Corona war eine Zäsur. Oder wie es Uwe Ibl (58) ausdrückt: "Eine Episode, von der man auch viele Generationen später noch sprechen wird. Eine Episode, die sich im Gedächtnis der Menschheit festsetzen wird." Und weil die Pandemie schon jetzt ein Stück Zeitgeschichte ist, hat das Evangelische Bildungswerk Oberpfalz die Ausstellung "Mein Corona" ins Leben gerufen. Am Donnerstagabend war Vernissage im Audimax der OTH Amberg.
Der Clou an der ganzen Sache: Alle Kunstwerke – ob nun Bilder, Comics oder Rap-Songs – sind für das Projekt erst gesammelt und anschließend digitalisiert worden. Die Exponate sind nun in einer virtuellen Ausstellung zu sehen. Ibl, der nicht nur Vorstandsmitglied im Evangelischen Bildungswerk Oberpfalz ist, sondern auch Ideengeber für das Projekt, betont, dass gerade das Virus den Weg in die virtuelle Welt vorangetrieben hat.
Deshalb sei es auch eine bewusste Entscheidung gewesen, die Ausstellung digital aufzubereiten. Der lokale Faktor spielte für das Zustandekommen des Projekts außerdem eine enorm große Rolle: "Corona war weltumspannend und Corona war zugleich privat. Corona betraf von Anfang an in Deutschland die nördliche Oberpfalz ganz besonders. Mitterteich. Tirschenreuth. Diese beiden Orte hier bei uns kennt seit Mitte März 2020 nahezu jeder im Land als Synonyme des Seuchengeschehens ebenso wie Ischgl und Wuhan."
Erinnerungen und Erlebnisse
Der Hotspot habe bei in der Region nicht nur vor der Haustür, sondern in den Wohnungen, Familien und im Alltag gelegen. "Dem wollen wir Raum geben, die Erinnerungen, den persönlichen Umgang, das persönliche Verarbeiten der Seuche in den verschiedensten Formen zeigen. Direkt und aus der Sicht der Bevölkerung", so Ibl. Die am Projekt Beteiligten haben deshalb nach frischen Erinnerungen, nach persönlichen Erlebnissen, nach dem Alltag mit der Coronapandemie im Hotspot nördliche Oberpfalz gesucht.
Gefunden haben sie Exponate unterschiedlichster Art. Viele Bilder natürlich, ein Corona-Tagebuch, Corona-Gedichte, ein Zeitungsartikel, Gebete, Comics und einen Rap. Aber auch die Studie über die Covid-19-Immunität im Landkreis Tirschenreuth, an der sich Tausende Nordoberpfälzer beteiligt haben, findet sich in der virtuellen Ausstellung wieder.
Zutritt mit Smartphone oder PC
Technisch möglich gemacht haben das vier Medientechnik-Studenten der OTH Amberg-Weiden. Einer von ihnen ist der 26-jährige Martin Henle. Er sagt: "Einfach erklärt ist es so, dass meine Kollegen eine 3D-Umgebung gebaut und mir dann das Modell gegeben haben. Ich habe es dann mit den Exponaten gefüllt." 40 bis 50 Stück seien es an der Zahl.
Einige der Kunstwerke hatte er schon digital vorliegen, etwa Audio-Dateien oder PDFs. Alles anderen haben die Studenten abfotografiert. "Jedes Exponat, das wir geliefert bekommen haben, haben wir versucht, bestmöglich darzustellen", berichtet Henle. In die virtuelle Ausstellung gelangt man ganz einfach über den Browser. Egal ob nun mit dem Smartphone, Tablet oder PC. Rein theoretisch ist es sogar möglich, den Ausstellungsraum mit einer Virtual-Reality-Brille zu betreten. Zur virtuellen Ausstellung kommt ganz einfach mit Internetzugang (www.ebw-oberpfalz.de/bewegen/mein-corona).
Bei der Vernissage gab es neben Informationen rund ums Projekt noch einen Vortrag von Johanna Trager, die derzeit an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Karlsuniversität Prag zum Thema "Grenzpendelnde aus Tschechien nach Bayern" promoviert. Dass es bereits jetzt, wo doch Corona noch recht präsent ist, eine Ausstellung läuft, begründet Ibl wie folgt: "Hätten wir gewartet, bis man möglicherweise von einem Ende der Coronazeit sprechen könnte, wäre diese zeitnahe, direkte Auseinandersetzung nicht möglich gewesen."
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