Der Trend ist eindeutig: Von allen Bestattungen waren im Jahr 2015 in Bayern 61 Prozent Urnenbestattungen, in Deutschland gar 67 Prozent. Diese Zahlen stiegen bis 2019 in Bayern auf 75 Prozent, in Bayern auf 69 Prozent. "Wir merken diesen Trend schon seit 10 bis 15 Jahren", sagt Bernhard Brandl (55) vom gleichnamigen Bestattungsinstitut in Mitterteich. "Richtig gekippt ist das etwa vor 5 Jahren. Seitdem haben wir mehr Urnenbestattungen."
Warum das so sei, könne er nicht eindeutig sagen. Die Kosten alleine seien nicht ausschlaggebend, da sich die Preise nicht so deutlich unterscheiden würden. "Sicher ist es so, dass die Folgekosten für viele ein Argument für die Urnenbeisetzung sind und auch die Tatsache, dass die Angehörigen der Verstorbenen nicht mehr in der Nähe wohnen, ist entscheidend", sagt Brandl, der das Geschäft von seinem Vater übernommen hat und seit 1989 Bestattungsmeister ist.
Einfluss von Corona
Etwas verfälscht würde die Statistik aber in diesem Jahr durch Corona, ist Brandl sicher. Bedingt durch die zahlreichen Sterbefälle im Corona-Hotspot Landkreis Tirschenreuth, hätten sich in seinem Bereich etliche für die Feuerbestattung entschieden. Geschäftsführer Wolfgang Dobler vom Bestattungsinstitut Bauer in Weiden und Eschenbach bestätigt den Trend zu mehr Urnenbestattungen. "Das hat sich inzwischen komplett gedreht." Er spricht derzeit von 70 bis 75 Prozent. "Das ist inzwischen normal, wenngleich es regional schon noch unterschiedlich ist."
Auch für ihn ist dafür ein Grund, dass die Angehörigen nicht mehr in der Nähe leben. "Was macht der Sohn in Hamburg, wenn hier am Stadtfriedhof das Grab seiner Eltern ist?", fragt Dobler. Viele hätten inzwischen umgeschwenkt und es sei auch keine Glaubenssache mehr, wenn man sich für eine Urnenbeisetzung entscheide. Die Kirche mache keine Unterschiede mehr. Dobler sieht auch in den nächsten Jahren einen Zuwachs bei den Feuerbestattungen. "In 10 Jahren liegen wir, so wie im Osten auch schon, bei 90 Prozent. Da bin ich mir sicher", sagt der 49-Jährige.
Weniger Kosten und Arbeit
Weit zurückblicken kann Gunda Rösl vom Bestattungsunternehmen Haimerl-Rösl in Amberg und Hahnbach. "Ich bin seit 50 Jahren in Geschäft", sagt sie. "Am Anfang hatten wir überhaupt keine Feuerbestattungen. Die alten Leute wollten das damals nicht." Inzwischen habe sich das gewandelt. "Die schauen jetzt aber auf die Jungen und wollen, dass die keine Kosten und keine Arbeit mit den Gräbern haben."
Fakt sei nämlich, dass eine Urnenbeisetzung auf jeden Fall kostengünstiger sei, vor allem auf längere Sicht gesehen. In den vergangenen zwei Jahren haben die Feuerbestattungen nochmals richtig zugelegt, so Gunda Rösl. So bei 65 bis 70 Prozent sei das in ihrem Unternehmen. Corona hätte keine Auswirkungen gehabt. "Was die Leute immer mehr wollen seien Waldfriedhöfe, so wie der Urnenwald in Hohenburg oder Baumgräber wie in Vilseck", sieht Rösl eine weitere Entwicklung. "Da entstehen einmalige Kosten und mit Pflege hat man damit anschließend gar nichts mehr zu tun."
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.