Amberg
30.01.2025 - 10:52 Uhr

Unabhängige psychiatrische Beschwerdestelle "Hoffnungsanker" in Amberg eröffnet

Mit der unabhängigen psychiatrischen Beschwerdestelle "Hoffnungsanker" schafft das Sozialteam Amberg einen Raum für Betroffene. Hier können sie ihre Erfahrungen schildern und gebündelte Expertise nutzen, um Lösungen zu finden.

In den Räumlichkeiten des Sozialteams in der Breslauer Straße 2 in Amberg wurde die unabhängige psychiatrische Beschwerdestelle Nordoberpfalz "Hoffnungsanker" (upB) eingeweiht. Georg Lang, Projektleiter des Sozialteams, eröffnete die Veranstaltung und untermauerte die Wichtigkeit dieser Beschwerdestelle: "Wir haben in Deutschland – gerade in der Psychiatrie – eine besondere geschichtliche Verpflichtung, gegen Stigmatisierung anzukämpfen und Inklusion zu schaffen." Aus diesem Grund freue er sich, die Beschwerdestelle, die ihre Arbeit bereits seit dem vergangenen Jahr verrichtet, offiziell vorstellen zu können.

Die Zusammenarbeit entstand laut Lang, als Berater auf das Sozialteam zukamen, um anzufragen, ob sie Räumlichkeiten zur Verfügung stellen und sich vorstellen könnten, die Trägerschaft zu übernehmen. Diese Anfrage entsprang der engen Zusammenarbeit des Sozialteams mit "Irren ist menschlich", dem Verein der Psychiatrieerfahrenen in der Oberpfalz. Im politischen Diskurs sei der Verein ein wichtiger Impulsgeber, wenn es um Zukunftsfragen der sozialpsychiatrischen Versorgung gehe.

Betroffenen eine Stimme geben

Die Beratungsstelle "Hoffnungsanker" besteht aus einem Team aus dem sozialpsychiatrischen Bereich sowie weiterqualifizierten Expertinnen mit Erfahrungswissen von und mit psychischen Erkrankungen. Ein neutrales, persönliches, vertrauliches und transparentes Vorgehen liege im Fokus der Beraterinnen. Es werde auf Anonymität und Vertraulichkeit der Ratsuchenden geachtet, und es soll ein sicheres Umfeld geschaffen werden. In den Beratungsgesprächen, die individuell angeboten werden, sollen die Betroffenen ihre Erfahrungen schildern können. Die Inhalte der Gespräche werden dokumentiert, um Muster zu erkennen und die Informationen gegebenenfalls an die zuständigen Stellen weiterzuleiten.

Die upB "Hoffnungsanker" soll als Anlaufstelle fungieren und die Betroffenen über ihre Rechte und Möglichkeiten beraten. Sie ist jedoch keine Rechtsberatung, kann Anliegen aber zur rechtlichen Konsultation weiterleiten. Die Ziele der Einrichtung sind die Unterstützung und Beratung für Betroffene, die Schwierigkeiten im Umgang mit psychiatrischen Einrichtungen oder Fachleuten haben. "Des Weiteren möchten wir Sensibilisierungsarbeit für Erkrankte leisten, auf Missverständnisse aufmerksam machen und die Rechte von Menschen mit psychischen Erkrankungen stärken", so Lang. Außerdem stehe die Vermittlung zwischen Betroffenen und den Institutionen im Fokus, um eine bessere Kommunikation zu ermöglichen und Lösungen zu finden.

Das Team stellt sich vor

Felix Koller ist einer der ehrenamtlichen Berater der upB Hoffnungsanker. Er ist Ex-In-Genesungsbegleiter. Ex-In ist die Abkürzung für "Experienced Involvement" und bedeutet wörtlich übersetzt "Beteiligung Erfahrener". Koller ist außerdem Vorstandsmitglied des Vereins "Irren ist menschlich" und bei der Einrichtung Hoffnungsanker für die Technik und die Website zuständig. Er setzt sich eigenen Angaben zufolge für Anti-Stigma-Arbeit ein, arbeitet in der Suizidprävention und ist für die Stadt Regensburg stellvertretender Sprecher im Inklusionsausschuss sowie Co-Moderator im Psychose-Trialog Regensburg.

Nicole Donhauser ist ebenfalls Beraterin bei der upB und Ex-In-Genesungsbegleiterin in Ausbildung. Auch sie gehört zu den Vorstandsmitgliedern des Vereins "Irren ist menschlich". Sie ist Peerberaterin beim Sozialteam. Peer-Beratung bezeichnet die Beratung durch Menschen mit denselben Merkmalen bzw. in derselben Lebenssituation wie die Beratenen. Donhauser beschäftigt sich mit Anti-Stigma-Arbeit und ist Sprecherin des Konsulententeams. Richard Eagan gehört als ausgebildeter Ex-In-Genesungsbegleiter ebenfalls zu den Beratern, die für psychiatrische Beschwerden in Amberg zur Verfügung stehen. Der Rentner engagiert sich zusätzlich als Hospizhelfer und als Mitarbeiter beim Weißen Ring.

Vervollständigt wird das Beratungsteam von Yvonne Müller. Sie ist Mitglied beim Verein "Irren ist menschlich", als Ex-In-Genesungsbegleiterin ausgebildet und arbeitet Vollzeit als Verwaltungsbeamtin. Zusätzlich dazu beschäftigt sie sich mit Anti-Stigma-Arbeit, hilft als Genesungsbegleiterin bei der Medbo Wöllershof und organisiert einen Betroffenenstammtisch im Raum Weiden.

Am eigenen Leib erfahren

"Meine Beweggründe waren meine eigene Geschichte. Diese hat mich so sensibilisiert und mir die Augen geöffnet, welche Lücken es in der Nachversorgung der Psychiatrie gibt. Außerdem finde ich die Arbeit wichtig, um die Gesellschaft zu sensibilisieren und den Menschen zu zeigen, dass man gemeinsam dagegen antreten kann", kommentierte sie ihre Motivation für den ehrenamtlichen Einsatz. Die upB "Hoffnungsanker" sei ein wichtiger Bestandteil der psychiatrischen Versorgung in der Nordoberpfalz. Müller zufolge trägt sie zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit psychischen Erkrankungen bei und hilft, deren Stimme zu stärken.

 
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