14.03.2021 - 13:24 Uhr

Anbau am Bärnauer Kinderhaus bis September

Beim Blick in die Zukunft kann Bärnau einen frohen Blick auf den „Nachwuchs“ werfen. Doch mehr Kinder fordern auch Investitionen bei Schule und Kindergarten.

Im unteren Bereich vor dem Bestandgebäude soll der Kindergarten-Anbau entstehen. Bild: ws
Im unteren Bereich vor dem Bestandgebäude soll der Kindergarten-Anbau entstehen.

Im Grundsatz war sich der Bärnauer Stadtrat bei der Sitzung am Donnerstag einig: Ausgaben für die jungen Gemeindebürger sind gut angelegtes Geld. Für einen Anbau an den Städtischen Kindergarten "Unsere kleine Welt" war das Gremium bereit, fast eine Million Euro einzuplanen. Ganz ohne Widerspruch ging der Punkt aber dennoch nicht durch bei der Sitzung im Pfarrheimsaal. Die fehlende Ausschreibung sorgte für Kritik.

Bereits im laufenden Kita-Jahr wurde seitens der Fachaufsicht am Landratsamt für das Kinderhaus schon die Zahl der genehmigten Betreuungsplätze aufgestockt: von 75 Kindergartenplätzen (drei Gruppen) und 24 Krippenplätzen (zwei Gruppen) auf insgesamt 102 Kinder. Doch künftig würde auch diese Kapazität nicht ausreichen, erläuterte die Kindergartenleitung bei der Sitzung. Denn schon jetzt würden 84 Anmeldungen für den Kindergarten und 27 für die Krippe vorliegen. Zudem müssten zwei bis drei "Inklusionskinder" hinzugerechnet werden, schilderte Leiterin Julia Ritter.

Der Entwurf zeigt den Anbau an den Kindergarten. Bild: ws
Der Entwurf zeigt den Anbau an den Kindergarten.

Auftrag im Eiltempo

"Das ist überraschend und eigentlich sehr erfreulich, dass der Kindergarten aus allen Nähten platzt", begann Bürgermeister Alfred Stier die Diskussion. Im Eiltempo hätte deshalb die Stadt schon auf die Entwicklung reagiert und Architekt Georg Sollfrank mit einem ersten Entwurf beauftragt. Und bereits in knapp einer Woche hätte Sollfrank einen Entwurf ausgearbeitet, den er in der Sitzung präsentieren konnte. "Der Entwurf ist bestens gelungen", bescheinigte Stier. Seitens der Rechtsaufsicht sei der Kindergarten zwar immer bestens bewertet worden, doch hätte es auch Anregungen, etwa für bessere Räume für das Personal oder für vertrauliche Besprechungen mit den Eltern, gegeben. Alle Anforderungen könnten mit einem Anbau an den bestehenden Kindergarten umgesetzt werden, verdeutlichte der Bürgermeister. Durch einen Aufzug im Anbau wäre dann auch die Barrierefreiheit kein Thema mehr.

Durch den Anbau würde das Kinderhaus dann auch jeweils eine Gruppe mehr für den Kindergarten und die Kinderkrippe bekommen. In einem Anbau könnte auch ein Essensraum untergebracht werden.

Kritik an "Schnellschuss"

Wirklich überrascht war Anna Schwamberger (Grüne) von der Entwicklung nicht. Das hätte sich schon seit längerem angedeutet. Deshalb wollte der Stadträtin auch der "Schnellschuss" des Bürgermeisters nicht gefallen. Eventuell hätte man durch eine Umorganisation im Gebäude weitere Räume einbinden können. So etwa könnte man für das Archiv Räume im "überdimensionierten Schulgebäude" nutzen. Ebenso kritisierte Schwamberger das fehlende pädagogische Konzept, in dem Modelle wie ein Waldkindergarten auftauchen könnten. Hier sollte man das Interesse der Eltern erfragen.

So richtig ärgerte sich die Grünen-Stadträtin und Landtagsabgeordnete aber über die Vorgehensweise ohne eine ordentliche Ausschreibung. "Es ist unanständig, dass Stadträten immer wieder Aufträge zugeschustert werden", kritisierte Schwamberger. Und das gehe schon lange so, trotz wiederholter Kritik. "Es hat sich nichts geändert!"

Pflichtaufgabe der Gemeinde

Hubert Häring von der Christlichen Freien Wählergemeinschaft betrachtete das Vorhaben als Pflichtaufgabe der Gemeinde. Allerdings erkannte auch er eine etwas überstürzte Umsetzung. Die Vorgehensweise wollte Häring ebenfalls nicht gefallen. Immerhin würden sich dadurch die Stadträte angreifbar machen. Als eine gute Lösung beurteilte Kurt Fischer (Bürgerliche Wählergemeinschaft) den Anbau. Zudem würde der Bedarf in Zukunft nicht abnehmen, hoffte Fischer. Die Beauftragung von Georg Sollfrank wollte Fischer nicht beanstanden. So sei es von Vorteil, wenn ein Ortskundiger mit eingebunden werde. Alexandra Morgado (CSU) freute sich über die schnelle Arbeit des Architekten, obwohl der genügend andere Projekte hätte. "Die Zeit drängt, auf was warten wir noch", unterstützte auch Marco Donhauser (Junge Wählergemeinschaft) das Vorhaben.

Eine "Unanständigkeit"

Ein bisschen Zeit, zumindest in der Diskussion, wollte sich Alfred Stier dennoch nehmen. Nämlich für eine sehr emotionale Reaktion auf Anna Schwamberger. Es sei eine "Frechheit" und "Unanständigkeit", dass ihm Eigenmächtigkeit bei der Vergabe vorgeworfen werde. Immerhin sei er nur um die Daseinsvorsorge bemüht. Sehr persönlich sprach der Bürgermeister die Stadträtin dann sogar als "Mädchen" an. Was Anna Schwamberger verständlich in Rage bracht. "Das geht gar nicht", hielt sie dem Bürgermeister entgegen (schriftlich forderte sie schon am nächsten Tag eine öffentliche Stellungnahme; siehe eigenen Artikel).

Bei den Kosten schätzte Sollfrank den Kindergarten-Anbau auf rund 972 000 Euro. Stier hofft, diese Kosten durch Einbindung eines Generalunternehmers zu verringern. Bei dem förderfähigen Anteil hofft der Bürgermeister auf einen Zuschuss bis 70 Prozent. "Das müssen wir uns leisten", betonte Stier. Auch Michael Wegener (SPD) unterstützte das Vorhaben, das auch in die Zukunft orientiert sei. Allerdings betrachtete Wegener den Fertigstellungstermin im September als etwas "sportlich". Bei einer Durchführung in Fertigbauweise sei das machbar, gab sich Stier zuversichtlich.

Nur in drei Punkten einstimmig

In der Diskussion wollte Zweiter Bürgermeister Michael Schedl die Aufträge an Stadträte nicht madig machen lassen. Immerhin handle es sich hier um Ehrenamtliche und er spielte damit auf die aktuellen Vorgänge bei den Bundespolitikern an. Allein die Wiederwahl in den Stadtrat zeige auch das Vertrauen der Bürger in die Personen. Bei der Abstimmung herrschte Einstimmigkeit beim zusätzlichen Bedarf und der Schaffung weiterer Gruppen in Kindergarten und Kinderkrippe. Ebenso bei der Stellenausschreibung für weiteres Personal.

Eine Mehrheit befürwortete auch den Planungsauftrag an das Architekturbüro Roider+Sollfrank. Dagegen stimmten Anna Schwamberger, Hubert Häring und Rudolf Schmid (CFWG).

Hintergrund:

"Unsere kleine Welt" wächst um zwei Geschosse

Georg Sollfrank konnte bei der Stadtratssitzung seinen Entwurf für den Anbau an den Kindergarten vorstellen. Das 12,44 mal 16,36 Meter große Gebäude würde mit Erdgeschoss und Obergeschoss als Fertigbau in Holzbauweise erstellt.

Damit sei eine Fertigstellung bis September möglich. Als Kosten kalkulierte der Architekt mit rund 972 000 Euro.

  • Der Anbau, der sich rechtwinklig vor dem unteren Gebäude des Kinderhauses befindet, würde sich mit einem Verbindungsgang auf beiden Ebenen, an den Bestandsbau anschließen.
  • Im Erdgeschoss finden sich ein Gruppenraum, Büros für Personal und Leitung, WC-Anlagen und der Aufzug.
  • Im Obergeschoss könnte der Essensraum entstehen sowie Kreativräume. Dadurch sei eine Umgestaltung im Bestandsbau möglich, in dem sich dann auch die dritte Gruppe der Kinderkrippe befindet.
  • Das Gebäude soll in Holzbauweise entstehen, mit einem Flachdach. In dem Anbau im Obergeschoss ist auch ein kleiner Balkon vorgesehen.
 
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