Amberg
25.03.2025 - 16:43 Uhr

Ein wunderbarer „Glockenabend“ der Amberger Chorgemeinschaft und ihrer Solisten

Seit mehr als 1000 Jahren rufen die Kirchenglocken die Gläubigen zum Gebet. Sie läuten zu Gottesdiensten, Sakramentsfeiern und verschiedenen Anlässen. Nun aber bildeten sie beim Konzert der Amberger Chorgemeinschaft das zentrale Element.

Immer wenn die Amberger Chorgemeinschaft mit einem neuen Programm zu sich einlädt, lassen sich Musikliebhaber nicht lange bitten. Sie wissen, dass sie dann einmal mehr mit musikalischen Leckerbissen verwöhnt werden, die ihnen einen wunderbaren Abend und unvergessliche Momente bescheren. So war es auch in diesem Jahr, als der Chor einmal mehr zu seinem Frühjahrskonzert in den festlichen Kongregationssaal eingeladen hatte. In bewährter Weise von herausragenden Solisten und dem Bohemia Sinfonieorchester Prag begleitet, setzte er für sein Publikum einen gelungenen Schlusspunkt unter das erste Frühjahrswochenende.

Dazu hatten die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Dieter Müller diesmal das Glockengeläut in den Mittelpunkt ihrer Aufführung gestellt. Nicht nur, dass sie sich dafür mit dem Schiller-Gedicht „Das Lied von der Glocke“ eine der bekanntesten, am häufigsten zitierten und vielfach parodierten Dichtungen ausgesucht hatten, die 1808 von Andreas Romberg in Anlehnung an seine Vorbilder Mozart und Haydn vertont worden ist. Auch vor diesem aufgrund seiner 19 Strophen fast einstündigen Monumentalwerk waren die als Sinnbild der Harmonie geltenden Glocken, denen zudem eine magische Fähigkeit zugeschrieben wird, bereits das Thema dieses Abends.

Sternstunde des Chormusik

Wie gewohnt betraten die Akteurinnen und Akteure unter dem Applaus ihres Publikums den zuvor von erwartungsvoller Stille erfüllten, voll besetzten Raum und eröffneten sogleich das Konzert. Dabei waren es diesmal die Streicher des in kleiner Besetzung aus Prag angereisten Sinfonieorchesters, die mit ihrem Spiel den Abend einleiteten, bevor die Mezzosopranistin Nicole Glamsch, Bariton Daniel Blumenschein und Tenor Benedikt Heggemann für eine klangvolle Eröffnung der „Bell Anthem“, der Glockenhymne, sorgten.

Dieses Stück für Soli, Chor, Streicher und Basso Continuo trägt den offiziellen Namen „Rejoice in the Lord alway“, stammt aus der Feder des englischen Barockkomponisten Henry Purcell und erhielt diesen Untertitel, weil es in einer Passage die Instrumente eines typisch englischen Glockenspiels imitiert. Auf diese Weise bestens eingestimmt erlebte das Auditorium in Takt zwei die E-Dur-Arie „Schlage doch, gewünschte Stunde“ des Komponisten Gregor Melchior Hoffmann, in der zwei reale Glocken zum Einsatz kommen. Nicole Glamsch als Solistin gelang es dabei vortrefflich, die Anwesenden in ihren Bann zu ziehen und nicht nur deren Gehör, sondern auch ihre Herzen im Sprung zu erobern.

Nach dieser stimmungsvollen Einleitung wartete mit der „Glocke“, wie sie im Volksmund meist verkürzt benannt wird, der fulminante Höhepunkt dieses Abends auf die Gäste und sie wurden nicht enttäuscht. In einem gelungenen, bestens abgestimmten Wechselspiel von Instrumentalisten und Sängern, Solisten und Chor erlebten sie eine Sternstunde der Chormusik, die ihnen – wie von Friedrich Schiller in seinem 1799 veröffentlichten lyrischen Meisterwerk beabsichtigt – die handwerkliche Darstellung des Glockengießens verbunden mit den zentralen Lebensphasen vor Augen führte.

Ein bestens aufgelegter Chor und brillante Solisten

Während Daniel Blumschein mit seiner volltönenden Baritonstimme hierbei die Aufgabe des Glockengießermeisters in den „Arbeiterstrophen“ übernahm, brillierte die hinzugekommene Manuela Falk in den Sopranpartien der „Betrachtungsstrophen“, die das Schillersche Gedicht charakterisieren. Wie sie und die beiden weiteren Solisten verstand es genauso auch die gastgebende Amberger Chorgemeinschaft, durch ihr harmonisches Miteinander und eine ausgezeichnete Klangfülle das Publikum für sich einzunehmen, zu bezaubern und zu begeistern. Dieses genoss es sichtlich, von den bestens aufgelegten Akteuren auf der Bühne mitgenommen zu werden auf diese außergewöhnliche musikalische Reise, die man nur selten zu hören bekommt.

Dazu trugen auch die Unaufgeregtheit und die Selbstverständlichkeit bei, die die Instrumentalisten sowie Sängerinnen und Sänger von Anfang an ausstrahlten und damit den Grundstein legten für einen traumhaften Konzertabend, der schon einmal einen Blick vorauswarf auf die bevorstehende Osterzeit, in der einem Volksglauben zufolge die Glocken am Karfreitag nach Rom fliegen sollen, um erst zur Wiederauferstehung Jesu am Ostersonntag an ihren angestammten Ort zurückzukehren. Ein Dankeschön daher auch in diesem Jahr an die Chorgemeinschaft für dieses gelungene Programm und das wunderbare Konzert, das sicherlich noch lange in den Köpfen und Gedanken der begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörern nachhallen wird.

 
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