VR-Bank Amberg-Sulzbach
Bei der VR-Bank Amberg-Sulzbach gibt es fürs Sparkonto jährlich 0,001 Prozent, so steht es im Preisaushang der Bank. "Das ist richtig", sagt Vorstand Dieter Paintner, der mit Vorstandskollege Martin Sachsenhauser zum Gespräch geladen hat. "Aber das wird vom Kunden auch nicht nachgefragt." Das Sparbuch sei ein Relikt der Vergangenheit. Zinsen gebe es auf andere Produkte.
Aufs Tagesgeld, so Paintner, sind es seit kurzem 0,25 Prozent. Die Zinsen aufs Festgeld seien bereits zum Jahreswechsel erhöht worden – unter anderem gibt es da zwischen 1,45 und 2,75 Prozent. Beim Kündigungsgeld, die Frist: 35 Tagen, liegt der Zins bei 0,50 Prozent. Ganz allgemein sollte das Anlageportfolio der Kunden mit einer "sinnvollen Vermögensstruktur und unterschiedlichen Laufzeitenbänder" sein, sagt Paintner. Man solle also nicht alle angesparten Gelder kurzfristig halten, sondern in einzelne Laufzeiten und Anlageklassen sukzessive Gelder anlegen. Auch Gold sei weiter eine gute Anlagemöglichkeit.
Die Zinswende der EZB – der so schnelle Anstieg – kam für die meisten Banken überraschend. Das sei auch ein Grund, warum die Banken zeitverzögert reagieren, meint Paintner. Man müsse abwarten, wie sich der Markt entwickelt. Es herrsche Unruhe.
Freilich gebe es woanders, bei Direktbanken, höhere Zinsen, sagt Paintner. Zuletzt sorgte die Suresse Direkt Bank aus Spanien für Schlagzeilen – mit drei Prozent Zinsen aufs Tagesgeld. Aber Obacht: Man müsse aufpassen, so Paintner, oft seien es nur Lockangebote, für ein paar Monate, nur bis zu einem bestimmten Betrag, meist nur für Neukunden. Das gilt auch für die spanische Bank. "Wir zahlen keine horrenden Summen für neues Geld", sagt der Vorstand der VR-Bank Amberg-Sulzbach. Das würde die treuen Kunden verärgern. Zudem sei man immer noch die Bank vor Ort, die gleichzeitig in den allermeisten Fällen eine bessere Bonität habe als Banken aus dem Ausland.
Was ist eigentlich los?
Seit knapp anderthalb Jahren ist die Zeit der Niedrig- und Negativzinsen vorbei. Die EZB, über die Banker in den vergangenen Jahren immer gern geschimpft haben, will sich damit gegen die hohe Inflation stemmen. Der Leitzins liegt seit dem 22. März bei 3,5 Prozent. Nur: Der einfache Sparer hat davon wenig bis nichts. Verschiedene Vergleichsportale listen weiter etliche Banken auf, bei denen es auf Sparkonten und Tagesgeld zwischen 0,000 und 0,001 Prozent Zinsen gibt.
Dagegen sind die Zinsen auf Kredite und Darlehen um einiges höher, sie sind in den vergangenen eineinhalb Jahren schnell angestiegen – im Vergleich zu den Guthabenzinsen in Überschallgeschwindigkeit. Die Bauzinsen für zehnjährige Finanzierungen liegen derzeit bei rund 3,8 Prozent, wie Daten des Kreditvermittlers Interhyp zeigen. Vor eineinhalb Jahren lagen sie unter einem Prozent.
VR-Bank Nordoberpfalz
Preisaushang: 0,000 Prozent fürs Sparkonto. Aber "natürlich tragen wir der Zinsentwicklung Rechnung", erklärt Martin Siller, Marketingleiter der Bank. Etwa das Kündigungsgeld, Frist: 45 Tage, und Zinssätze von mehr als zwei Prozent auf weitere Produkte.
Der Leitzins, so Siller, ist nur ein Faktor für den Preis für Kredite und Geldanlagen, und nicht der "alleinige Schlüssel für den Einkaufspreis". Die Entwicklungen bei Bankprodukten können oft per se nicht verglichen werden, zum Beispiel Tagesgelder und Bauzinsen, das betonen fast alle angefragten Banken. Dass parallel zum Leitzins die Bauzinsen ansteigen, die Guthabenzinsen allerdings nicht, sei dadurch erklärbar. "Während Tagesgelder täglich verfügbar sind", sagt Siller, "sind die Zinsen für Baudarlehen und Investitionskredite in der Regel mit langfristigen Zinsbindungen versehen." An diese Vereinbarungen hielten sich alle Vertragspartner.
Raiffeisenbank Neustadt-Vohenstrauß
Preisaushang: 0,000 Prozent fürs Sparkonto. Aber, das betont Vorstand Karl Völkl, die Bank bietet "schon länger wieder Einlagenprodukte mit Verzinsung" an. Er empfiehlt "täglich fällige Einlagen nur für den Notgroschen zu verwenden, und nicht für die Kapitalanlage". Deshalb konzentrierten sich Banken derzeit auf Kapitalanlage-Angebote mit Festzinsen, Laufzeiten von ein bis sechs Jahren – von 1,8 bis 2,0 Prozent.
VR-Bank Regensburg-Schwandorf
Preisaushang: 0,000 Prozent fürs Sparkonto. Dafür gebe es andere Möglichkeiten, sagt Elke Pitzl vom Marketing der Bank. Zinsen gebe es auf Festgeld. Beim Kündigungsgeld, Frist: 35 Tage, seien es 1,0 Prozent.
Vereinigte Sparkassen Eschenbach-Neustadt-Vohenstrauß
Preisaushang: 0,000 Prozent aufs Tagesgeld, 0,001 fürs Sparkonto. Aber, so Vorstand Gerhard Hösl, bei Sparkassenbriefen mit einer Laufzeit von ein bis zehn Jahre biete man bis zu 2,0 Prozent Zinsen. Beim Kündigungsgeld, Frist: 35 Tage, seien es 1,0 Prozent.
Zinsen werden nicht "gemacht", sagt Hösl. Es sei eine falsche Vorstellung, dass Banken die Preise einfach mal selbst festlegen. Auch der Leitzins werde nicht einfach von der EZB über die Banken zum Kunden durchgereicht. "Die Marktzinsen bilden sich im Wettbewerb", erklärt Hösl. Risikofaktoren, Kosten der Kreditinstitute, deren betriebswirtschaftliche Kalkulation – all das spiele da mit rein.
Das Zinsniveau in Deutschland ist allgemein niedrig. Der Grund: Alle Banken hätten viele Jahre lang Kredite zu sehr günstigen Konditionen vergeben. "Über viele Jahre sind damit die Zinseinahmen der Banken niedrig", sagt Hösl. "Solide kalkulierende Institute können deshalb auch die Zinsausgaben nur langsam steigern – und damit auch die Zinsen auf Einlagen." Ganz ähnlich äußern sich auch die anderen angefragten Sparkassen.
Sparkasse Amberg-Sulzbach, Oberpfalz Nord und im Landkreis Schwandorf
Preisaushang: 0,001 Prozent fürs Sparkonto. Alternative: Sparkassenbriefe mit Laufzeit von bis zu zehn Jahren, wie es in den Antworten heißt.
Ist das Vorgehen nachvollziehbar?
Er kann die Banken durchaus verstehen, sagt Robert Beer. Die hätten jahrelang Margendruck gehabt, jetzt versuchten sie, ein Stück weit Geld zu verdienen. Sie seien ja alle überrascht worden, von der plötzlichen Zinswende. "Da ist es nachvollziehbar, dass die Banken versuchen, negative Effekte aus bereits vergebenen Krediten und länger laufenden Anleihen zu kompensieren", meint der Fondsmanager aus Parkstein. Die großen Veränderungen in kürzester Zeit hätten für große Unruhe gesorgt. "Es ist immer noch Stress im System." Die Banken bräuchten auch Zeit, zum Durchschnaufen.
Sparer, Tagesgeldkunden müssten sich nach Alternativen umschauen, meint Stefan Meiler, Finanzberater aus Flossenbürg. Pfandbriefe, Geldmarktfonds, da gebe es Rendite um die drei Prozent. Auch im Festgeldbereich seien gute Angebote vorhanden. Wer langfristig orientiert ist, dem empfiehlt Beer weiter Aktien. Die Rendite sei da noch immer am aussichtsreichsten.
Glossar
- Tagesgeld: Kurzfristige Geldanlage, ohne vorgeschriebene Laufzeiten und Kündigungsfristen; Anleger können jederzeit frei über das Guthaben verfügen.
- Festgeld: Feste Geldanlage. Ein Betrag wird über eine bestimmte Laufzeit zu einem festen Zinssatz, der jedoch höher ist als bei Tagesgeld, angelegt. In der Regel ist es nicht möglich, vor dem Ablauf auf das Geld zuzugreifen.
- Kündigungsgeld: Feste Geldanlage, Kontoinhaber können die Anlage aber kündigen – müssen aber eine bestimmte Kündigungsfrist einhalten.
- Sparkassenbrief: Einmalanlage, mit der Sie einen Geldbetrag für eine vorab festgelegte Laufzeit von einem bis zehn Jahren zu einem fest vereinbarten Zinssatz anlegen.
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