Die paar Regentropfen taten dem Erfolg keinen Abbruch: Michael Sandner vom Verein „Zamhaltn“ stand die Freude über die gelebte Amberger Willkommenskultur ins Gesicht geschrieben. Einige hundert Amberger und Ukrainer trafen sich zum ersten Begegnungsfest am Jugendzentrum und auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände und bewiesen, dass Gastfreundschaft wahrhaft völkerverbindend ist. „Tief beeindruckt“ zeigte sich denn auch Bürgermeister Franz Badura: „Das ist es, was unsere Gesellschaft ausmacht. Hilfsbereitschaft und christliche Werte.“
Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien lobte Organisator Michael Sandner, der sich auf ein fleißiges und freundliches Team stützt, die beteiligten „Mitmacher“: DJK Amberg mit dem Beachvolleyballfeld, Schwimmverein Amberg mit seinem Parcours, die Hüpfburg des Stadtjugendrings, CVJM, den Verein „Amberger Kinder helfen“ mit seiner Ballonaktion und dem Bemal-Auto, die enorm wichtige Freiwilligen-Agentur der Stadt Amberg, das Amberger Druckzentrum, das Friedens-T-Shirts anfertigte, einige Cafés mit Kaffee- und Kuchenspenden, Personal-Beratung Hofmann sowie natürlich die Stadt Amberg, der Sandner für Bühne und Jugendzentrum als Veranstaltungsorte dankte.
Rund 600 Ukrainer in Amberg
Rund 50 Mitglieder hat der erst im Frühjahr gegründete Verein „Zamhaltn“, kann aber im Bedarfsfall auf rund 400 Helfer zurückgreifen. Notunterkunft, Kleiderkammer (zusammen mit „Sulzbach-Rosenberg hilft“), Umzugshilfe und vieles mehr fallen ins Tätigkeitsfeld des Vereins, der sich für die Flüchtlinge auch um alltägliche Dinge, um Spendenaktionen und Hilfskonvois in die Ukraine und mehr kümmert. Die Helfer nahmen sich auch der Kinder an, während ihre Eltern im Sprachkurs sind. Immerhin sind es zur Zeit rund 600 ukrainische Flüchtlinge, die sich in der Stadt Amberg aufhalten - vorrangig Frauen und Kinder.
Dass die Zusammenarbeit mit den Behörden und Verbänden reibungslos klappt, bewies die perfekte Organisation des Festes durch „Zamhaltn“. Michael Sandner, der seit Ausbruch des Ukraine-Krieges keinen Feiertag und auch fast keinen Feierabend mehr kennt, war sehr stolz auf sein Team. Aber auch die Freiwilligen-Agentur der Stadt Amberg mit ihren zahlreichen Aufgaben spielt in der Flüchtlingshilfe eine wichtige Rolle: Sie erfüllte die Anfragen in inzwischen rund 150 Fällen, vermittelte bei Treffen in ihren Räumen schon 80 Patenschaften mit Ambergern und 75 Anmeldungen zu Deutschkursen. „Wichtig ist, dass die Chemie stimmt zwischen den Paten“, ist hier das Hauptkriterium.
Musik aus beiden Ländern
Auf der Bühne im Freien eröffneten Lucas Hegner, Noel Krammer und Ferdinand Stich musikalisch den Kulturteil. Die ukrainischen Gäste hatten natürlich ebenfalls ihren Part: Ein Kinderchor sang mitreißend, die Tanzgruppe erhielt beträchtlichen Applaus, ebenso ein junger Solo-Pianist, und zweisprachig klang es aus den Lautsprechern: „Wir bedanken uns für so viel Gastfreundschaft und Hilfe in Amberg bei unseren neuen Freunden.“ In der Tat ergaben sich viele Gespräche mit und ohne Dolmetscher, neue Kontakte, neue Erkenntnisse und vor allem Sympathien auf beiden Seiten. Kinder wetteiferten am Glücksrad oder bei Spielen, die Eltern kamen sich bei Kaffee und Kuchen näher, und im Saal dokumentierte ein Film die mannigfaltige Kultur der Ukraine, auf die alle so stolz sind. Der Reinerlös des Festes komme, so versicherte Sandner, wie immer eins zu eins ohne Verwaltungskosten der Flüchtlingshilfe zugute. Und die kann das erste Begegnungsfest als kompletten Erfolg verbuchen.
Im Gespräch am Rande des Festes erzählt eine Betroffene, wie es ihr in Amberg ergeht: Ruslana (27), mit dem dreijährigen Söhnchen Samuel auf dem Arm, kam mit ihrem Mann (33) am 14. März in Amberg an. Die Familie stammt aus Odessa und flüchtete im eigenen Auto über Moldawien, die Slowakei und Slowenien nach Wien und dann über Tschechien und Polen nach Deutschland. „Wir haben jetzt eine Wohnung und besuchen beide einen Deutschkurs“, erzählt Ruslana, ihre Freundin Alona übersetzt. Die Menschen seien hier sehr gut zu ihnen. Wie lebt es sich hier nach so einer abenteuerlichen Flucht und mit den ständigen Kriegsnachrichten? „Wir leben eben von einem Tag auf den andern. Ob wir je zurückkehren werden, ist nicht abzusehen.“
Wunsch nach Kindergartenplatz
In Amberg half der Familie zunächst einmal der evangelische Pfarrer der Paulaner-Kirche, Joachim von Kölichen: Er nahm die Ukrainer zunächst einen Monat bei sich auf und half in der neuen Wohnung dann auch mit Möbeln aus. Das passt ins Bild, das die Familie von Amberg hat: „Sehr freundliche Menschen, hilfsbereit und gut.“ Auch das Fest sei perfekt: „Man kann mit so vielen Leuten reden und alle sind so nett.“ Ruslana und ihr Mann besuchen abwechselnd den Deutschkurs, so dass immer einer auf Samuel aufpassen kann. Was ist ihr größter Wunsch für die Zukunft? „Dass Samuel einen Kindergartenplatz in Amberg bekommt und Kontakte knüpfen kann - in richtiger Betreuung.“
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