Amberg
17.12.2018 - 14:34 Uhr

Vom Wohnzimmer in die eigene Werkstatt

Eine richtige Ladentür gibt's zwar noch nicht, aber wer Laura Schertl (29) von "Bixn Gwand" besuchen will, klopft einfach kurz am Fenster.

Die Schneiderin Laura Schertl in ihrem Atelier namens „Bixn Gwand“. Bild: Verena Fitzgerald/exb
Die Schneiderin Laura Schertl in ihrem Atelier namens „Bixn Gwand“.

Mit ihrem eigenen kleinen Atelier am Viehmarkt hat sich die junge Unternehmerin dieses Jahr einen Traum erfüllt. Endlich muss sie ihre Trachtenmode nicht mehr Zuhause im Wohnzimmer nähen.  

Ihr erstes eigenes Dirndl schneiderte Schertl noch vor wenigen Jahren aus Bettwäsche, um beim Ausprobieren keine teuren Stoffe zu verschneiden. Die Eigenkreation kam im Freundeskreis aber so gut an, dass schon bald die ersten Auftragsarbeiten folgten. Vor zwei Jahren meldete sie kurzerhand ein Gewerbe an und setzte sich hinter die Nähmaschine. Ein paar Schnappschüsse von den fertigen Modellen machten Schertls Trachtenmode über Facebook und Instagram bekannt. "Der Großteil kommt schon aus der Amberger Umgebung, aber inzwischen kontaktieren mich auch immer mehr Münchner und Leute von weiter her", sagt die Unternehmerin.  

Viele Kundinnen bringen Schertl ihre eigenen Stoffe vorbei und lassen sich ihr Dirndl dann nach Maß anfertigen. "Bisher war jede Kundin mit ihrem Ergebnis zufrieden, aber die Sachen müssen mir schon auch gefallen. So kurze Dirndl gibt's bei mir keine", lacht sie und zeigt auf einen Ständer mit gerade fertig gewordenen Modellen. Der detailverliebte Stil spiegelt sich auch in ihrem liebevoll eingerichteten Atelier wieder. Inspirationen sammelt Schertl unter anderem auch im Antiquitätenladen. Sie holt ein kleines Buch aus ihrer Tasche und blättert begeistert durch Zeichnungen von traditioneller Tiroler Trachtenmode. Die Designerin kombiniere gerne das Alte mit dem Neuen. Nach und nach erweitert sie ihr Sortiment auch um einzelne Taschen, Schmuckstücke und sogar Herrenwesten. Die aufeinander abgestimmten Modelle kommen derzeit vor allem bei Hochzeitspaaren gut an. Regionalität und Qualität seien ihren Kunden besonders wichtig. Für sie kauft Schertl ihre hochwertigen Stoffe zum Beispiel bei einer Weberei am Chiemsee ein.  

In dem kleinen Kreativviertel am Viehmarkt fühlt sich die Schneiderin schon jetzt gut aufgehoben. Sie findet den kleinen Platz mit den Ahornbäumen richtig charmant und die Nähe zum Parkhaus passt auch ideal für ihre Kunden. Demnächst möchte sie noch ein Schild organisieren, um in der Fußgängerzone auf sich aufmerksam zu machen. "Ich hab mich auch kurz bei den umliegenden Geschäften vorgestellt und bin ganz herzlich begrüßt worden", sagt Schertl und zeigt auf eine Flasche Likör von Oma's Ladl und eine Kerze vom Nagelstudio Lifestyle. In Zukunft hofft sie auf die ein oder andere Kooperation mit ihren Nachbarn und freut sich auf die ersten Jahre in ihrer kleinen Werkstatt. Beim Abschied zupft sie noch schnell eine Schleife an einer Puppe zurecht und schiebt die weißen Spitzenvorhänge zur Seite. "Aktuell hab ich erstmal nur Freitags und Samstags geöffnet, aber wer weiß, wie sich das Ganze entwickelt."  

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.