Amberg
07.06.2021 - 10:31 Uhr

Vokalensemble Quartonal serviert Musik-Aperitif aus dem Stadttheater

Endlich. Am 10. Juni dürfen wir wieder: Ins Theater, ins Konzert. Als Leckerli, als Appetitmacher, gab es sonntags um 11 Uhr zum Frühschoppen einen Stream aus dem Amberger Stadttheater mit dem Vokalensemble Quartonal.

Das souveräne Vokalteam Quartonal gastierte im Amberger stadttheater. Bild: Miss Sophie Photography/exb
Das souveräne Vokalteam Quartonal gastierte im Amberger stadttheater.

Die Bildregie zieht alle Register und führt die Zuschauer des Streams von der Bühne des Amberger Stadttheaters auf den obersten Rang, die Treppe im Foyer, den Casinosaal mit Bar, in die Garderoben und hoch in den Bühnenturm – ein Konzert mit Führung durch das Haus. Die Tonregie hat alle Orte mikrofoniert, zu hören gab es das Ensemble Quartonal: Mal aus Entfernung mit chorähnlicher Klangentfaltung, mal geradezu intim und direkt aufgenommen, die schmeichelnden und süffigen Harmonien der englischen Love-Songs von Matthew Haris kommen dadurch bestens zur Geltung. Eine künstliche Kirchen-Akustik gaukelt hingegen der üppige digitale Hall beim einleitenden Stück vom „Feuerreiter“ (Mörike) aus der Feder von M. Neumann vor, aufgenommen auf der Bühne mit Blickrichtung Zuschauerraum. Der Satz ist emotionaler und farbenreicher als der bekannte nüchtern-trockene von Hugo Distler.

Doch nun zu den Sängern: Das Ensemble Quartonal gibt es seit 2006. Die vier Sänger Mirko Ludwig (Tenor), Jo Holzwarth (Tenor), Christoph Behm (Bariton) und Sönke Tams Freier (Bass) ist über Europa hinaus aktiv und hat schon mehrere Wettbewerbe gewonnen, heißt es. In den 15 Jahren sind sie auch klanglich zu einem perfekten Team gereift, sie verstehen sich blind. Aussprache, Ausdruck und Treffsicherheit sind schlichtweg bewundernswert. Man glaubt, eine norddeutsche Variante der englischen King’s Singers zu erleben.

Musiker dieses Ranges können wählerisch bei der Auswahl der Stücke sein: Alle haben Niveau, die Sätze passen bestens zu Melodie und Aussage, sie stellen teilweise sehr hohe sängerische Ansprüche. Keiner der Sätze versucht mit billigem Popsong-Gesülze Applaus zu gewinnen. Bravo.

Das älteste, immer wieder bewegende Liebeslied ist von Senfl (1490-1543): „Ach Elslein, liebes Elslein“. Schlicht, ohne viel Tralala (wie Goethe es wünschte) besingt Friedrich Silcher (1789-1860) die Untreue: „In einem kühlen Grunde“. Mit raffinierter, aber nicht aufgeblasener Harmonik der „König von Thule (Veit). Mit hohem musikalischem Anspruch „Die Gedanken sind frei“, mit Witz die „Vogelhochzeit“ (Die Meise singt das Kyrieleise) und „Ein Jäger längs dem Weiher ging“ (Da wäre noch etwas darstellerischer Ironie-Spielraum nach Vorbild der King’s Singer), alle Sätze von Alwin Schronen.

Und schon sind 60 Minuten erlesene Chormusik vorbei, sie haben Vorfreude auf die kommenden Livekonzerte im Stadttheater geweckt. Das Württembergische Kammerorchester hat Saiten und Bögen schon gespannt.

 
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