Ammerthal
08.04.2024 - 10:58 Uhr

Bei Theater in Ammerthal verhindert kleine Spezialeinheit Staatsstreich

Turbulenzen, Verwirrungen, Intrigen, Ränkespiele, und dann ein Finale, mit dem keiner rechnet – all das sind Ingredienzien des Zweiakters „Stillgestanden – alles fürs Vaterland“, den der Heimat- und Kulturverein Ammerthal aufführt.

Der Heimat- und Kulturverein (HKV) Ammerthal ist mit seiner Laienschauspieltruppe seit Jahren ein Garant für derb-deftige Theateraufführungen, die nach Verwirrungen mit einem nicht erwarteten Finale enden. In einer heruntergekommenen Kasernenstube spielt der von Katharina Haller und Jörg Johannes Fehler geschriebene Militärschwank, bei dem Doris Weiß nicht nur Regie führt, sondern als Landstreicherin auch in eine auf sie zugeschnittene schräge Paraderolle schlüpft.

Zum Inhalt: Kläglich scheitert der Versuch von Bundeskanzlerin Sophia Ruchlos (Irene Pemp), zusammen mit der Verteidigungsministerin Leonie Bumm (Anja Kunz) und der Rechtsreferentin des Bundespräsidenten, Victoria-Charlotte Aalglatt (Christine Kellner), den altgedienten Brigadegeneral Otto Bierbauch (Anton Peter) und den Bundespräsidenten Franz Josef Bierbrauer (Josef Stöcklmeier) zu stürzen. Die dann frei werdenden Ämter haben die drei hinterhältigen und postengeilen Emanzen schon unter sich verplant.

Fast wäre dieser Staatsstreich auch gelungen, wären da nicht die vier frisch zu einer von Brigadegeneral Otto Bierbauch aufgestellten Spezialeinheit „Kommando Versuchskräfte“ eingezogen worden. Jonas Winzig (Moritz Koberstein) schleicht schüchtern durch die Gegend, ist aber ein mit allen Wassern gewaschener Computerfreak. An Arroganz kaum zu überbieten ist der verwöhnte Jung-Milliardär Emmanuel von Kohlen & Reibach (Mike Haller), hinzu kommt Brunhilde Moder (Doris Weiß), die duftet, als hätte sie gerade in einer Jauchegrube übernachtet. Den Vogel schießt aber Schütze Lady Sunshine (Elias Eichenseer) ab. Denn was dieser bunte Travestiekünstler abzieht, ist mehr als sehenswert, vor allem wenn der im bürgerlichen Leben als Schreinergeselle tätige Handwerker auf seinen gut zwölf Zentimeter hohen High Heels über die Bühne stöckelt, ohne sich in irgendwelchen Kabeln zu verheddern und nur von seinen Zuckertörtchen oder süßen Hintern träumt.

Gedrillt werden die vier Schützen von Oberst Sabine Streber (Katharina Haller), die beim geplanten Staatsstreich auch die Finger im Spiel hat. Obligatorisch für frisch eingezogene Rekruten ist die Musterung, bei der natürlich alle als „wehruntauglich“ eingestuft werden. Als die Umsturzpläne konspirativ erörtert werden, bekommt Kasernenputzfrau Cindy Besenstil (Bianca Götz) das mit und erörtert mit Hausmeister Heiko Seitenschneider (Tobias Schmidt) und dem schnuddeligen Koch Fritz Pfannenwender (Dietmar Klemenz), wie man „unseren“ Brigadegeneral und den Bundespräsidenten retten kann.

Das ganze Komplott fliegt schließlich auf, auch wenn bei der Musterung die vier Versuchskräfte als wehruntauglich eingestuft werden, wofür die korrupten Ärztinnen einige hunderttausend Euro erhalten sollen. Der Sportbeutel mit dem Bestechungsgeld wird geschickt vertauscht, das Diensthandy der Kanzlerin entschlüsselt, womit dann die ganzen Umsturzpläne ans Licht kommen. Der Brigadegeneral und Bundespräsidenten bleiben im Amt, die Verschwörer werden den Feldjägern überstellt und die vier Versuchskräfte gebührend belobigt. Sollte jemand zum Ende des ersten Aktes tatsächlich eingenickt sein: Als die Munitionskiste wegen einer achtlos weggeworfenen Zigarre explodiert, wird er sicher wieder hellwach.

 
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