Ein Jahr Bad Neualbenreuth: Corona-Pandemie als Chance

Bad Neualbenreuth
13.11.2020 - 15:38 Uhr

Drei Buchstaben, die einen kleinen Ort jubeln ließen: Neualbenreuth darf sich seit einem Jahr Bad Neualbenreuth nennen. Der Werbeeffekt war spürbar. Die Coronakrise wirkte wie eine Vollbremsung. Aber es gibt Lichtblicke.

Den 1. Bäderempfang hatten sich die Verantwortlichen anders vorgestellt. Trotzdem trafen sich Werkleiter Gerhard Geiger (von links), Bürgermeister Klaus Meyer, Gästeinfo-Leiterin Uschi Stingl und Tourismusverein-Vorsitzender Alfons Schnurrer, um auf ein Jahr Bäder-Status anzustoßen.

Der 13. November 2019 war für Neualbenreuth und das Sibyllenbad ein historischer Tag: „Wir sind Heilbad“, freute sich Bürgermeister Klaus Meyer damals. Kurz zuvor hat er die Nachricht bekommen, dass der Ort das Prädikat „Heilbad“ erhält, als erst zweite Gemeinde in der ganzen Oberpfalz. „Das war bisher mein glücklichster Tag als Bürgermeister“, sagt er genau ein Jahr später.

In den folgenden Monaten bis einschließlich Februar stiegen die Übernachtungszahlen in der Gemeinde stetig. Im Januar kletterten sie im Vergleich zum Vorjahr um fast 12 Prozent hoch und im Februar um 20 Prozent. Die Corona-Pandemie stoppte dies aber jäh: Sibyllenbad, Unterkünfte und Gaststätten mussten Mitte März schließen. Im April und Mai brachen die Ankünfte durch die Beschränkungen, wie in ganz Deutschland, komplett ein: über 90 Prozent weniger Übernachtungen als 2019. Ab Juli entspannte sich die Lage wieder ein wenig. Für August lag das Minus bei nur noch rund 15 Prozent. Bürgermeister und Gästeinfo-Chefin Uschi Stingl zeigen sich daher auch mit den Zahlen der Sommermonate „sehr zufrieden“.

1. Bäderempfang ohne Gäste

Dabei profitierte die Gemeinde davon, dass die Natur einen völlig neuen Stellenwert erfahren hat. „Es waren wirklich viele Gäste, die unsere weitläufige, unberührte Natur zum Wandern und Radfahren schätzen gelernt haben“, weiß Stingl. Vor allem aus großen Städten habe es viel mehr Urlauber ins Stiftland verschlagen als noch früher.

Genau ein Jahr nach der Ernennung zu Bad Neualbenreuth hätte eigentlich am Freitag der 1. Bäderempfang über die Bühne gehen sollen. Die aktuelle Corona-Situation hat dies verhindert. „Aber ganz ohne geht es auch nicht“, sagt Stingl mit einem Augenzwinkern. Daher haben am Freitag Bürgermeister, Gästeinfo-Chefin, Sibyllenbad-Werkleiter Gerhard Geiger und Tourismusverein-Vorsitzender Alfons Schnurrer im kleinen Kreis miteinander angestoßen, natürlich mit dem entsprechenden Abstand. Der Rathauschef hat es als „Mini-Bäderempfang“ tituliert.

Eigentlich wäre nach zwölf Monaten eine Bilanz fällig. Auch wenn Covid-19 alles ein wenig verwässert, ist seit dem Erhalt des Prädikats einiges passiert. Meyer verweist auf eine Vielzahl von infrastrukturellen Maßnahmen, dazu zählt auch die Versorgungssicherheit des Sibyllenbads durch den Verbund der Wasserversorgung. Auch wurden die Geh- und Radwege erweitert. Die mittlerweile sanierte Schulturnhalle nutzt das Sibyllenbad mit.

Naturtouristische Ausrichtung

Zudem wurde ein naturtouristisches Gesamtkonzept erstellt. Die Teilnahme am Pilotprojekt „Wald und Gesundheit“ des Bayerischen Heilbäder-Verbands eröffnet ebenfalls neue Perspektiven. Die Natur rückt neben dem Kurmittelhaus damit immer mehr in den Mittelpunkt, um neue Gäste anzusprechen. In dieses Bild passt auch die „sehr große“ Nachfrage nach E-Bikes. Daher will die Gemeinde neue anschaffen. Weitere Aspekte sind die Ökomodellregion Stiftland und die Ernennung zur Fairtrade-Gemeinde. Dies zeigt laut Meyer, „dass uns die Nachhaltigkeit wichtig ist“.

In die gleiche Richtung zielen die geplanten Projekte. Dazu zählt Stingl beispielsweise den Essbaren Wildpark (Ewilpa) und ein Blühflächenkataster. Außerdem steht die Sanierung der Kneipp-Anlagen am Therapiepfad in Zusammenarbeit mit dem Kunst- und Kulturprojekt Badehaus Maiersreuth auf der Agenda.

„Mit der naturtouristischen Ausrichtung sind wir auf dem richtigen Weg“, ist sich der Bürgermeister sicher. Genau dieser Aspekt werde seit der Coronakrise immer mehr geschätzt. „Ich glaube, wir können daher langfristig von der Pandemie profitieren. Wir müssen nur noch ein wenig bekannter werden“, blickt der Gemeindechef in die Zukunft.

"Ich glaube, wir können langfristig von der Corona-Pandemie profitieren."

Bürgermeister Klaus Meyer mit Blick auf die naturtouristische Ausrichtung der Gemeinde

Aber Meyer ist auch klar, dass dies einiges an Arbeit bedeutet. Bei vielen Aktivitäten und Projekten steht die Natur im Mittelpunkt. „Und die große Kunst ist es, das alles in eine Form zu bringen.“ Für die nächsten Monate sei es aber erst einmal wichtig, die Pandemie zu überstehen und eine wirtschaftliche Grundlage zu schaffen. Schließlich seien die Gastronomie und Beherbergungsbetriebe extrem gebeutelt.

Bei aller Natur-Ausrichtung bleibt natürlich das Sibyllenbad der Hauptanker des Tourismus. Werkleiter Gerhard Geiger verweist auf zweistellige Wachstumsraten in den Monaten nach der Verleihung des Bäder-Titels. „Das hat uns große Aufmerksamkeit beschert“, sagt Geiger. Nach den Lockerungen im Sommer seien auch viele Gäste von außerhalb gekommen. Dies habe er nicht so erwartet. Momentan ist das Kurmittelhaus aber in der Warteschleife. Durch den Lockdown seit Anfang November darf nur die medizinische Abteilung offen haben. Falls die Beschränkungen aber aufgehoben werden, könnte das Bad sofort wieder öffnen.

Bad Neualbenreuth13.11.2019
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