(ll) Wobei ein flottes Vorgehen für das ganze Projekt nichts Neues ist. "Sie haben uns da schon sportlich herausgefordert", bemerkte etwa Landrat Richard Reisinger angesichts der Aufgabe, nach dem im Mai geänderten Anforderungsprofil eine neue Baugenehmigung auf die Beine zu stellen. Ganz ist das noch nicht gelungen, aber der Status der "fast finalen Genehmigung" hinderte Reisinger nicht daran, am Montagvormittag am Spatenstich im neuen Industriegebiet Saaß teilzunehmen. Es fehlten nur noch zwei bis drei kleinere Punkte, die zügig zu erledigen seien.
"Ich freue mich als Allererstes für die Belegschaft", sagte der Landrat und bezog sich damit auf eine Angabe von Cherry-Geschäftsführer Rolf Unterberger: Die rund 270 Mitarbeiter in Auerbach hätten sich den neuen Standort in der Nähe des alten gewünscht. Tatsächlich liegt die neue Firmenzentrale ab Ende 2019 nur einen guten Kilometer weiter westlich als das bisherige Domizil auf dem ZF-Gelände im Industriegebiet Lohe.
Investoren trauen sich was
Bei der Umsetzung kam den Brüdern Ilhan und Gökhan Altincik als Investoren eine besondere Rolle zu: Sie lassen die Gebäude bauen und vermieten sie an Cherry. Ihnen sei der Gewinn weniger wichtig als das Bekenntnis zu ihrer Heimatstadt, lobte Bürgermeister Joachim Neuß (FW). Landtagsabgeordneter Harald Schwartz (CSU) ließ anklingen, auch eine anfängliche Finanzierungslücke habe die Investoren nicht abschrecken können: "Wir brauchen solche Leute, die sich was trauen und zunächst mal ins Risiko gehen."
Sechs Wochen Erdarbeiten
Generalunternehmer Dieter Hofmann ist mit seiner Firma HD-Bau ebenfalls ein Teil der von Bürgermeister Neuß beschworenen "lokalen Allianz", die das Cherry-Projekt Wirklichkeit werden lässt. Der Michelfelder rechnet zunächst einmal mit vier bis sechs Wochen Erdarbeiten für die rund 16 000 Kubikmeter anfallenden Aushub. Ab Oktober wolle man die Fertigteile für die Produktionshalle aufstellen, danach zum Verwaltungsgebäude übergehen. Die Gesamtfertigstellung mitsamt Umzug sei für das vierte Quartal 2019 vorgesehen. Das 20 000 Quadratmeter große Areal bietet laut Rolf Unterberger willkommene weitere Expansionsmöglichkeiten. Für ihn zeigt der bisherige Verlauf des Projekts eines: "Wenn man transparent und eng miteinander arbeitet, kann man Ziele erreichen."
Die Firma Cherry entstand 1953 in den USA als Hersteller von Elektrotechnik. Ihre deutsche Tochter, die Cherry GmbH, nahm 1979 ihren Sitz in Auerbach. Mit dem Verkauf an den Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen AG im Jahr 2008 verschwand der Firmenname vom Markt, tauchte aber 2016 als Ausgründung des Unternehmensbereichs Computereingabegeräte wieder auf.
Laut Bürgermeister Joachim Neuß sicherte sich die Stadt Auerbach Ende 2016 bei einer Versteigerung das letzte Grundstück im Industriegebiet Saaß, das von da an „final zu erschließen war“. Einige Monate später sei der damalige Cherry-Geschäftsführer Manfred Schöttner mit dem Wunsch nach einem neuen Standort für die bei ZF eingemietete Firma auf ihn zugekommen. Im November 2017 wurde das Projekt im Stadtrat vorgestellt – „und danach hat sich vieles verändert“, sagte Neuß.
Landrat Richard Reisinger machte kein Geheimnis daraus, dass er im Frühsommer bereits eine fertige Baugenehmigung für die neue Cherry-Zentrale unterschrieben hatte, doch dann habe sich das Anforderungsprofil noch einmal geändert. Seit Mai, so formulierte es Neuß, habe eine „starke Lokalpartnerschaft, ohne die es nicht gegangen wäre“, an der neuen Lösung gearbeitet. Eine besondere Rolle kam dabei den Brüdern Ilhan und Gökhan Altincik zu, die als Investoren die Gebäude errichten und an Cherry vermieten. Als finanzierende Bank nannte Neuß die Vereinigten Sparkassen Eschenbach, Neustadt, Vohenstrauß „in Konzeptionalpartnerschaft mit der Sparkasse Amberg-Sulzbach“.
Laut Ilhan Altincik ist die Cherry-Zentrale eine Investition von 12,5 Millionen Euro. Der Mietvertrag soll nach dem Umzug Ende 2019 erst einmal über zwölf Jahre laufen. Man gehe aber danach von einer Verlängerung aus. (ll)
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