Einstimmig beschloss der Jugendhilfeausschuss bei seiner Sitzung im großen Rathaussaal die von der Verwaltung als bedarfsnotwendig anerkannten Betreuungsplätze. Ausführliches Zahlenmaterial hatte zuvor Jugendamtsleiter Thomas Boss dem Gremium vorgelegt. Voraus schickte er, dass sich angesichts veränderter gesellschaftlicher Rahmenbedingungen auch der Betreuungsbedarf geändert hat, vor allem in der Kleinkindbetreuung. Die Nachfrage nach Krippenplätzen sei kontinuierlich angewachsen. Boss nannte die aktuelle Zahl an unversorgten Kindern: 104 für Krippen und 130 bei Kindergarten. Für die Kleinkindbetreuung unter drei Jahren gebe es bei 960 Kindern in dieser Altersgruppe in Amberg 264 Plätze.
Laut Boss ist dies eine Betreuungsquote von 28,8 Prozent. Der bundesweite Wert liege bei 49,4 Prozent, der in Bayern bei 43,1 Prozent. "In dieser Altersgruppe haben wir einen erhöhten Betreuungsbedarf", informierte Boss bei der Sitzung. Rechnerisch ergebe sich ein Bedarf von 368 Plätzen. Sorge man noch für einen Puffer von zehn Prozent, käme man auf 405 Plätze, Bei einem Puffer von fünf Prozent wären es 387 Plätze. Für Kindergartenkinder im Alter von drei Jahren bis zur Einschulung seien es 1126 Plätze, was einer Auslastung von 85, 7 Prozent entspricht. Mit dieser Quote sei man sehr nah am bayerischen Wert von 87 Prozent. Mit einem Puffer von fünf Prozent wären es 1319 Plätze, mit einem von zehn Prozent 1382 Plätze. Weiter ging der Jugendamtschef auf die Hort-Betreuung von Grundschülern ein. Die Bundesregierung wolle bis zum Jahr 2025 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung einführen, informierte Thomas Boss den Ausschuss. 206 Plätze nannte er als bedarfsnotwendig, was einer Versorgungsquote von 80 Prozent entspreche.
In der Nähe der Arbeitsstelle
CSU-Stadträtin Gabriele Donhauser merkte an, dass angesichts neuer Baugebiete in Ammersricht dort Bedarf an zusätzlichen Krippen- und Kindergartenplätzen bestehe. "Es wäre der Wunsch der CSU-Fraktion, dass da was vorwärts geht", betonte sie. Das habe man weiterhin im Auge, entgegnete Boss. Tätig werden könne man erst, wenn der Bedarf festgestellt werde. Zudem sei auch die Frage, wie lasse sich das umsetzen. Bekämen Eltern nicht direkt in ihrer Wohnumgebung einen Platz für ihr Kind, würden sie auf angrenzende Stadtteile ausweichen oder auf Einrichtungen, die in der Nähe ihrer Arbeitsstelle liegen. Schlussendlich stimmte der Ausschuss der vorgeschlagenen bedarfsnotwendigen Anzahl an Plätzen für Krippe, Kindergarten und Hortbetreuung zu.
Ein weiterer Punkt war das Budget für das Jugendamt. Eckdaten legte Jugendamtsleiter Thomas Boss vor. Berücksichtigt für die Ansätze wurden seiner Aussage nach die Entwicklung der Fallzahlen sowie die Einnahmen und Ausgaben der vergangenen Jahre. Einnahmen von knapp über sieben Millionen Euro stünden Ausgaben in Höhe von 18,5 Millionen Euro gegenüber. Boss sprach von einer stattlichen Summe, die die Jugendhilfe zur Verfügung habe, merkte aber an, dass es sinnvoll eingesetztes Geld sei.
"Wertvolles Projekt"
Die Stadt und der Stadtjugendring (SJR) haben einen Grundlagenvertrag geschlossen. Dieser beinhaltet, dass der SJR einmal jährlich einen Jahresbericht im Jugendhilfeausschuss vorlegt. Dies tat am Dienstag dessen Vorsitzender Christoph Hollweck. Insbesondere ging er auf das Projekt „Demokratie leben“ ein. Ein Themenbereich davon ist Rechtsextremismus. Sozialreferent Harald Knerer-Brütting bezeichnete „Demokratie leben“ als sehr wichtig und wertvoll. Trotz Corona habe sich hier viel bewegen lassen.
Den Jahresbericht der kommunalen Jugendarbeit legte deren Leiterin Katrin Cislaghi vor. Sie skizzierte die Ziele und Aufgaben der Jugendarbeit und ging auf Angebote ein. So werde der Kinderflohmarkt beim Altstadtfest organisiert. Neben dem Kinderfest mit 55 Mitmach-Ständen auf dem LGS-Gelände erwähnte sie die Jugenddisco im Klärwerk (ein Angebot für unter 18-Jährige), das Ferienprogramm und die Überraschungswochen in den Oster-, Pfingst-, Sommer- und Herbstferien. Im Bereich des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes seien Digitalisierung, Rechtsextremismus, Liebe und Sexualität, globale Gerechtigkeit und Fairtrade sowie Mobbing die Schwerpunktthemen gewesen. „Sehr interessant, was hier alles läuft“, kommentierte Bürgermeister Franz Badura den Jahresbericht der Jugendarbeit.
Mit Daten aus dem Geschäftsbericht 2019 des Jugendamts wartete Jugendamt-Mitarbeiterin Sibylle Vinzens auf. Aufgeführt sind unter anderem Zahlen zu Schulanfänger mit Migrationshintergrund. In Amberg sind dies 39,5 Prozent. Dass der bayernweite Schnitt bei 25 Prozent liegt, begründete Vinzens so: In kreisfreien Städten sei der Anteil höher als auf dem flachen Land. Bei den Hilfen, die das Jugendamt leistet, steche die sozialpädagogische Familienhilfe heraus. Dank dieser Unterstützung könne man Kinder gut in den Familien aufwachsen lassen.
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