Als sich im November vor zwei Jahren 45 Knabenchöre grenzübergreifend aus dem deutschsprachigen Raum zusammenschlossen, stand es bereits fünf vor zwölf für das Kulturgut Knabenchor. Durch die Initiative #kulturgutknabenchor und auch durch den Einsatz der Windsbacher konnten sich die singenden Knaben nach der Corona-Pandemie wieder etablieren. Eine große Leistung für die 10- bis 21-jährigen Sänger, die etwa 70 Konzerte im Jahr geben und ihrem Kernauftrag, geistliche Musik zu singen, mehr als gerecht werden. Aber nicht nur Gottes Lobes-Hymnen sollten Teil des Programms sein – Chorleiter Martin Lehmann versteht es, Zeitgenössisches miteinfließen zu lassen. Zwei moderne Stücke wurden beim litauischen Komponisten Vytautas Miškinis und seinem schwedischen Kollegen Jan Sandström in Auftrag gegeben.
Es entstand ein sangliches Stück von Miškinis, das mit Rilke beginnt und endet. Lateinische Psalmen werden mittig durch Klang- und Clusterflächen gesanglich untermalt. „Sandström komponierte für den Windsbacher Knabenchor eine sinnliche und transzendente Musik, die sehr über schwebende und in Meditation bringende Klänge ihre Wirkung erzielt“, erklärte Lehmann die Kompositionen.
Unter anderem lauschten die Gäste Max Regers „Nachtlied“, „Waldesnacht“ von Johannes Brahms oder Zöllners „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Nicht nur der professionelle Gesang der Jungen wirkte auf das Publikum an diesem Abend – ein weiteres Highlight glänzte musikalisch auf der Bühne des Stadttheaters: Akkordeon-Solist Maciej Frąckiewicz gilt als Meister seines Klangregisters und bot einen harmonischen Kontrast zu Johann Sebastian Bach oder dem ukrainischen Komponisten Bohdan Sehin. Der polnische Akkordeonist gewann 2012 bereits im Alter von 24 Jahren den ersten Preis beim internationalen Wettbewerb „Arrasate Hiria“ in Spanien und wurde sechs Jahre später in Bonn mit dem Publikumspreis und dem Hauptpreis der Deutschen Musikpreisverleihung ausgezeichnet. Seit 2018 unterrichtet Frąckiewicz an der Hochschule für Musik Detmold.
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