Auerbach
14.06.2021 - 10:16 Uhr

Auerbacher Unternehmen Cherry plant Börsengang

Der Tastaturhersteller Cherry strebt an die Börse. Das gab das Auerbacher Unternehmen bekannt. Dabei soll ein dreistelliger Millionenbetrag eingenommen werden. Das Geld ist bereits verplant.

Es steht Arbeit an: Der Auerbacher Tastaturhersteller Cherry will an die Börse. Archivbild: Petra Hartl
Es steht Arbeit an: Der Auerbacher Tastaturhersteller Cherry will an die Börse.

Der Auerbacher Tastaturhersteller Cherry will an die Börse. Wie das Unternehmen mitteilte, soll dabei ein dreistelliger Millionenbetrag eingenommen werden. Mit dem Geld will Cherry sein geplantes internes Wachstum ebenso finanzieren wie die Entwicklung neuer innovativer Produkte. Außerdem seien sinnvolle Zukäufe möglich. Und schließlich sollen mit einem Teil des Geldes Schulden getilgt werden.

Allein 140 Millionen Euro erhofft sich das Unternehmen aus einer Kapitalerhöhung, also der Ausgabe neuer Aktien. Hinzukommen sollen noch Erlöse aus dem Verkauf von Bestandsaktien der bisherigen Anteilseigner. Um welche Anzahl an Aktien es sich dabei oder auch insgesamt handelt, wird erst mit der Veröffentlichung des Wertpapierprospektes bekanntgemacht, die demnächst erfolgen soll. Bislang ist der US-Investor Argand Mehrheitseigner, der erst vor rund einem Jahr 66 Prozent der Anteile übernommen hat. Weitere 30 Prozent hält die Hamburger Beteiligungsgesellschaft Genui. Der Rest liegt beim Management und einem weiteren kleinen Investor.

Auch für Privatleute

Der Börsengang soll noch im Sommer über die Bühne gehen. Dabei wird sich das Angebot offenbar zunächst vor allem an größere institutionelle Anleger richten, allerdings können sich mit Beginn der Zeichnungsfrist auch Privatleute um eine Aktienzuteilung bemühen. Später sollen die Papiere am Regulierten Markt (Prime Standard) der Frankfurter Wertpapierbörse gehandelt werden. Der angestrebte Streubesitz, also die Zahl der frei handelbaren Aktien, soll einen liquiden Handel ermöglichen, so das Unternehmen.

Cherry, das weltweit rund 500 Mitarbeiter beschäftigt, kommt nach den vom Unternehmen selbst veröffentlichten Zahlen bislang sehr gut durch die Coronakrise. 2020 habe der Umsatz gut 130 Millionen Euro betragen, seit 2018 seien die Erlöse pro Jahr im Schnitt um 14,1 Prozent gewachsen. Noch besser aber lief es zu Beginn dieses Jahres: Im Dreimonatszeitraum bis zum 31. März 2021 betrug der Umsatz nach vorläufigen Zahlen 37,7 Mio. Euro, was einer Steigerung von 35,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Auch der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) sei stetig gewachsen.

Und es soll so weitergehen. „Wir sind zuversichtlich, im Jahr 2021 ein organisches Umsatzwachstum von 30 bis 40 Prozent zu erreichen und streben mittelfristig ein starkes zweistelliges organisches Wachstum an“, sagt Finanzvorstand Bernd Wagner. Und Unternehmenschef Rolf Unterberger wird zitiert: "Wir befinden uns in einer spannenden Wachstumsphase und freuen uns auf das nächste Kapitel in der Entwicklung unseres Unternehmens.“

Cherry sieht sich mit einem Marktanteil von 42 Prozent als weltweit führender Hersteller von sogenannten mechanischen Tastatur-Switches im mittleren, hohen und Premium-Preissegment, wie sie wegen ihrer Eigenschaften unter anderem bei Computerspielern beliebt sind. Rund 40 Prozent seines Umsatzes machte das Unternehmen damit 2020. Weitere 31 Prozent der Erlöse kamen aus dem Bereich Büro und Industrie. Die Geschäftseinheit Healthcare & Security (Gesundheit und Sicherheit) steuerte 13 Prozent bei. Hier hat Cherry erst vor wenigen Wochen den Pegnitzer Hersteller Active Key übernommen.

Gewerkschaft gelassen

Bei der IG Metall sieht man die Cherry-Pläne gelassen. „Ein Börsengang ist ja grundsätzlich nichts Schlechtes“, sagte Horst Ott, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Amberg, auf Nachfrage. Cherry sei ein innovatives Unternehmen mit Produkten, die sich auf dem Weltmarkt behaupten. Und es wolle weiter wachsen, was letztlich auch für die Beschäftigten gut sei. „Insofern sind wir nicht überrascht, dass Cherry diesen Weg gehen will, um Wachstum und Innovationen zu finanzieren“, sagte Ott, und: „Das ist viel besser, als wenn ein Unternehmen Geld braucht, weil es Schwierigkeiten hat. Gerade auch in Corona-Zeiten.“ Grundsätzlich werde man als Gewerkschaft den Fortgang beobachten, „aber das bringt uns nicht aus der Ruhe“.

Auch der Auerbacher Bürgermeister Joachim Neuß steht dem geplanten Börsengang grundsätzlich positiv gegenüber. „Diese Art der Unternehmensfinanzierung ist ja alles andere als verwerflich. Und wenn Expansionspläne dahinterstehen, ist das ja gut“, sagte Neuß. Er hoffe, dass das geplante Wachstum auch am Unternehmenssitz in Auerbach stattfinde, dann könne er sich als Bürgermeister nur freuen.

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Hintergrund:

Die Cherry GmbH

  • 1953 in den USA gegründet
  • Hauptsitz seit 1979 in Auerbach (Kreis Amberg-Sulzbach)
  • Weltweit rund 500 Mitarbeiter
  • Umsatz rund 130 Millionen Euro im Jahr 2020
  • Führender Hersteller von mechanischen Computer-Tastaturen
 
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