Die Verwaltung könnte weit mehr an Verbesserungsvorschlägen umsetzen, würde es ihr nicht an Personal und Haushaltsmitteln fehlen. Das ist die Quintessenz einer Gemeinschaftsveranstaltung von ACE und ADFC. Angeblich gibt es eine Liste von über 200 empfohlenen Verbesserungsmaßnahmen. Engagierte Bürger und Radfahrer wollen das ihrer Meinung nach Zaudern der Stadt bei der Umsetzung im einsetzenden Wahlkampf thematisieren.
ACE-Vorsitzender Michael Ponsel unterstrich das erklärte Bemühen seines Verbandes, den Autoverkehr aus der Altstadt zu verdrängen. Der Club setze sich für ein "besseres Miteinander von Auto- und Radfahrern" ein. Franz Gerl, der Vorsitzende des örtlichen ADFC, sieht die Kommunen in der Pflicht, den innerstädtischen Radverkehr zu fördern. In Amberg, so schätzt er, könnten rund 30 Prozent der Autofahrer aufs Rad umsteigen. Wegen der vermehrten Nutzung von E-Bikes rechnet er allerdings mit steigenden Unfallzahlen.
Nach der Einschätzung von Wolfgang Babl aus der Bauverwaltung der Stadt könnte eine bessere Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs und des Fahrrads die Lage durchaus verbessern. Obwohl der Verkehrsraum in der Kernstadt knapp und wenig Platz für neue Radwege sei. Die vorhandenen Strecken seien in der Vergangenheit "unsystematisch geplant und angelegt worden". Auch sei in den zurückliegenden neun Jahren für Verbesserungen im Radwegenetz nur wenig getan worden. "Die Mittel müssen dringend steigen", betonte Babl.
Blickwinkel Freizeit-Radler
Auch deshalb, weil der Radverkehr früher überwiegend der Freizeit und nicht der innerstädtischen Mobilität zugeordnet worden sei. Inzwischen würden Fahrräder aber verstärkt für die tägliche Fahrt zur Arbeit, in die Schule oder zum Einkaufen genutzt.
Mit dem Ziel, den Radfahreranteil im öffentlichen Verkehrsraum zu verdoppeln, habe der Stadtrat im August 2016 einem Institut in Hannover einen Planungsauftrag für ein entsprechendes Konzept erteilt. Mit der Beschreibung von 179 Problembereichen liege es seit Dezember 2017 dem Stadtrat vor. Allerdings habe das Plenum das Konzept "nur als Leitlinie beschlossen". Es habe sich damit vorbehalten, jeweils Einzelbeschlüsse zur Umsetzung zu fassen.
Das Konzept veranschlage die Kosten der Realisierung, ausgelegt auf 15 bis 20 Jahre, auf zehn Millionen Euro. Umgerechnet bedeute das den Einsatz von jährlichen rund 500 000 Euro. Zum Vergleich: Für 2018 und 2019 wurden jeweils 100 000 Euro bereitgestellt. Es gebe allerdings Anzeichen, künftig mehr Mittel einzuplanen. Die Haushaltsmittel für Verbesserungen heuer seien jedenfalls bereits ausgeschöpft.
Personalnöte
Erschwerend ist aus der Sicht des Bauamt-Mitarbeiters hinzugekommen, dass sein bisheriger Verkehrsplanungs-Kollege sehr früh wieder gekündigt habe und bisher kein Nachfolger gefunden worden sei. Er selbst sei bislang zu etwa 20 Prozent seiner Arbeit mit der Verkehrsplanung beschäftigt gewesen und inzwischen überhaupt nicht mehr. Schwerpunkte für Verbesserungen für Fahrradfahrer sind laut Babl beispielsweise das Umfeld des Altstadtrings und die innere Regensburger Straße. Die Planungen sähen auch die Erneuerung des Belags vor. Derzeit laufe ein entsprechender Testversuch in der Franziskanergasse. Die schnelle Umsetzung von Maßnahmen scheitere manchmal auch wegen eines schwierigen Grunderwerbs. Das sei etwa bei einem Radweg von Ammersricht ins Industriegebiet Nord der Fall.
Schleppende Umsetzung
Grundsätzlich beabsichtigt sei auch, für Radfahrer gefährliche Stellen zur Erhöhung der Sicherheit rot zu markieren. Von über 200 in Betracht kommenden Maßnahmen seien allerdings erst acht bereits erledigt und zwölf in Bearbeitung.
Abgesehen von Detaildiskussionen war sich die Versammlung am Ende einig, den innerstädtischen Radverkehr im anstehenden Kommunalwahlkampf zu thematisieren und die Oberbürgermeister- wie Stadtratskandidaten mit den Forderungen und Vorschlägen aus dem Konzept sowie den eigenen Reihen zu konfrontieren.















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