Informationen zu aktuellen Themen in Theorie und Praxis zu sammeln und gleichzeitig die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Grenzregion Bayern-Tschechien auszubauen, ist das Ziel der sogenannten Ge(h)spräche, die die Europaregion Donau-Moldau veranstaltet. Jetzt hatte Verena Nirschl von der Europaregion mit der Initiative "OHA! – Ostbayern handelt" und ihrem Gründer Eduard Wagner Vertreter von Kommunen und Interessierte nach Amberg eingeladen, um mit ihnen über Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu diskutieren.
Im Garten des städtischen Forstamtes auf dem Mariahilfberg ging es zunächst um die Frage, wie Kommunen und Unternehmen aber auch Privatleute die digitalen Möglichkeiten intelligent nutzen können, um nachhaltiger zu agieren. Dazu hielten tschechische und deutsche Referenten Impulsvorträge. Sie setzten sich mit der „Green IT“, dem EU-Projekt Climaborough am Beispiel der Stadt Pilsen, der Grünen Hausnummer und dem Thema Nachhaltigkeit durch digitale Transformation auseinander. Die Wirtschaftsförderung Amberg unterstützte die Veranstaltung.
Prinzip aus der Forstwirtschaft
Zum eigentlichen Ge(h)spräch bat im Anschluss daran der Leiter des städtischen Forstamtes, Martin Seits. Bei einem Spaziergang über den Mariahilfberg sprach er über die Funktionen des Waldes und seine wichtige Aufgabe im Zuge des Klimawandels sowie die richtige Waldbewirtschaftung und Baumartenauswahl. Dabei machte er darauf aufmerksam, dass das Prinzip der Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft entstammt. Geprägt wurde es von Carl von Carlowitz: Dieser hatte im frühen 18. Jahrhundert den Satz formuliert, dass immer nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßige Aufforstung wieder nachwachsen kann.
Gearbeitet wird laut Seits nach einem Forstwirtschaftsplan mit einer Laufzeit von 20 Jahren. Dieser wurde im Falle der Stadt Amberg, des größten kommunalen Waldbesitzers Niederbayerns und der Oberpfalz, 2013 erstellt. Er wird wiederholt von unabhängigen Sachverständigen überprüft, um mit den Fachleuten vor Ort das weitere Vorgehen festzulegen. Dies ist laut Seits von entscheidender Bedeutung, um den Wald als größten CO2-Speicher und "Perpetuum der Natur" naturnah aufzubauen und in seiner Funktion zu stärken.
Der Mix macht es aus
Dies wiederum sei vor allem deshalb notwendig, "weil wir das Holz brauchen", wie Seits betonte. Schließlich habe Holz als Baumaterial einen wichtigen Substitutionseffekt: "Es ist der einzige nachwachsende Rohstoff, den wir haben. Dort, wo mit Holz gebaut wird, werden kein Stahl oder Beton benötigt." Auch das Thema Biomasse, gewonnen aus den Resthölzern, werde immer wichtiger. Hinzu komme ein klarer Nutzen für den Wald. "Wenn wir alte Bäume entnehmen, gewinnen wir nicht nur wertvolles Holz, sondern schaffen auch Lichtkegel, in denen wieder neue Bäume heranwachsen können."
Dieses Prinzip der Dauerbewirtschaftung habe zum Ziel, keine Kahlflächen entstehen zu lassen, sondern eine durchgehende Bewaldung sicherzustellen. Aus diesem Grund sei es von größter Bedeutung, den Wald nicht nur natürlich zu verjüngen, sondern dafür auch die richtigen Baumarten zu wählen: Arten, die auch wärmeren Temperaturen standhalten und der Bedrohung durch Schädlinge nicht so stark ausgesetzt sind. Neben der heimischen Eiche setzt man daher vor allem auf wärmeliebendes Holz wie den "Baum der Zukunft", die Edelkastanie, sowie Bäume aus ferneren Ländern wie Douglasie, Baumhasel oder Atlaszeder.
Rückegassen für den Maschineneinsatz, um den Schwammeffekt des Waldes nicht zu gefährden, weitere Maßnahmen zum Erhalt der Bodenqualität, die Beschränkung auf zertifizierte Maschinen, auch die Kombination mit verantwortungsvoller Bejagung, Anlegen von Streuobstwiesen und Betrieb von Fischweihern – dies alles sei für die Amberger Forstwirtschaft der richtige Weg, um zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. "Der Mix macht es aus – und wir sind guter Dinge, dass das auch funktioniert", bilanzierte Martin Seits, bevor der Abend mit regem Meinungsaustausch in lockerer Runde endete.
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