Der Verein Rehkitzrettung Amberg-Sulzbach ist noch ein sehr junger Verein. Susanne Kunisch hat ihn ins Leben gerufen. Als sie beim Zahnarzt im Wartezimmer saß, hat sie in einer Zeitschrift vom Mähtod von Rehkitzen gelesen. "Auf der Heimfahrt habe ich mir dann so meine Gedanken gemacht, als ich an einer Wiese vorbeigefahren bin", erzählt Kunisch. "Jedes Jahr im Mai kommen die Kitze zur Welt und werden, wenn die Wiesen nicht abgegangen werden, oft angemäht oder totgemäht. Und es gibt auch gar keine Aufklärungsarbeit." Da fasste sie einen Entschluss. Sie registrierte sich bei der Rehkitzrettung als Helferin. Sie wurde aber nie angerufen. Also leitete sie die Sache selber in die Wege und gründete ihren eigenen gemeinnützigen Verein.
Im Mai 2020 hat sich dann ein Landwirt endlich bei ihr gemeldet. Zehn Hektar Wiese gab es zum Abgehen. Es gab nur ein Problem. "Wir wären nur zu dritt gewesen. Also habe ich Radio Ramasuri eine Whatsapp-Nachricht geschickt, in der Hoffnung, dass sie es in ihrer Sendung durchsagen", sagt die Vereinsgründerin. Doch dann wurde sie vom Radiomoderator angerufen und vereinbarte mit ihm ein Telefoninterview für den darauffolgenden Tag. Und tatsächlich haben sich Raphael Lorenz und etliche andere Interessierte bei der Rehkitzretterin gemeldet.
Tierleid vermeiden
"Wir wollen Tierleid vermeiden", sagt Kunisch. "Deswegen sind Jäger und Landwirte oft froh, dass es uns gibt." Die ständen oft alleine da. Denn laut Tierschutzgesetz darf keinem Wirbeltier Leid zugefügt werden. Der Verein unterstützt deswegen die Jäger und Landwirte ehrenamtlich. Susanne Kunisch sagt: "Wir verlangen kein Geld, wir freuen uns aber über jede Spende. Menschen und Tiere sollen im Einklang leben."
Von Anfang Mai bis Mitte Juni bringen die Geißen die Kitze im hohen Gras zur Welt. Die Jungtiere bleiben dann auch an dieser Stelle liegen. Die Rehmütter kommen nur zum Säugen zurück. Da die Kleinen noch keinen Fluchtinstinkt haben, können sie bei einer nahenden Gefahr, wie einer Mähmaschine, nur schwer fliehen. "Die Kitze haben nur einen Schutzreflex. Sie drücken sich ganz flach auf den Boden", erklärt Kunisch. Wenn ein Kitz dann doch angemäht wird, muss es unvorstellbare Qualen erleiden. "Aber da leiden sowohl die Geiß als auch das Kitz sehr darunter", sagt sie.
Ab Mai hat der Verein alle Hände voll zu tun. Die meisten Landwirte mähen ihre Wiesen abhängig vom Wetter. Wenn es schön ist, können sich die Anrufe der Landwirte und Jäger häufen. Die Vereinsmitglieder haben auch Verständnis für die Landwirte, die alle zeitnah mähen möchten. Doch der Verein braucht mindestens zwei Tage Vorlaufzeit, um genügend Helfer zu organisieren. Damit das Absuchen der Wiesen effektiver wird, wünscht sich der Vorstand des Vereins, eine Drohne mit Wärmebildkamera kaufen zu können. Diese möchte der Verein durch Spenden finanzieren. Raphael Lorenz sagt dazu: "Dann können wir schon in den frühen Morgenstunden mit der Drohne die Wiesen abfliegen. So können wir schneller und effizienter arbeiten."
Dann können wir schon in den frühen Morgenstunden mit der Drohne die Wiesen abfliegen. So können wir schneller und effizienter arbeiten.
Helfer dringend gesucht
Aber der Verein Rehkitzrettung freue sich nicht nur über Spenden, sondern vor allem auch über freiwillige Helfer, die beim Abgehen der Wiesen tatkräftig unterstützen. "Wir suchen für unsere Arbeit volljährige Personen, denn es muss verantwortungsvoll und konzentriert gearbeitet werden", sagt die Vereinsgründerin. Denn bei einer Rettungsaktion gibt es einiges zu beachten. Festes Schuhwerk und dem Wetter entsprechende Kleidung sind ein Muss. Noch wichtiger ist das Tragen von Einmalhandschuhen. "Auf die Kitze darf niemals der Geruch von Menschen kommen. Deswegen ist es auch wichtig, bei den Rettungsaktionen auf Parfüm und Deodorant zu verzichten", erklärt Susanne Kunisch. Ein gefundenes Kitz darf nur mit Handschuhen und mit Gras aus der Wiese angefasst werden. Auch muss es weit vom Körper weg gehalten werden. Des Weiteren sollten die Helfer eine gute Kondition besitzen, denn das Abgehen einer Wiese kann oft vier Stunden dauern. Aber Susanne Kunisch ist vor allem eines wichtig: "Jeder Helfer, der sich an der Suche beteiligt, engagiert sich ehrenamtlich und geht auf eigene Verantwortung mit."
Jeder Helfer, der sich an der Suche beteiligt, engagiert sich ehrenamtlich und geht auf eigene Verantwortung mit.
Bei einer Rettungsaktion ist auch immer ein Jäger oder Jagdpächter dabei. Denn die geretteten Kitze werden vorübergehend in Körben am Waldrand abgestellt. Nach getaner Arbeit übernimmt der Jäger dann auch die Nachsorge der Kitze. Susanne Kunisch dazu: "Der Verein ist für jeden ein Gewinn. Der Jäger verliert seine Tiere nicht. Der Landwirt hat keine toten Tiere in der Mahd, damit besteht auch nicht die Gefahr von Botulismus. Der Verein hat ein Tierleben gerettet. Und die Rehe dürfen weiterleben."
Mehr Rücksicht und Vernunft
Ein Anliegen hat die Rehkitzretterin, das ihr oft Bauchweh bereitet. "Es gibt Leute, die nehmen Rehkitze einfach mit nach Hause. Ein Kitz darf niemals angefasst werden. Durch den menschlichen Geruch nimmt die Geiß ihr Kind nicht mehr an und das Kitz muss dann erbärmlich verhungern." Auch appelliert sie an die Vernunft der Hundebesitzer. Diese sollten ihre Vierbeiner auch im Wald angeleint lassen. "Das Wild findet durch die Freizeitaktivitäten der Menschen keine Ruhe", erklärt Susanne Kunisch. "Ich wünsche mir, dass die Leute da rücksichtsvoller werden und Vernunft annehmen."
Wie Sie den Verein unterstützen können
Der Verein Rehkitzrettung Amberg-Sulzbach freut sich über Spenden
Spendenkonto: (Eine Spendenquittung wird ausgestellt)
Raiffeisenbank Sulzbach Rosenberg eG
Iban: DE04 7526 1700 0000 6018 88
Bic: GENODEF1SZH
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