Weil sich in der tariflichen Auseinandersetzung immer noch nichts bewegt hat, rief die IG Metall die Beschäftigten der in Auerbach ansässigen Kunststofffenster-Produktions GmbH "Heim & Haus" am Mittwoch zu einem zweistündigen Warnstreik auf. Nach Einschätzung von Betriebsrätin Regina Dörres nahm daran mehr als die Hälfte der Beschäftigten der Frühschicht teil. Ihre Solidarität mit den Streikenden bekundeten Abordnungen der Firmen Novem Vorbach, Luitpoldhütte, Grammer und Pia Automation aus Amberg sowie die Vertrauensleute von ZF Auerbach.
"Bockige Blockadehaltung"
In einer kämpferischen Rede warf der Verhandlungsführer der Verhandlungskommission, Michael Pfeiffer von der IG Metall Bayern, der Geschäftsleitung von "Heim & Haus" vor, die Kommission nicht ernst zu nehmen und eine „bockige“ Blockadehaltung einzunehmen. Die Forderungen der Belegschaft und der Gewerkschaft seien unter anderem nach wie vor, transparente und faire Löhne zu erhalten und eine Anerkennung des Tarifvertrags für die holz- und kunststoffverarbeitende Industrie.
Die Geschäftsführung versuche, so Pfeiffer, „Nebelkerzen“ in die Reihen der Beschäftigten zu schmeißen. Die Belegschaft solle sich dadurch nicht irritieren lassen. „Wenn wir einen Tarifvertrag und ein neues Entgeltsystem vereinbaren, dann wird keiner wegen der Besitzstandsregelung weniger bekommen, aber viele mehr“, stellte der Gewerkschafter klar. Die Mitarbeitenden von "Heim & Haus" müssten sich auf einen längeren Arbeitskampf einstellen. Er habe den Eindruck, die Geschäftsleitung wehre sich „mit Händen und Füßen“ gegen einen Tarifvertrag, fuhr Pfeiffer fort, riet den Streikenden, einen langen Atem zu entwickeln und sagte wörtlich: "Wir werden auch nicht den letzten Warnstreik haben, wenn es sein muss“. Nicht Warnstreiks, sondern ein "Tarifvertrag auf Augenhöhe" seien im Interesse der Gewerkschaft.
48 Stunden statt 40 Stunden
„Die Geschäftsleitung hat sich keinen einzigen Schritt auf uns zu bewegt“, sagte Betriebsrätin Regina Dörres. Vielmehr habe die Geschäftsleitung bei einer Betriebsversammlung am 5. Juni gesagt, die IG Metall als Gesprächspartner nicht anerkennen zu wollen. Dem Betriebsrat sei an anderer Stelle der Vorschlag gemacht worden, die wöchentliche Arbeitszeit zu verändern. Konkret sollen demnach laut Dörres die Mitarbeitenden statt für eine 40- auch für eine 48-Stunden-Woche zur Verfügung stehen. Dies würde entweder eine tägliche Arbeitszeit von über 9,5 Stunden oder der Samstag als zusätzlicher Arbeitstag bedeuten. „Kommen Sie einen Schritt auf uns zu und zeigen Sie sich als verhandlungsbereiter Arbeitgeber", forderte Dörres die Geschäftsleitung auf.
Udo Fechtner, 1. Bevollmächtigter der IG-Metall Amberg, griff das Thema Arbeitszeitverlängerung auf und rechnete der Belegschaft vor: „Selbst bei einer 48-Stunden-Woche bekommt Ihr immer noch weniger als Beschäftigte in Betrieben, die 35 Stunden arbeiten.“ Wie es nun weitergeht, erklärte Michael Pfeiffer von der IG Metall Bayern: Die Gewerkschaft werde erneut den Arbeitgeber anschreiben und hoffen, dass sich dieser erkläre, "um mit der IG Metall in Verhandlungen zu gehen".
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