Die IG Metall Amberg betreut Betriebsräte in rund 60 Firmen in der mittleren und nördlichen Oberpfalz. Durch die enge Zusammenarbeit hat die Gewerkschaft auch in so turbulenten Zeiten wie diesen einen Einblick in die Situation der Arbeitnehmer in den Betrieben. „Wir sind ein großes Netzwerk“, sagt Horst Ott, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Amberg, „durch den Austausch mit Betriebsräten und Vertrauensleuten aber auch direkt mit unseren Mitgliedern, ist es uns möglich, die Lage im Blick zu behalten und entsprechend zu handeln“. Wie sieht es nun fast zwei Monate nach dem Lockdown aus, in der nördlichen Oberpfalz?
Die gute Nachricht zuerst: in keinem der betreuten Betriebe kam es bisher zu Schließungen oder Teilschließungen wegen Corona-Verdachtsfällen. Aber das bedeutet nicht, dass Corona die Betriebe in der Region nicht betrifft. Rund zwei Drittel melden laut Gewerkschaft einen Auftragseinbruch oder Störungen der Lieferkette. Im verbleibenden Drittel ist die Auftragslage gleichgeblieben oder der Auftragseingang sogar noch angestiegen, wie beim Lebensmittel- und Medikamentenverpackungshersteller Constantia. „Damit trifft uns die Krise nicht ganz so hart wie andere Bereiche.“
Und trotzdem, viele Unternehmen sind seit April in Kurzarbeit, einige auch schon seit März. Konkret heißt das: 26 Betriebe mit insgesamt rund 5000 Beschäftigten haben Kurzarbeit angemeldet. Beim Umfang der Kurzarbeit kann man zwei Lager unterscheiden. In etwa der Hälfte der Betriebe sind mehr als 70 Prozent der Belegschaft betroffen, während in den anderen Betrieben nur einzelne Abteilungen oder Beschäftigten-Gruppen in Kurzarbeit geschickt werden. In wenigen Betrieben handelt es sich dabei um Kurzarbeit null, also eine Reduzierung der Arbeitszeit auf null Stunden. Etwa die Hälfte der Betriebe reduziert die Arbeitszeit um 10 bis 50 Prozent, die andere Hälfte liegt darüber.
„Positiv ist, dass bisher kaum Personalabbau im Raum steht. Ebenso wird sich die Anzahl der Ausbildungsplätze in diesem Herbst nach unseren Informationen nicht verringern“, berichtet Ott. Ebenso bewertet er die Möglichkeit der Kurzarbeit für Leihbeschäftigte positiv. Dadurch würden wesentlich weniger Leiharbeitnehmer abgemeldet als in der Finanzkrise 2009.
In vielen Betrieben sei eine Aufzahlung auf das Kurzarbeitergeld erreicht worden. „Diese liegen übrigens höher als es die neue gesetzliche Regelung vorsieht und gelten ab dem ersten Tag“, erklärt Ott. Vielfach seien Regelungen für die Arbeit im Homeoffice vereinbart, Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Arbeit und Kinderbetreuung gefunden und Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten umgesetzt worden.
Für diejenigen, die nicht von zu Hause aus arbeiten können und auch nicht in Kurzarbeit sind, ist der Arbeitsschutz aktuell ein wichtiges Thema. Dass Arbeitsminister Hubertus Heil nun auf die Corona-Pandemie zugeschnittene einheitliche Schutzstandards erklärt hat, bezeichnet Ott als einen "wichtigen Schritt". Dass diese Schutzstandards in den Betrieben auch umgesetzt und eingehalten werden, darauf werde die Gewerkschaft in den kommenden Tagen und Wochen genau achten. "Betriebsräte dürfen und müssen beim Thema Arbeitssicherheit mitbestimmen und haben hier ein Initiativrecht und nehmen dieses auch wahr."
Kontakt
„Der persönliche Kontakt ist in unserer Arbeit sehr wichtig“, erklärt Horst Ott von der IG Metall in Amberg, „da die Möglichkeiten derzeit allerdings sehr eingeschränkt sind, mussten wir uns andere Wege einfallen lassen, um die Kollegen zu erreichen.“ Er lobt die Arbeit der gewerkschaftlichen Vertrauensleute und Betriebsräte, die in der Krise noch kreativer würden. Mit Videobotschaften, Whats-App und virtuellen Betriebsversammlungen hielten sie Kontakt, um sich auch in diesen Zeiten bestmöglich für die Arbeitnehmer einzusetzen. „Leider können wir derzeit nicht in dem Maße persönlich in den Betrieben präsent sein, wie wir es normalerweise sind. Aber die Geschäftsstelle am Amberger Schrannenplatz ist – unter Berücksichtigung der Sicherheitsstandards - wie gewohnt für unsere Mitglieder offen.“
Die IG Metall ist nach eigenen Angaben mit 2,27 Millionen Mitgliedern die größte Einzelgewerkschaft innerhalb des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Sie betreut Arbeitnehmer in unterschiedlichen Branchen von der Autoindustrie über den Maschinen- und Anlagenbau bis hin zum Handwerk.















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