Amberg
28.04.2022 - 12:14 Uhr

Von den vielen Gesichtern des Autismus in Amberg

"Zufriedenheit über die Lebensspanne": Unter diesem Motto stand der Weltautismustag, den das Netzwerk Autismus für die Oberpfalz zum Anlass nahm, auf die besonderen Belange von Menschen mit Autismus in Amberg hinzuweisen.

Der fesselnde Dokumentarfilm "Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann", der gerade in den deutschen Kinos startet, in Kombination mit einer Podiumsdiskussion mit Betroffenen, Fachkräften und Angehörigen schien dem Netzwerk Autismus unter der Leitung von Sozialpädagogin Heike Vogel eine geniale Form, um über Autismus und die Belange der Betroffenen und Angehörigen aufzuklären. Den Fokus legte die Veranstaltung auf Altersklassen und Lebensphasen der Betroffenen, auf den Zugang zu Bildung und Arbeit, individuelle Unterstützung und Teilhabe an der Gesellschaft.

Dementsprechend wurden auch die Podiumsteilnehmer ausgewählt. Für Heike Vogel war es wichtig, Eltern aus Amberg und Umgebung, Vertreter der Selbsthilfe, aber auch Fachpersonal eine Stimme zu geben. Mit Oberbürgermeister Michael Cerny konnte ein Vertreter der Kommunalpolitik für die Moderation gewonnen werden, denn Verbesserungen der Versorgungsstruktur seien laut Vogel immer auch davon abhängig, inwieweit Politiker und andere Verantwortliche sich mit dem Thema auseinandersetzen würden.

Dunkelziffer weitaus höher

Autismus habe viele Gesichter und reiche von extremen Auffälligkeiten bis hin zu Unauffälligkeit im Verhalten und in der Kommunikation. Aus dem Podium kam die Information, dass nach wissenschaftlichen Untersuchungen weltweit mindestens ein Prozent der Bevölkerung im Autismus-Spektrum anzusiedeln sei, die Dunkelziffer aber weitaus höher liege. In der Oberpfalz leben 2020 laut Statistik 1500 Menschen, die von Autismus betroffen sind. Seitens der Elternverbände war zu erfahren, dass Eltern und Angehörigen Anwälte der Betroffenen seien. Den Elternverbänden gehe es um die Förderung der betroffenen Kinder und die Stärkung der Eltern und Angehörigen, beispielsweise in Form von Selbsthilfegruppen. Zudem gehöre die Informationsarbeit zu den Aufgaben der Elternverbände.

Schulische Angebote stärken

Die Selbsthilfegruppen wurden von Autisten gegründet und geführt. Sie seien eine sehr effektive Form zur Stärkung der Betroffenen. Im schulischen Bereich gelte es, die von Autismus betroffenen Schüler in das System einzugliedern oder für betroffene Kinder mit schweren Auffälligkeiten ein spezielles Schulsystem anzubieten. Dahingehend wäre ein offenes Schulsystem wünschenswert, das für jedes betroffene Kind die passende Bildungsmöglichkeit biete.

Die Unterstützung während der Schulzeit ist laut Angehörigen bestens, doch im Übergang zum Beruf ende der geschützte Rahmen. Es sei schwierig, einen von Autismus betroffenen Menschen in das Berufsleben einzugliedern. Es fehle an Ausbildungsplätzen und an der Bereitschaft der Arbeitgeber, Betroffenen einzustellen.

Betreuung im Alter wichtig

Große Soge herrsche bei den Angehörigen über die Versorgung im Alter, wenn die Familie die Betreuung nicht mehr übernehmen kann. Angedacht seien Wohngemeinschaften, betreutes Wohnen und Patenschaften.

Sozialpädagogin Vogel informierte darüber, dass das Netzwerk Autismus Oberpfalz eine Kontakt-, Beratungs- und Koordinierungsstelle für Menschen mit Autismus und deren Angehörige habe.

Info:

Infos über Autismus und Hilfe für Betroffene

Wenn auch in unterschiedlicher Intensität, so haben doch alle Menschen, die von Autismus betroffen sind mit folgenden Problemen zu tun:

  • Schwierigkeiten im Kontakt und im sozialen Umgang
  • Einschränkungen in der Flexibilität und Handlungsfähigkeit
  • Schwierigkeiten in der wechselseitigen Verständigung und Kommunikation
  • Informationen und Hilfe beim Netzwerk Autismus: 0941/595 799 -81 oder per Mail unter opf[at]netzwerk-autismus[dot]eu oder auf der Homepage www.netzwerk-autismus.eu
 
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