Auerbach
01.05.2024 - 14:12 Uhr

Kampfansage und "Nachbarschaftshilfe" bei Maikundgebung in Auerbach

Oberpfalzweit fanden rund um den 1. Mai 17 Kundgebungen des Gewerkschaftsbundes statt. Beim Treffen in Auerbach fielen deutliche Worte. Schließlich ging es ganz konkret um die Forderungen der Mitarbeitenden eines Unternehmens in Auerbach.

Die Belegschaft von Heim & Haus in Auerbach kämpft für die Tarifbindung. DGB-Ortskartellvorsitzender Dieter Deinzer (Dritter von links) übergab eine Unterschriftenliste der ZF-Belegschaft an Heim-&-Haus-Betriebsrat Matthias Hermann (Mitte). Bild: Klaus Trenz
Die Belegschaft von Heim & Haus in Auerbach kämpft für die Tarifbindung. DGB-Ortskartellvorsitzender Dieter Deinzer (Dritter von links) übergab eine Unterschriftenliste der ZF-Belegschaft an Heim-&-Haus-Betriebsrat Matthias Hermann (Mitte).

Maikundgebungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) haben in Auerbach Tradition. Seit mehreren Jahren finden sie im Kreuzbräu statt. Im dortigen Biergarten sprach am Dienstagabend Sabrina Feige von der IG Metall Amberg. Eingeladen hatten die Vertrauensleute von ZF Auerbach sowie von der Firma Cherry und Heim & Haus. Dem Aufruf folgten auch Abordnungen der Firmen Novem (Eschenbach), von Siemens aus Kemnath im Landkreis Tirschenreuth und der Telekom.

Lange Reden und Grußworte gibt es nicht. Dritter Bürgermeister Norbert Gradl (SPD), der Sulzbach-Rosenberger Stadtrat Wolfgang Berndt (Die Linke) und DGB-Regionalsekretär Peter Hofmann fassten sich kurz. In erster Linie bekräftigten sie die Existenzberechtigung des 1. Mai auch in heutiger Zeit. Alleine in der nördlichen Oberpfalz fänden 17 Kundgebungen zum 1. Mai statt, sagte Hofmann. Gradl wollte angesichts der vergangenen zwei Jahre mit hoher Inflationsrate, gestiegenen Energiepreisen und dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine Optimismus verbreiten: „Ich bin ein Gegner von Schwarzmalerei.“ Er sei überzeugt, „dass sich unsere Wirtschaft schnell erholen wird – unsere Regierung ist besser als ihr Ruf“.

Gegen Rechtsextremismus

Sabrina Feige erinnerte an die Zerschlagung der freien deutschen Gewerkschaften am 2. Mai 1933 durch die Nationalsozialisten. Damit sei das letzte Bollwerk gegen die Nationalsozialisten gefallen. Es sei daher wichtig, aus der Geschichte zu lernen. Es sei auch „keine gute Idee, sich mit Rechtsextremisten einzulassen“. Sie erinnerte zudem an die Demonstration in Auerbach gegen den Rechtsextremismus am 3. März dieses Jahres. Wörtlich sagte sie: „Probleme dürfen nicht auf dem Rücken Geflüchteter oder queeree Menschen ausgetragen werden.“ Der DGB erwarte von allen demokratischen Parteien, dass sie sich klar von Hetze und Diskriminierung distanzieren.

Vor 20 Jahren, ergänzte DGB-Ortskartellvorsitzender und ZF-Vertrauensmann Dieter Deinzer, hätten in Bayern noch 70 Prozent Betriebe eine Tarifbindung gehabt, Ende 2023 seien es nur noch 47 Prozent: „Wir brauchen die Tarifbindung.“ In Auerbach versuche aktuell die Belegschaft der Firma Heim & Haus, diese zu erlangen. Ende Januar haben sich die IG Metall und der Arbeitgeberverband auf einen Tarifabschluss für die holz- und kunststoffverarbeitende Industrie in Bayern geeinigt. Der Tarifvertrag gelte für alle Betriebe, aber „offenbar nicht für unseren Nachbarn Heim und Haus“. Die Forderungen sind laut Feige vom Unternehmen zurückgewiesen worden: „Wir wollen keine halben Sachen, sondern einen Tarifvertrag, und wollen nicht, dass sich das Unternehmen billig rauskauft.“

80 Cent in zwei Jahren

Laut Mitarbeitern der Heim & Haus Kunststofffenster Produktions GmbH hat die dortige Geschäftsführung den Mitarbeitern 50 Cent pro Stunde mehr ab 1. Juni dieses Jahres und ein Jahr später nochmals 30 Cent Erhöhung angeboten – 80 Cent in zwei Jahren. Der Tarifabschluss sieht ab 1. Oktober 2024 fünf Prozent und ab 1. Mai 2025 weitere drei Prozent mehr Geld vor. Zudem sollen die Beschäftigten eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2300 Euro erhalten.

Gemäß der Kampfansage von Feige, dass man sich „mit allen anlegt, wenn man sich mit einem anlegt“, haben die ZF-Vertrauensleute schon zur „Nachbarschaftshilfe“ gegriffen und in ihrem Betrieb eine Unterschriftenliste mit rund 500 Unterschriften gesammelt, die an Heim-&-Haus-Betriebsrat Matthias Hermann übergeben wurde. Man stehe an der Seite der Heim-&-Haus-Belegschaft.

 
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