Bärnau
07.12.2022 - 14:59 Uhr

Ausstellung "Leben in Paulusbrunn" als Meilenstein für grenzüberschreitende Arbeit

Im Archaeo-Centrum Bärnau wurde die Ausstellung "Leben in Paulusbrunn" eröffnet. Sie zeigt die Geschichte des verschwundenen Dorfes. Für die Verantwortlichen ist es ein weiterer Meilenstein, um daraus einen Erinnerungsort werden zu lassen.

„Der Krieg in der Ukraine zeigt uns, dass die Geschichte kein toter Staat ist. Demokratie, europäische Einigung und Versöhnung sind Werte, die sich jede Generation hart erarbeiten muss. Gerade wenn eine Generation denkt, sie hätte sie erreicht, sind sie wieder für die nächste Generation bedroht." Mit diesen Worten eröffnete Bernd Posselt, Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Landmannschaft, die Ausstellung „Das Leben in Paulusbrunn", im Archaeo-Centrum beim Geschichtspark in Bärnau.

Die Ausstellung zeigt nach Posselts Worten, wie Tschechen und Deutsche in einem gemeinsamen Kulturraum in einem freundschaftlichen Verhältnis lebten, bevor die Wirren des 20. Jahrhunderts durch Krieg, Vertreibung und Eisernen Vorhang für die Trennung sorgten. Das sudetendeutsche Dorf Paulusbrunn war eines der größten Ansiedlungen im böhmischen Wald im Grenzgebiet zu Bayern. Mehr als 1500 Einwohner von Hermannsreith bis Neuwindischgrätz wohnten hier bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.

Erinnerungs- und Versöhnungsort

Die Ausstellung zeigt das Alltagsleben und die Geschichte des heute verschwundenen Ortes im Bezirk Tachov. Zum Auftakt waren auch gebürtige Paulusbrunner und viele Nachfahren sowie Gäste aus dem benachbarten Tschechien gekommen. Ziel der Ausstellung ist, das ehemalige sudetendeutsche Dorf als einen dauerhaften Erinnerungs- und Versöhnungsort zu etablieren, wovon Schulklassen und Universitäten auf beiden Seiten der Grenze profitieren könnten.

Entstanden ist die Ausstellung durch die Initiative des Vereins Via Carolina – Goldene Straße mit seiner Arge Paulusbrunn in Kooperation mit dem Projekt „Spurensuche im Böhmischen Wald“ mit dem tschechischen Partner "MAS Zlatá cesta" aus Tachov, unterstützt aus Mitteln des EU-Programms "Ziel ETZ Freistaat Bayern – Tschechische Republik". Im Rahmen des Projektes „Spurensuche im Böhmischen Wald“ wurde eine Publikation in Form von Comic-Geschichten erstellt, die die wichtigsten Meilensteine in der Geschichte von Paulusbrunn illustrieren, verwirklicht durch Kunststudenten von beiden Seiten der Grenze. Diese werden als Unterrichtsmaterialien für Schulen in Tschechien und Deutschland bereitgestellt. Eine Vielzahl der Studenten war ebenfalls zur Ausstellungseröffnung gekommen.

Investition in die Zukunft

Alfred Wolf, Vorsitzender des Vereins Via Carolina – Goldene Straße, stellte bei seiner Begrüßung die Besonderheit des Dorfes Paulusbrunn heraus. Die Ausstellung sei ein Meilenstein für die grenzüberschreitende Arbeit. Direkt an der Goldenen Straße gelegen, auf der mit Kaiser Karl IV. ein großer Europäer 52 Mal gereist sei, entstehe ein wichtiger Beitrag zur Geschichtsvermittlung. Er bedankte sich bei Projektleiterin Petra Musilova-Seidlova und der Arge Paulusbrunn mit Rainer Christoph an der Spitze für die Erarbeitung der Ausstellungsinhalte.

Beide stellten in ihren Grußworten den Inhalt der Ausstellung und interessante Aspekte zum Thema Paulusbrunn vor. Bundesvorsitzender der sudetendeutschen Landmannschaft Bernd Posselt lobte die grenzüberschreitende Arbeit des Vereins Via Carolina – Goldene Straße und des Geschichtsparks Bärnau-Tachov als Investition in die Zukunft. Er versprach, die Arbeit des Vereins zu unterstützen. Stellvertretender Landrat Toni Dutz konnte sich wegen seiner sudetendeutschen Wurzeln bestens in die Thematik einfühlen und stellte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit mit den tschechischen Nachbarn heraus.

Service:

Ausstellung:

  • Thema: "Leben in Paulusbrunn" zeigt Alltagsleben im verschwundenen Dorf Paulusbrunn im Bezirk Tachau und Comic-Publikation des Projekts "Spurensuche im Böhmischen Wald"
  • Ort: Ausstellungsraum im Archaeo-Centrum Bayern-Böhmen beim Geschichtspark Bärnau-Tachov
  • Öffnungszeiten: zu den Bürozeiten 10 bis 16 Uhr, am kommenden Sonntag, 11. Dezember, von 13 bis 17 Uhr. Die Ausstellung ist noch bis zum 15. Dezember zu sehen.
 
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