„Ich bin ein echter Auerbacher“, sagt Eugen Eckert. Mit seiner Heimatverbundenheit begründet er sein jahrzehntelanges Engagement im politischen und sozialen Bereich. Für seine Stadt und den Kreis etwas tun, mitgestalten, mitreden wollte er, und auf etliche Erfolge blickt er heute mit Stolz zurück. Seit 36 Jahren Mitglied der CSU, 24 Jahre im Kreistag, 30 Jahre Stadtrat in Auerbach – „es wird nicht viele geben mit einer ähnlich langen Dienstzeit“, überlegt er.
Mit 73 Jahren beginnt im Frühjahr für ihn der politische Ruhestand, sein Name wird bei den Kommunalwahlen weder auf der Stadtrats- noch auf der Kreistagsliste der CSU erscheinen. Langweilig wird für den Umtriebigen aber auch dieser Lebensabschnitt nicht. „Ein bissl was mach ich schon noch weiter“, sagt er und zählt auf: Kirchenverwaltung, Stadtverband, Caritas, und was ihm besonders wichtig ist: die Wallfahrten und natürlich auch die Radtouren.
Vom Kirchenchor zur Politik
Eugen Eckert ist zusammen mit drei Brüdern in der Degelsdorfer Straße in Auerbach und später in der Wiesenstraße aufgewachsen. Er studierte Elektrotechnik und Maschinenbau und war bei der Firma KSB in Pegnitz 45 Jahre bis zu seiner Pensionierung beschäftigt. 1972, mit 26 Jahren, heiratete Eckert. Seine Frau Karin ist 1999 einem Krebsleiden erlegen. Zwei Söhne, Schwiegertöchter und zwei Enkel in München sind seine Familie, „für die werde ich bald auch mehr Zeit haben“, nimmt er sich vor.
Eckerts politischer Weg begann im vorpolitischen Raum, im Elternbeirat und im Kirchenchor. „Da kennen dich die Leute, sehen, dass du was tust.“ So wurde 1985 auch Rektor Willi Schelz, der damalige CSU-Ortsvorsitzende von Auerbach, auf den jungen Mitbürger aufmerksam, trug ihm seinen Posten an, den Eugen Eckert dann bis 1996 innehatte.
Dann kam schnell eines zum anderen. 1990 wurde er in den Stadtrat gewählt, 1996 in den Kreistag. Beide Mandate übt er ununterbrochen bis heute aus. „Ich habe drei Landräte erlebt“, zählt er auf, „Hans Wagner, Armin Nentwig und in den letzten beiden Perioden Richard Reisinger, mit dem es ein besonders angenehmes Miteinander gibt.“ Auch an manch schwierige Situationen erinnert er sich. Als der Kreistag 1996 über den Fortbestand des Auerbacher Krankenhauses zu entscheiden hatte, „mussten wir durch ein Spalier von Demonstranten gehen, für mich als Neuling ein schwerer Weg“.
„Wichtig ist die Menschlichkeit“
Im Stadtrat hatte Eckert Anteil an manch positiver Entscheidung für die Stadt, ist stolz auf die Altstadtsanierung und die Entwicklung der Industriegebiete. Als es um Kläranlagen in Auerbach und Michelfeld ging, fand er, eine sei genug, konnte sich aber nicht durchsetzen. „Ich bin auch heute noch dieser Meinung“, sagt er und verweist auf die doppelten Kosten. Auseinandersetzen über Themen, auch hart angehen in den Gremien, das dürfe sein, wichtig sei aber die Menschlichkeit: „Man muss sich wieder anschauen können.“ Seine Erfahrung nach vielen Jahren: Parteipolitik spielt in der Kommune nicht die große Rolle, es geht vor allem um die Sache.
Abgegeben hat Eugen Eckert den Vorsitz im Pfarrgemeinderat der katholischen Pfarrgemeinde Auerbach, den er 16 Jahre innehatte. Zu den Aufgaben, die er auch weiterhin übernimmt, gehören die Kirchenverwaltung und der Stadtverband. Letzterer umfasst 82 Vereine der Stadt, organisiert Feste und Märkte und hat das allseits bekannte Problem von hohem Altersschnitt und Nachwuchsmangel.
Zum Ausgleich Radfahren und Wallfahren
„Man muss miteinander reden“ – das ist für Eugen Eckert das Zauberwort für die Lösung von Problemen. Auch in der Familie. „Karin hat mich arbeiten lassen“, erinnert er sich dankbar an seine verstorbene Frau. „Und nach ihrem Tod war die Arbeit für mich eine wichtige Hilfe.“ Dass er an sieben Tagen der Woche bestimmt vier Tage irgendwie mit Kommunalpolitik im weitesten Sinn beschäftigt war – das war halt so.
Einen Ausgleich vom Alltagsstress nimmt er sich seit vielen Jahren mit Radfahren und Wallfahren. Seit 15 Jahren steigt er in jedem Sommer mit Kameraden wie Theo Schleicher, Walter Hörmann und Reiner Kapustenski aufs Fahrrad, um über den Brenner nach Italien, von Salzburg nach Grado oder an der Neiße entlang nach Usedom zu fahren, „ohne E-Bikes“, wie er betont. Acht Tage zum Abschalten, Auftanken und nicht zuletzt für die Fitness, die dem Senior natürlich auch wichtig ist.
Seit 1982 führt er eine Gruppe von Wallfahrern an, die am ersten Samstag des Bergfestes auf den Sulzbacher Annaberg kommt. Früher gingen sie hin und zurück zu Fuß, jetzt nur mehr eine Strecke. „Die Gemeinschaft, das Beten und Singen miteinander, die innere Einkehr, das macht die Wallfahrt aus“, erklärt Eckert. Bisher sucht er vergeblich einen Nachfolger, „weil mir allmählich die Luft ausgeht beim Vorbeten“.
An der weit größeren Wallfahrt über 111 Kilometer von Regensburg nach Altötting wird er in diesem Jahr zusammen mit mehreren tausend Pilgern zum 40. Mal teilnehmen. „Ein Buch könnt ich schreiben darüber“, schildert er Erlebnisse dieser dreitägigen Fußmärsche. Da gab es Unwetter mit Blitz und Hagel, völlig durchnässten Klamotten, anfangs keine Toilettenwagen und natürlich auch Zusammenbrüche von überforderten Marschierern. Und auch hier kommt wieder die Menschlichkeit in Eugen Eckerts Leben zutage. Seit den 80er Jahren übernachtet er auf dieser Pilgerreise bei der Familie Apfl in Martinsbuch. „Mittlerweile sind wir Freunde geworden, bei Hochzeiten, Taufen und Geburtstagen und leider auch bei Beerdigungen bin ich dabei“, erzählt er.
Man muss sich wieder anschauen können.
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