Auerbach
08.11.2018 - 12:11 Uhr

Realschule Auerbach will keinen Schülerzuwachs

Mammutschulen kann Schwester Lioba Endres nichts abgewinnen: "Sie sind nicht mehr erstrebenswert, wir wollen eine Schulfamilie sein." Daher zieht die Chefin für die Auerbacher Realschule eine Obergrenze.

„Wir haben immer ein Interesse, dass Bildungseinrichtungen gut ausgebaut sind“, versichert SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzender Winfried Franz (Dritter von rechts) beim Besuch der Realschule Auerbach. Davon überzeugen sich er und seine Kollegen in der sanierten Turnhalle. Schulleiterin Schwester Lioba Endres gibt ihnen einen Wunsch mit: „Wir möchten auch ganz bald an das schnelle Netz angeschlossen werden.“ Bild: cs
„Wir haben immer ein Interesse, dass Bildungseinrichtungen gut ausgebaut sind“, versichert SPD-Kreistagsfraktionsvorsitzender Winfried Franz (Dritter von rechts) beim Besuch der Realschule Auerbach. Davon überzeugen sich er und seine Kollegen in der sanierten Turnhalle. Schulleiterin Schwester Lioba Endres gibt ihnen einen Wunsch mit: „Wir möchten auch ganz bald an das schnelle Netz angeschlossen werden.“

"Mehr wie die derzeit 346 Schülerinnen und Schüler wollen wir gar nicht haben. Mehr sind kaum zu verkraften", legte sie ihre Position der SPD-Kreistagsfraktion bei deren Besuch vor Ort dar. Um den Bildungsauftrag zu erfüllen, müssten Lehrer ihre Schüler kennen. Bei Kreisrat Reinhold Strobl fand sie damit Zuspruch: "Je größer die Schulen, desto größer die Konflikte."

"In manchen Dingen sind wir sehr streng", ließ Schwester Lioba die Kreisräte wissen. Handys beispielsweise müssten zu Beginn des Unterrichts abgegeben werden. "Wir wollen auch keinen Spind, wir wollen ehrliche Schüler", betont die Direktorin. Weder Klassenräume noch Lehrerzimmer oder Fahrräder seien abgeschlossen. Gut eingespielt habe sich auch das Tragen der Schulkleidung: "Unsere Schüler lernen so, sich und andere nicht auf der Grundlage von Äußerlichkeiten, sondern als Person zu achten."

Das Erziehungsverständnis fuße auf dem christlichen Menschenbild: Jedes Mitglied der Schulgemeinschaft - Schüler, Lehrer, Angestellte, Eltern - werde als von Gott bejahte Person angenommen und wertgeschätzt. Es werde Unterstützung angeboten, wo sie der Einzelne oder die Familie benötige. Seit dem Schuljahr 1997/1998 gibt es im Haus St. Josef ein Ganztagesangebot in Kooperation mit der Kongregation der Schulschwestern. Der große Einzugsbereich werfe hier allerdings Probleme mit der Schülerbeförderung auf, fügte Kreisrätin Elisabeth Kolleng hinzu.

Schüler mit einer Einschränkung würden als wertvoller Teil, Aufgabe und Bereicherung für die Schulgemeinschaft gesehen. Unter dem Motto "Schüler helfen Schülern" bestehe für Jüngere die Möglichkeit, sich in höheren Jahrgangsstufen Tipps fürs Lernen zu holen. Gute bis überdurchschnittliche Ergebnisse bei zentral gestellten Prüfungen sprächen für sich. Viele Schüler könnten auch auf ein Gymnasium gehen.

Die Bestätigung folgte postwendend durch die Auerbacher Kreisräte Elisabeth Kolleng und Günter Cermak: "Der gute Ruf ist da, was sich bei Bewerbungen immer wieder zeigt." Die Schwestern gehörten zu Auerbach, die Menschen hätten Zutrauen zu ihnen, würdigte Kolleng das Engagement. "Es wäre schön, wenn wir wieder mehr hätten", dachte sie an den Rat ihrer Mutter aus ihrer Kindheit: "Geh hin zu den Schwestern, da bist gut aufg'hobn."

Diskussionsstoff lieferte der steigende Druck der Eltern ("mein Kind muss auf das Gymnasium gehen"), der schon im Kindergarten zu beobachten sei. "Es gibt viele Wege", sagte die Schulleiterin und gab zu bedenken: "Derzeit fehlen die Handwerker und nicht die Akademiker."

Hintergrund:

Die Realschule Auerbach steht in der Tradition der privaten klösterlichen Mädchenmittelschule der Schulschwestern von Unserer Lieben Frau. Anfang der 1970er-Jahre übernahm der Zweckverband Realschule Auerbach die Trägerschaft. Er besteht aus dem Landkreis, der Stadt und dem Kloster. Seitdem besuchen auch Jungen die Schule.

Das Schulhaus bildet mit dem Mutterhaus der Schulschwestern einen Gebäudekomplex. In der Schulleitung, im Unterricht und im Sekretariat arbeiten derzeit vier Schulschwestern mit weltlichen Kräften zusammen; zwei junge Schwestern studieren noch. „Wir haben ein Kollegium, das sich sehr einsetzt und bis an die Grenzen belastet ist“, führte die Schulleiterin Schwester Lioba Endres den Politikern das Problem mit Vertretungen vor Augen.

 
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