Amberg
20.07.2022 - 16:28 Uhr

Wirtschaftsförderung Amberg empfiehlt "Nein" beim Bürgerentscheid Bergwirtschaft

Kurz vor dem Bürgerentscheid in Sachen Bergwirtschaft am 24. Juli meldet sich auch die Wirtschaftsförderung Amberg mit einer Stellungnahme pro Hotelbau zu Wort. Sie gibt dabei Einblicke in die Umstände der Investorensuche.

Etwa so könnten Gastwirtschaft (vorne rechts) und Hotelanbau (links) nach der Neubauplanung beim Projekt von Michael Fellner für die Bergwirtschaft aussehen. Grafik: Büro Zunner
Etwa so könnten Gastwirtschaft (vorne rechts) und Hotelanbau (links) nach der Neubauplanung beim Projekt von Michael Fellner für die Bergwirtschaft aussehen.

Die Amberger Wirtschaftsförderung lässt in ihrer Pressemitteilung keinen Zweifel daran, dass sie „als Interessenvertretung regionaler Unternehmer und Investoren“ hinter dem Projekt von Investor Michael Fellner steht, das neben der Sanierung der Bergwirtschaft auch einen Hotel-Anbau vorsieht. Es biete die Chance, „eine eigentlich längst überfällige Sicherung unserer überregional beliebten Attraktion umgesetzt zu bekommen“.

Dass der Berg-Gaststätte vor dem aktuellen Aus schon längere Zeit die Schließung drohte, geht laut Wirtschaftsförderung vor allem auf die versteckten Mängel im Bereich Brandschutz und Statik zurück, die eine Untersuchung aus dem Jahr 2014 ans Tageslicht brachte. Dazu kämen „funktionale Probleme im Betriebsablauf und eine aufgebrauchte Ausstattung der Gasträume“ ebenso wie fehlende Barrierefreiheit. Alles Mängel, die nicht durch eine einfache Sanierung beseitigt werden könnten.

Nicht Aufgabe der Kirche

Da sich die zuständige Kirchenverwaltung dieser Baumaßnahme nicht selbst annehmen dürfe, findet die Wirtschaftsförderung den von ihr eingeschlagenen Weg richtig: „Es wird ein Privatinvestor gesucht, der die verantwortungsvolle Aufgabe übernimmt. Was die Privatwirtschaft leisten will, soll nicht Aufgabe der Kirche sein. Nicht anders haben sich übrigens auch Kommunen zu verhalten und der Steuerzahler fordert dies auch so ein.“

Die Wirtschaftsförderung habe die Investorensuche begleiten dürfen, sagt deren Geschäftsführer Karlheinz Brandelik. Und: „Als Aufgabenstellung wurde dem Investor abverlangt, das kirchliche Umfeld in alle Überlegungen einzubeziehen und die zukünftige Nutzung daran auszurichten. Und die Wirtschaftlichkeit dieser Nutzung musste nachgewiesen werden, um einen dauerhaften Bestand zu garantieren. Bereits aufgrund dieser Auflagen sprangen zum Zeitpunkt der Bewerbungsphase 17 Interessenten ab.“

Aus jahrelangen Erfahrungsberichten und Wünschen der Kirchenbesucher sowie Gäste hätten sich weitere Anforderungen ergeben:

- Barrierefreiheit und öffentliche Zugänglichkeit der Toiletten,

- Wickelmöglichkeit,

- ein barrierefreier Saal für Familienfeiern nicht im Obergeschoss

- eine großzügigere Terrasse, die dem Bedienpersonal ungestörten Betrieb und den Gästen ungestörten Aufenthalt ermöglicht, auch wenn Besucher die Aussicht auf Amberg genießen wollen

- Übernachtungsmöglichkeiten für auswärtige Gäste bei Familienfeiern.

„Und das Parken unmittelbar um die Wirtschaft herum, das sich durch die stets offene Schranke eingeschlichen hatte, sollte beseitigt werden“, beendet Brandelik die Liste. Das alles finde sich im Konzept des erfahrenen Handwerkers und Sanierers Michael Fellner wieder.

Im Verfahren noch Optimierungspotenzial

Dieser Lösungsvorschlag könne über das formelle Bauleitplanungsverfahren sogar noch optimiert werden, meint Brandelik, da sich Fachleute verschiedener Richtungen damit beschäftigen müssen und so aus Anforderungen, aber auch Bedenken etwa des Umweltschutzes ein verbindlicher Rahmen für das Projekt entstehe.

Brandelik findet es bemerkenswert, dass die IG Unser Berg mit dem Bürgerentscheid genau dieses Verfahren stoppen wolle. Denn es solle ja gerade gewährleisten, „dass Rahmenbedingungen nicht durch subjektive Einschätzungen vorgegeben werden“ und dass die „objektiven Rechte der Allgemeinheit“ eingehalten würden. Er bemerkt ferner: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zunehmend durch das Torpedieren von Regeln, die für das Allgemeinwohl geschaffen sind, vollständig handlungsunfähig werden.“

Die Wirtschaftsförderung Amberg empfiehlt laut ihrer Mitteilung deshalb, beim Bürgerentscheid mit Nein zu stimmen. Denn das Projekt Bergwirtschaft sei eine „zeitgemäße und nachhaltige Lösung gegen den Dauerstillstand“.

 
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