Am Parkplatz vor der deutsch-tschechischen Grenze steht neben der OWV-Tafel mit Hinweisen zu Goldenen Straße jetzt eine neue Tafel mit der Größe von 190 mal 120 Zentimetern. Es ist ein Gemeinschaftswerk der Arbeitsgemeinschaft (AG) Paulusbrunn und der Ikom Stiftland. Maßgeblich wurden die Inhalte der Tafel vom gebürtigen Bärnauer Norbert Steinhauser geschaffen. Der Standort an der Grenze zum Nachbarland wurde vom Straßenbauamt Amberg-Sulzbach genehmigt.
In drei Sprachen
Norbert Steinhauser hatte die Idee der Tafel und ist überzeugt, dass sie als Informationsträger einen großen Anteil "an der Aufarbeitung der tragischen jüngsten Geschichte Deutschlands und Tschechiens und den betroffenen Sudetendeutschen hilfreich ist." Mit dieser Ortskarte sollen die Paulusbrunner und deren Nachkommen und ihr Schicksal gewürdigt werden. Die Mitarbeiter der AG Paulusbrunn sind stolz, dass sich die Ausführungen in Deutsch, Tschechisch und auch Englisch auf der Tafel finden. "Wir dürften die ersten zwischen Passau und Hof sein, die in dieser Form eine verschwundene Siedlung, die der Geschichte zum Opfer fiel, auf transparente Art wiederbeleben konnten."
Luftaufnahme von 1945
Das Besondere an der Tafel: Sie zeigt mit einer Luftbildaufnahme den Ort vor 1945 mit allen Häusern und Hausnummern. Bei der Anfrage bei Fachstellen in Prag stieß Steinhauser auf große Offenheit. Nachgewiesen werden musste der nichtkommerziellen Charakter der Verwendung des Luftbildes der "Ceská informační agentura životního prostředí" in Prag. Das war der Fall und die Karte konnte ohne Kosten verwendet werden. Eine zweite Karte zeigt die Leere des Ortes im Jahre 2020.
Eine mühsame und aufwendige Arbeit für Steinhauser war es, die Häuser in den Ortsplan einzufügen und die Hausnummern zu zuordnen. Besonders schwierig gestaltete es sich im Ortsteil Vorderpaulusbrunn mit dessen massiver Bebauung. Gesteigert wird der Eindruck, dass an den Rändern der Tafel den Hausnummern die Besitzer und deren Hausnamen zugeordnet sind. Endlich kann der Großvater seinen Kindern und Enkeln zeigen: "Hier stand unser Haus!"
"Leere" Karte von 2013
Die "leere" Paulusbrunner Karte, fand Ikom-Regionalmanager Diplom-Ingenieur Markus Frank im Archiv. Sie entstand bei einer Befliegung im Jahre 2013, bei der Paulusbrunn mit erfasst wurde. Wichtig war es, den Grenzverlauf einzufügen. Ebenso wichtig war den Initiatoren, in der Legende den Standort-Tropfen einzubauen. Die Prinzfabrik-Grenze musste bei den Abschlussarbeiten noch ein klein wenig nach Osten geschoben werden. Die nördlich von der Prinzfabrik liegende Grenzecke bis zum kurz dahinter laufenden Weg positioniert werden, erst dann folgt die Grenze identisch mit dem Bogen des Weges bis zur Prinzfabrik.
Einmalige Information
Die Karte ist derzeit eine einmalige Information über die jüngste Geschichte und das Verschwinden einer riesigen Anzahl von deutschen Siedlungen im Sudetenland. Dies sollte nie mehr passieren, unterstrichen die Vertreter der AG Paulusbrunn. Eine totalitäre ideologische Ausrichtung in Osteuropa stand nach 1948 westlichen Demokratien gegenüber. Das trug zum Untergang vieler Orte im Sudetenland bei, die am Eisernen Vorhang lagen - so passierte dies auch mit Paulusbrunn. Für eine vertiefte Aussöhnung setzt sich die deutsch-tschechische AG Paulusbrunn im Verein Via Carolina Goldene Straße ein.
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