fahrzeugen und den prächtigen Innenraum der Wallfahrtskirche. Gut zu schnaufen hatten alle auf etwa 4700 Meter bei den Ausflügen zu den uralten Kultstätten auf der Mond- und Sonneninsel.
Nach einer unvergesslichen Reise fiel der Abschied schwer. Doch man tröstete sich, dass Coco Aquino und seine Musikgruppe „Sacambaya“ für nächstes Jahr eine Tour auch in unsere Gegend planen und alle hoffen so auf ein Wiedersehen.
Wissenswertes über Bolivien
- Bolivien ist multinational: 37 verschiedene indigene Gruppen; davon 31 Prozent Quechuas und 25 Prozent Aymaras
- Landessprache: Spanisch, Quechua, Aymara und weiter 33 indigene Sprachen
- Armutsquote: 65 Prozent
- Hauptstadt (formal): Sucre (rund 300 000 Einwohner)
- Regierungssitz: La Paz (über 2 Millionen Einwohner)
- Fläche: 1,1 Millionen Quadratkilometer, das heißt: Dreimal so groß wie Deutschland
- Nachbarländer: Brasilien, Paraguay, Argentinien, Chile, Peru
- Lebenserwartung: Männer 66,5 Jahre, Frauen 72 Jahre
- Religion: 80 Prozent römisch-katholisch, doch starker Einfluss alter Naturreligionen, evangelikale Kirchen
- Größe des Salzsees bei Uyuni: Rund 11 000 Quadratkilometer, das heißt größer als Niederbayern
- Titicacasee: Elfmal so groß wie der Bodensee, doch zwei Drittel gehören zu Peru
















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